Ein fulminantes Spektakel erfreut derzeit die Wiener Musical-Fans: Im Ronacher ist bis 2025 täglich außer Montag das neue Falco Musical Rock me Amadeus zu sehen. Womit das Stück seine Besucher:innen besonders begeistert und welche Tipps du für deinen Musical-Abend beherzigen solltest, verraten wir dir hier.
von Sabrina Farkas
Ein Leben wie im Film hat Hans Hölzel alias Falco geführt – mit unbeschreiblichen Höhen und abgründigen Tiefen, zwischen Genie und Wahnsinn. Eine wahre Geschichte, die berührt und mitreißt wird im neuen Falco Musical Rock me Amadeus im Wiener Ronacher erzählt. Wir haben uns das Stück angesehen und teilen unsere Erfahrungen und Besuchstipps mit dir. Außerdem geben wir euch auch nochmal einen kurzen Abriss zum Schaffen des Ausnahmekünstlers.
Tipp! Welche Musicals noch in Wien zu sehen sind, findest du hier in unserem Überblick für 2024. Aktuell läuft im Metropol Die Drei von der Tankstelle – mit Missy May und Vincent Bueno – lies hier in unserer Kritik, wie uns das Stück gefallen hat und was du dazu wissen musst.
Falco, eigentlich Johann “Hans” Hölzel, wurde 1957 in Wien geboren. Aufgewachsen ist er in Wien-Margareten – was er dort für Spuren hinterlassen hast, kannst du hier in unserem Margareten-Guide nachlesen. Nach ersten Band-Erfahrungen gelang es ihm mit “Ganz Wien” seinen ersten Solo-Titel und mit ihm seinen ganz eigenen Stil bekannt zu machen. Seinen Künstlernamen wählte er angelehnt an den „Falke“ genannten Skispringer Falko Weißpflog. Wie ein Helden-Redakteur Falcos Aufstieg erlebt hat, könnt ihr in unserer Story Falco: Persönliche Erinnerungen an seine Anfänge nachlesen.
Zahlreichen musikalischen Erfolgen standen diverse Eskapaden gegenüber. Auch sein Familienleben, darunter die frühe Schwangerschaft seiner späteren Ehefrau Isabella Vitkovic, stand oft im Scheinwerferlicht. Von der Trennung seiner Eltern an verband ihn außerdem sein Leben lang eine innige Beziehung zu seiner Mutter. Zur Arbeit an einem neuen Album und Flucht aus der Öffentlichkeit zog Hölzel sich schließlich in die Dominikanische Republik zurück, wo er 1998 bei einem Autounfall verstarb.
Mit über 60 Millionen verkauften Tonträgern, zahlreichen Nummer-1-Hits und Chartplatzierungen in 27 Ländern ist Falco nach wie vor nicht nur einer der erfolgreichsten Popstars im deutschsprachigen Raum, sondern in ganz Europa. Mit seinem Titel Rock Me Amadeus gelang ihm das erste und bisher einzige deutschsprachige Lied, das sowohl in den US-amerikanischen Billboard Hot 100 als auch in den britischen Singlecharts den ersten Platz erreichen konnte.
Schon 2018 gab es ein Falco Musical, das durch Deutschland, Österreich und die Schweiz tourte. Diesmal bleibt das Spektakel dem Wiener Publikum vorbehalten. Seit 7. Oktober 2023 und noch bis 23. Juni 2024 erfreuen Falcos größte Hits und vier brandneue Lieder die Fans. Sie wurden von den Original-Falco-Komponisten Rob und Ferdi Bolland exklusiv für die Show produziert. Für die VBW-Eigenproduktion zeichnet Intendant Christian Struppeck verantwortlich. Michael Römer leitet das VBW Orchester.
Schon vor Vorstellungsbeginn ist klar: Dieses Musical wird anders! Spiegel an der Decke und ein Bühnenvorhang, der einen besseren Namen verdient, lassen die Vorfreude steigen. Dann beginnt die Geschichte von Falco mit zwei wunderbaren, jungen Talenten. Sie zeigen Hans’ Schulzeit und die Geburt seines Traumes vom Leben als Superstar. Unterstützung erfährt der Protagonist dabei von seiner Mutter Maria, gespielt von Tania Golden.
Daran schließen Falcos (in der Erstbesetzung gespielt von Moritz Mausser) Anfänge und sein Aufstieg als Musiker an. Immer an Hans’ Seite: Seine beiden besten Freunde Billy (Simon Stockinger) und Hansi (Martin Enenkel), mit denen er einige seiner Hits performt. Das Dreiergespann ist ein echtes Erlebnis mit seinen tollen Stimmen und explosiven Choreographien.
Weniger überzeugend wirkt anfangs Hans’ Flamme Isabella, gespielt von Katharina Gorgi, die beim gemeinsamen Tango eher unbeholfen über die Bühne stakst. Doch als sie nach der Pause erstmals ihre Stimme erklingen lässt, erobert sie als Sängerin unser Herz im Nu.
Einblicke in Falcos Zerrissenheit werden durch ein Alter Ego (Alex Melcher) dargestellt. Ansonsten verläuft die Story weitgehend so, wie man mit peripherer Kenntnis der Eckpunkte seines Lebens vermuten würde, bietet aber zumindest für Nicht-Insider dann aber wahrscheinlich doch das ein oder andere Aha-Erlebnis.
Immer wieder singt das gesamte Ensemble im Chor, manchmal im ganzen Saal verteilt, Teile der größten Hits von Falco. Erst dadurch wird uns bewusst, wie viele seiner Lieder im Original ebenfalls von einem Chor mit ihrer besonderen Note versehen wurden. Im Gegenzug zu anderen, einem Interpreten gewidmeten Musicals wie I am from Austria oder Ich war noch niemals in New York berücksichtigt die Storyline von Rock me Amadeus übrigens auch die chronologische Reihenfolge, in der die Alben und Hits des Künstlers ursprünglich erschienen sind.
Durchwegs spektakulär ist das aufwendige und moderne Bühnenbild, das durch flexible Quader immer wieder neue Welten bietet. Spiegel, wohin das Auge reicht, erschaffen einen ganz besondere Atmosphäre, die sowohl Glanz und Glamour, als auch die Falco nachgesagte Selbstverliebtheit mitschwingen lässt. Das Gefühl, einem Live Konzert des Superstars beizuwohnen, wird dadurch verstärkt, dass sich die Bühne über einen Steg ins Publikum fortsetzt.
In altbewährter Manier haben wir uns vor Vorstellungsbeginn an der kleinen Bar beim Eingang Getränke für die Pause vorbestellt. So entfällt das Anstehen und wir müssen uns von unseren Sitzplätzen am Parkett weniger weit durch die Menge schieben. Apropos Sitzplätze: Ich kann unsere Plätze am Parkett rechts am Gang sehr empfehlen. Von dort hatte ich einen freien Blick auf die Bühne, ganz ohne Köpfe der vor uns sitzenden Personen im Blickfeld. Auf der linken Seite käme die Nähe zum Bühnensteg noch als Krönung dazu.
Wem wichtig ist, eine bestimmte Besetzung zu erleben, dem sei ein Blick auf die Instagram-Kanäle der Darsteller empfohlen. Wir haben uns damit nicht beschäftigt und erleben dadurch unverhofft in der Hauptrolle die Zweitbesetzung Clemens Otto Bauer, der mit grandiosem Gesang, Tanz und Schauspiel einen sehr überzeugenden Hans auf die Bühne bringt. Während die Lautstärke angenehm, bei einigen gesungenen Passagen schon fast zu leise ist, wird am Eingang auch auf die Stroboskopeffekte (Lichtblitze) hingewiesen, die aber sehr moderat zum Einsatz kommen.
Nach rund zwei Stunden und 20 Minuten Spielzeit inklusive Pause ist das Stück zu Ende und wir stürzen uns in das Gedränge an der Garderobe. Unterschiedliche Ohrwürmer begleiten uns am Heimweg. Oder sollten wir zur Feier des Abends doch lieber ins U4, Falcos Stamm-Disco? Die Stimmung wäre jedenfalls die passende und mit der U4 Stadtpark direkt bei der Musical-Location könnten alle, die in Feierlaune sind, den Abend dort noch gebührend ausklingen lassen.
Aktuelle Infos: Seit unserem Besuch war jede Vorstellung ausverkauft – 200.000 Besucher:innen haben das Falco Musical bis jetzt schon gesehen. Daher wurde es bereits bis 2025 verlängert!
Factbox: Alle Infos zum Falco Musical
Adresse: Ronacher, Seilerstätte 9, 1010 Wien
Preis: ab 39 Euro für Erwachsene; Ermäßigungen für Gruppen, Kinder bis 16 Jahre und Senioren
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spielzeiten: Dienstag und Mittwoch 18:30 Uhr, Donnerstag bis Samstag 19:30 Uhr, Sonntag 14:00 Uhr
Anreise: Mit der U-Bahn bis Stadtpark oder Straßenbahn bis Weihburggasse
Link für weitere Infos: Musical Vienna
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Alle Fotos: (c) Vereinigte Bühnen Wien/Deen van Meer
Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.