Eric Papilaya im großen Helden der Freizeit Interview. Der vielseitige Musiker erzählt von aktuellen Projekten, blickt mit uns auf seine Zeit bei Castingshows zurück und verrät, wieso ein Interview zwischen ihm und Kevin Costner so prägend für seinen weiteren Werdegang war.
von Patrick Meerwald
Er bezeichnet sich als großen Stage-Perfektionisten. Immer darauf aus, alles und mehr aus sich raus zu holen. Genauso kann er auch (wieder) volle Emotionen in seine Konzerte transportieren. Eric Papilaya ist Musiker aus Leidenschaft.
Wir sprachen mit dem passionierten Sänger im Interview über seine vielen musikalischen Facetten, seine nicht nur freudigen Erinnerungen an Castingshows wie Starmania, was er jungen Talenten mit auf den Weg geben will und wieso gerade ein Treffen mit Kevin Costner vieles für ihn zum Positiven verändert hat.
Da gibt es bei mir viele neue Projekte. Für das Woodstock der Blasmusik z.B. haben wir eine Band-Formation gegründet, die Timberwolves. Selbst habe ich ein Projekt ins Leben gerufen, das heißt, “Die große Nacht der Musiklegenden”. Bei dem erarbeite ich mit vielen tollen Kolleg:innen aus Österreich die Musik unserer größten Heroes, zusammen mit einer fantastischen Band. Dann gab es auch noch Gigs mit meiner eigenen Band und so kam einiges zusammen. Aber wir haben alles hinbekommen und das war sehr schön.
Es war vor allem im Juni und Juli sehr tight. Es ist schon so, dass nach dieser Corona-Zeit jeder sehr froh ist, wenn sich wieder etwas tut. Aber es ist auch sehr geblockt. Ich habe das Gefühl, die Veranstalter planen derzeit extrem kurzfristig oder extrem langfristig. Es waren bei mir auf jeden Fall viele Konzerte einfach allgemein.
Weißt du, ich hadere auch immer ein wenig damit, wenn es keine Abwechslung gibt. Mir wird wahnsinnig schnell langweilig. Ich tue mir persönlich sehr schwer, mich auf eine Sache über einen längeren Zeitraum zu fokussieren. Ich denke dann schon “Leg’ doch mal den Fokus auf eine Sache.” Aber mein kreativer Output ist so, dass ich gefühlt immer etwas Anderes machen muss, als tausend Mal dasselbe. Ich spiele jetzt zum Beispiel ein Musical am Ende des Jahres und eigentlich mache ich das sonst nicht, doch jetzt ist so etwas spannend.
Mir wird wahnsinnig schnell langweilig.
Eric Papilaya braucht Abwechslung.
“Zum Glück” spiele ich da nicht so oft. Es gab auch schon Programme von mir, wo es 30 Auftritte gab. Nach dem zehnten musste ich mir dann schon genauer überlegen, wie es noch ein eigenes Fordern geben kann. Da waren die Show und die Kollegen super. Ich habe höchste Achtung vor denen, die über lange ihre Rolle perfektionieren. Für mich selbst wäre das eher schwer.
Ich war letztes Jahr viel im Homestudi. Da hat mir die Interaktion mit Musikern sehr gefehlt. Ich habe dann versucht, irgendwie für mich ein Setting zu finden, in dem ich auch Freude an der Musik alleine haben kann. Und das war dann back to the roots für mich. Ich komme ja ursprünglich aus dem Funk. Dank den Red Hot Chili Peppers, das ging dann mit Tower of Power, Earth, Wind and Fire weiter, Prince darf da auch nicht fehlen, bishin zu Jamiroquai. Das sind echte Musikhelden für mich.
Ich habe nach einem Setting gesucht, bei dem ich auch alleine Freude an Musik finden kann.
In den Lockdown-Zeiten hat Eric Papilaya viel getüftelt.
Und dann habe ich mit Klavier und Gitarre etwas rumgegrooved. Da war dann zum Schluss die Leichtigkeit beim Singen auf Englisch anders da. Das hat mehr Spaß gemacht. Ich habe da mal ein sehr interessantes Gespräch mit Roger Cicero geführt, der beschrieben hat, wie er es schafft, dass sein Sound so einfach klingt. Er sagte klar, dass das überhaupt nicht einfach sei. Er bekam oft Texte vorgefertigt, die er danach noch bis zu einer Woche bearbeitete. Diese Arbeit muss man im Deutschen auch gerne mal investieren, weil die Sprache einfach anders phonetisch gesetzt ist. Mir fällt Englisch da leichter. Will ich aber etwas transportieren oder eine Message mitteilen, wie bei meinem Album, dann ist es Deutsch. Im Homestudio ging es mir vor allem um den Spaß an der Sache.
Die Sache hat zwei Seiten. Würde ich es zum Beispiel für YouTube oder TikTok machen, dann sollte es so fremd, neu und anders wie möglich sein. Zum Beispiel aus Billie Jean eine Ballade oder aus I Will Always Love You einen Funk-Song. Dann lass’ dir was Arges einfallen. Live, finde zumindest ich, ist beim Publikum die Faszination am Größten, wenn man immer näher am Original dran ist. Das gilt auch für die Band. Ich habe wirklich schon gefühlte milliardenmal Summer of 69 gesungen. Einmal dann mit einer wahnsinnig genialen Band, ganz genauso wie es gehört. Und dann verstand ich erstmalig die Magie des Songs. Ich mochte ihn schon davor, doch davor war er vor allem wegen seiner Beliebtheit im Publikum auf unserer Setlist. Da gab es dann den Wow und What The Fuck Moment. Als Instrumentalist kann man dann mehr rausholen.
Für mich ist das jemand, der seine Ängste überwinden kann. Es gibt täglich Möglichkeiten, Ängste zu besiegen. Ich hatte vor kurzem mit Stefan Dettl von LaBrassBanda ein tolles Gespräch an einer Bar. Ich muss ja zugeben, dass ich lange der Professionalitätsbeißer war. Super Show, Entertainment, super Musik usw. Doch die Emotion blieb etwas im Hintergrund. Die war eher an zweiter oder dritter Stelle. Er hat dann erzählt: “Wenn du auf die Bühne gehst, gehe dort hin, wo es am meisten wehtut. Wenn du das zeigen kannst, dann hast du quasi gewonnen.” Das wird mich noch länger prägen. Das kann man auf so vieles umlegen.
In der Basis hat sich nicht so viel meiner Ansicht nach verändert. Für mich war die Zeit damals eine schwierige Zeit. Es war auch eine Herausforderung, dass ich in Relation zum Beispiel zur Nadine Beiler älter war. Sie war 16 und ich schon 28. Davor war ich schon zehn Jahre in einer Band viel durchgemacht. Unter anderem haben wir zwei Bandcontests gewonnen, die östereichweit waren. Wir haben uns über den Gewinn gefreut. Doch kam danach auch kein Response darauf vonseiten der Musikindustrie. Es gab zwar mal einen losen Kontakt mit EMI, aber leider kam nie jemand zu einer Show von uns.
In Wien war ich dann etwas unter den Fittichen von Marianne Mendt, da war dann der Weg zu Starmania relativ nahe. Die Band löste sich auf und da wollte ich es bei der Show versuchen. Dort war ich sehr überrascht, wie das alles ablief, als jemand, der aus der Rockmusik und dem Indie-Bereich generell kam. Ich wollte alles auch aus einer professionellen Warte aus sehen. Nach dem Ganzen war ich vollkommen naiv, auch in meinem damaligen Alter, in das Business reingestolpert. Mit meiner Plattenfirma damals und einem Manager habe ich wahnsinnig schlechte Erfahrungen gemacht. Deshalb denke ich auch etwas mit Bauchweh zurück. Ich habe das Business von einer Seite kennengelernt, von der ich es nicht wollte. Das hat mir dann auch eine Zeit lang die Freude am Musikmachen genommen.
Ich war einige Zeit weg aus der Branche und brauchte Abstand. Doch dann hatte ich Kontakt mit Dietrich Mateschitz, und er fragte ob ich auf ServusTV die Sendung Music Nuggets moderieren will. Über diese Sendung, egal ob bei Talks Skunk Anansie, Thomas D oder Natasha Bedingfield, habe ich wieder die Urliebe zur Musik gefunden, die mir genommen wurde oder ich mir nehmen habe lassen.
Von da an gab es auch keine Erschütterungen mehr im Vergleich zum naiven Ich von früher. Das Musikbiz war schon eine Realitätskeule und nicht der wahr gewordene Traum. Eines möchte ich trotzdem festhalten: So ziemlich alle Mitarbeiter vom ORF, von der Spitze Kurt Pongatz bis zum Inszipienten waren echt tolle Leute. Die ganze Sendung hat mich auch toll auf den später folgenden Songcontest vorbereitet. Das Level, auf dem die arbeiten, ist echt hoch. Die schlechten Erfahrungen hatten also nichts mit dem Sender, sondern mit der Musikindustrie zu tun.
Am Anfang war ich schon sehr aufgeregt und nervös. Ich hatte da auch wirklich keine Erfahrung davor. Vor einer Kamera Menschen zu interviewen, das war schon speziell. Besonders bleibt mir das Interview mit Kevin Costner in Erinnerung. Das war echt toll. Er hatte damals in Österreich ein Konzert mit seiner Band. Da gab es nur eine Pressekonferenz und ein Interview mit ServusTV, weil er die Wings for Life Foundation unterstützt hat. Es war wohl der exklusivste Moment meines Lebens.
Wir haben dann in den 20 Minuten fast ausschließlich über Musik gesprochen. Das hat ihm sehr gefallen. Er sagte zu mir, dass das für ihn eines der besten Interviews seit langem gewesen wäre. Ich weiß bis heute nicht, ob er bemerkt hat, dass ich aufgeregt war und er mir das deshalb gesagt und mir Selbstbewusstsein geben wollte. Er hat uns jedenfalls dann auch Backstage zu seinem Konzert eingeladen und wir beide haben dann noch weiter über Musik philosophiert. Dieses Erlebnis ist eine sehr inspirierende und prägende Erinnerung für mich bis heute.
Lerne aus deinen Fehlern. Sei vielleicht auch ein wenig glücklich, wenn du etwas nicht gleich erreichst, denn dann hast du noch Ziele. Ich glaube es ist unumgänglich wichtig, von der Erfahrung von Menschen zu profitieren, die schon etwas erlebt haben in dieser Welt. Außerdem braucht es auch eine Balance aus Selbstverwirklichung und der Offenheit von Erfahreneren zu hören und zu lernen. Die zu finden ist nicht leicht.
Für mich war es auch so. Ich wusste es auch immer besser. Hätte ich mehr zugehört, hätte ich mir sicher auch einiges erspart. Wichtig ist einfach mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen. Musiker sein ist wie ein Marathon ohne Ziel! Die Trance, in die man mal beim Laufen verfällt, so ist Musik. Ein Nummer eins Hit ist kein Ziel. Siehe Falco, der sich danach gefragt hat, was er danach noch erreichen hätte können. Es ist ein konstantes sich neu finden und Versuch zu wachsen.
Bei uns gibt es monatlich spannende Talks mit unseren Helden der Helden. Hier gibt es die Gespräche zum Schmökern:
Josh. im Interview: “Ich hatte keinen Bock mehr. Auf gar nichts!”
Otto Jaus im Interview: “Zufriedenheit ist eine Einstellung!”
Rose May Alaba: “Ich habe keine Angst, Barrieren zu brechen!”
Nino aus Wien: “Ich höre gerne Hits, ich schreibe halt keine!”
Rapperin Yasmo: “Sich zu behaupten, geht auch ohne Hierarchie!”
Cil City: “Wenn die Energie passt, darf auch was danebengehen!”
Aufmacherbild: (c) Angelo Air
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.