In F1 2018 dürfen Formel-1-Fans acht neue klassische Autos steuern. Von Laudas Ferrari bis Buttons Brawn. Welche Erfolgsgeschichten & Dramen sie schrieben.
24. August 2018: Könnten Formel-1-Boliden sprechen, dann hätten sie die unglaublichsten Dinge zu erzählen. Man nehme beispielsweise Niki Laudas Ferrari 312 T2 von 1976 oder Mario Andrettis und Ronnie Petersons Lotus 79. Was wären die legendären Renner ohne die Geschichten, die mit ihnen geschrieben wurden? Siege und Niederlagen, Sternstunden, Dramen und Katastrophen.
Heute erscheint mit F1 2018 der neueste Teil der Rennsimulation der Königsklasse. Und, was Fans besonders freut: Es wurden weitere klassische Autos ins Game gehievt. Wie versprochen konnten die Entwickler dank neuer Lizenzen den Fuhrpark der alten Boliden noch einmal aufstocken. Die hochinteressanten Storys zu den 12 Kultautos, die bereits in F1 2017 enthalten waren und mit denen ihr auch im neuen Ablager Gas geben dürft, könnt ihr in unserer Story F1 2017 – so legendär sind die 12 klassischen Autos im Spiel nachlesen.
Aber was haben die acht neuen Classic Cars zu erzählen? Lest und staunt.
Der Lotus 72D war eine Ausführung des außergewöhnlichen Lotus 72 von Colin Chapman und Maurice Philippe, der zwischen 1970 und 1975 seine Zeit prägte. Das bahnbrechende Design hatte allerdings seine Schwachstellen – beispielsweise die Bremswelle, die 1970 in Monza brach und Jochen Rindt, der posthum noch Weltmeister wurde – das Leben kostete. 1972 war es schließlich der hochtalentierte Brasilianer Emerson Fittipaldi, der mit dem Lotus 72D fünf der zwölf Rennen gewann. Er kürte sich mit 25 Jahren zum bis dahin jüngsten Formel-1-Weltmeister aller Zeiten. Kultig! Der brasilianische Sänger Zé Roberto hat dem Auto mit dem Song Lotus 72D sogar ein musikalisches Denkmal gesetzt.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Ebenso berühmt wie der Lotus für seine John Player’s Lackierung war ab 1974 der McLaren M23 mit seinem rot-weißen Marlboro-Design. Noch heute verbindet man diesen Look wie keinen anderen mit McLaren. James Hunt übernahm 1976 das Cockpit von Fittipaldi, der mit dem M23 1974 seinen zweiten Titel eingefahren hatte. Zwar arbeitete McLaren schon verbissen am Nachfolgemodell dem M26. Da sich die Fertigstellung aber zog, kam noch einmal der M23 zum Zug – als M23D mit neuem Getriebe und leichteren Seitenkästen. Nach sechs Saisonsiegen, fünf Ausfällen und einem dramatischen WM-Verlauf im Duell mit Lauda (siehe Ferrari 312 T2) holte Hunt mit einem Punkt Vorsprung die WM-Krone.
Wer den Film Rush über das WM-Duell Niki Lauda gegen James Hunt gesehen hat oder es sogar als Zeitzeuge verfolgt hat, der weiß. Kaum ein Wagen steht so für Triumph und Leid. Der Ferarri 312 T2 mit 12 Zylindern und 575 Kilo war die Weiterentwicklung des Ferrari 312 T mit dem Lauda schon 1975 Weltmeister wurde und von 1976 und 1977 zwei Saisonen lang höchst erfolgreich – mit sieben Siegen, plus einem weiteren 1978, als er noch bei den ersten zwei WM-Läufen eingesetzt wurde. Er hätte Österreichs F1-Legende in beiden Jahren zum Titel verholfen, wäre der schwere Unfall am Nürburgring nicht gewesen.
Ausgerechnet Lauda, dem 1975 als einziger Mensch das Kunststück gelang, die klassische Nordschleife unter 7 Minuten zu meistern, verlor in einem Feuerinferno fast das Leben. Ursache: Ein Materialfehler an der Radaufhängung rechts hinten. So ging die WM 1976 doch noch an Hunt. Doch Ferrari holte mit seinem Schmuckstück zweimal die Konstrukteurs- und einmal die Fahrer-WM (1977).
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Liebevoll von Medien und Fans als “Black Beauty” gefeiert, war der Lotus 79 im Vergleich zur damaligen Konkurrenz ein Downforce-Monster. Weil er dank neuem Bodeneffekt 30 Prozent mehr Anpressdruck auf die Straße brachte als sein Vorgänger der Lotus 78 musste das Chassis mehrmals erneuert und verstärkt werden, um den Kräften standhalten zu können. Beim Debüt des Renners in Belgien raste Mario Andretti auf Anhieb zur Pole mit fast einer Sekunde Vorsprung. “Im Vergleich dazu fährt sich der Lotus 78 wie ein Londoner Bus”, meinte der Amerikaner. Allerdings machten Bremsen und Auspuff bei großer Hitze Probleme. Nichts destotrotz fuhr Andretti damit nach fünf Siegen (den ersten GP in Argentinien gewann er noch mit dem Lotus 79) überlegen den WM-Titel vor seinem Teamkollegen Ronnie Peterson ein, Lotus gewann den Konstrukteurstitel – doch tragischer Weise kam Peterson nach einem Startcrash in Monza ums Leben. Mit schweren Beinverletzungen (7 Brüche) aber eigentlich nicht lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, starb er nach einer verpfuschten OP am nächsten Tag an einer Embolie.
Die Ferrari Crew machte bei diesem Auto aus der Not eine Tugend. Um Verwirbelungen durch die Breite des V12-Motors zu vermeiden wurde ein extra breites Chassis um das schmale Cockpit gebaut. Der erste Ferrari mit Bodeneffekt war ein aerodynamischer Wurf. Jody Scheckter und Gilles Villeneuve flitzten mit dem 312 T4 zu jeweils drei Siegen, wobei Ersterer mit vier Zählern Vorsprung auf seinen Teamkollegen den Fahrer-WM-Titel und Ferrari mit 38 Punkten vor Williams die Konstrukteursmeisterschaft eroberte. Hier eine Runde in Laguna Seca mit Villeneuves Auto bei einem Legendenrennen 2016. Was für ein grimmig cooler Sound:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Der McLaren MP4/1 war das erste Formel-1-Auto mit Karbonfieber-Cockpit. Ein Umstand dem John Watson sein Leben verdankte, wäre er bei seinem fürchterlichen Unfall 1981 in Monza doch mit einer weniger soliden Bauweise (wie viele andere bei solchen Crashes zuvor) wohl umgekommen. So erlebte er im weiterentwickelten McLaren MP4/1B 1982 seine erfolgreichste Saison und wurde nur fünf Punkte hinter Weltmeister Keke Rosberg und punktegleich mit Didier Pironi Dritter der Fahrerwertung. Legendär Watsons Performance beim ersten Detroit-GP, wo er von Startplatz 17 noch zum Sieg raste. Niki Lauda wurde mit dem McLaren bei seiner Rückkehr in die Formel-1 WM-Fünfter.
“Wahrscheinlich das beste Rennauto, dass ich je gefahren bin”, schwärmt Juan Pablo Montoya noch heute vom Williams FW25 mit dem er 2003 im WM-Dreikampf mit Schumacher und Räikkönen nur knapp den Kürzeren zog. Und das auch nur, weil er und seine Team im vorletzten Rennen seine Chancen durch eine Kollision mit Barrichello, anschließendem Penalty und falscher Reifenwahl begruben. Extrem ausbalanciert, zuverlässig und auch noch sauschnell. Mit Sicherheit war der FW26 der größte Wurf des Williams BMW Teams. Ergebnis: 12 Stockerlplätze durch Montoya und Schumacher in 16 Rennen, vier Siege und Platz 2 in der Konstrukteurs-WM.
Janson Buttons erster und einziger WM-Titel 2009 war vor allem deshalb eine Sensation, weil Brawn 2009 erst neu gegründet worden war. Als erstes und bis heute einziges Team holte man im ersten Bestandsjahr die Konstrukteursmeisterschaft – zum Leidwesen von Honda, das das Auto als Honda RA109 zwar noch entwickelt hatte, aber Ende 2008 aus der Formel-1 ausgestiegen war. Hauptverantwortlich für den Erfolg: Der Doppeldiffusor. Die anderen Teams (bis auf Williams und Toyota, die ebenfalls von diesem Kniff profitierten) legten dagegen vergeblich Protest ein. Button gewann sechs der ersten sieben Rennen, später in der Saison Rubens Barrichello noch zwei. Zwar rüstete die Konkurrenz nach und Brawn war in der zweiten Saisonhälfte weitaus weniger dominant. Da der Brawn BGP-001 sich aber auch als extrem zuverlässig erwies, konnte ihn bis zum Ende kein anderes Auto mehr abfangen. Bei Button und Barrichello gab es in 17 Rennen nur einen einzigen Ausfall (Barrichello, Türkei-GP, Getriebeproblemen).
F1 2018 ist seit 24. August für PS4, Xbox One und PC erhältlich. Der Williams FW25 und der Brawn BGP-001 erscheinen als DLCs, sind in der aktuellen Headline-Edition aber bereits enthalten.
Die aufregenden Geschichten zu den restlichen 12 legendären alten Flitzern, die schon in F1 2017 enthalten waren, findet ihr hier:
Aufmacherfoto: (c) Codemasters
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.