Mit Dynasty Warriors Origins macht der König des Button Mashings einen Neuanfang. Der nächste Ableger der kultigen Hack ‘n’ Slash Franchise setzt nicht nur auf neue Grafikpracht und noch größere Gegnerhorden, sondern zeigt sich auch spielerisch anspruchsvoller als gewohnt. Warum das Game auch für Warriors-Kritiker interessant sein könnte, verrät unser Dynasty Warriors Origins Test.
von Klaus Kainz, 25. 1. 2025
Inzwischen sind die Warriors-Spiele und ihr Endlos-Gemetzel fester Bestandteil der Gaming-Landschaft – nicht zuletzt dank Crossovern mit Kultmarken von One Piece bis Zelda. Mit Dynasty Warriors Origins geht es jedenfalls zurück ins antike China. Allerdings soll nun eine Frischzellenkur mit dem negativen Image der Reihe aufräumen. Tatsächlich kann Origins mehr sein als reines Button Mashing.
Die Story wärmt mal wieder die politischen Intrigen während und nach dem Aufstand der sogenannten Gelben Turbane auf. Diesmal geratet ihr als Jungspund mit Gedächtnisschwund in die korrupten Machenschaften der mächtigen (und überdurchschnittlich hübschen) Feldherren wie Lu Bu & Co. und deckt gleichzeitig die Geheimnisse der Vergangenheit des Protagonisten auf, weil scheinbar ungeahnte Kräfte in ihm schlummern.
Vom Gameplay sieht Dynasty Warriors Origins dabei auf den ersten Blick aus wie gewohnt. Ihr metzelt euch auf überschaubaren Schlachtfeldern mit Superhelden-Akrobatik durch Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Gegner und sichert Teile des Schlachtfelds, indem ihr die Offiziere aus dem Weg räumt. Zwischen den Schlachten laufen einige Cutscenes und Dialoge, mit viel Anime-Melodrama und einem Hauch Rollenspiel, da ihr häufig Antworten selbst auswählen könnt – wer nur für die Action zocken will, kann die Story aber getrost überspringen.
Bei vielen Warriors-Spielen war Taktik am Feld irgendwann nicht mehr der Schwerpunkt. Vielmehr ging es in dem Franchise bald um instant gratification – also ein bisschen Dopamin, wenn nur wenige Button-Kommandos Hunderte Gegner durch die Luft ballern. Dadurch bekam die Serie aber irgendwann einen schlechten Ruf. Besonders auf dem normalen Schwierigkeitsgrad haben sich gegnerische Truppen quasi nicht mehr gewehrt, so dass das Gemetzel nicht mehr wirklich belohnend, sondern schnell langweilig war.
Dynasty Warriors Origins macht spielerisch hier einen leichten Wandel. Das Kanonenfutter setzt sich nämlich endlich zur Wehr und selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad geht man bei Unachtsamkeit schon gerne einmal selbst drauf. Das zeigt sich auch durch diverse neue Mechaniken. Denn der Hauptcharakter beherrscht nun verschiedene Blocks, Konter und Ausweich-Kombinationen, die es vor allem in dichten Kämpfen dringend benötigt.
Oft geraten die kleineren Truppen etwa in Rage und leuchten Orange, worauf ihr mit der richtigen Konter-Attacke reagieren müsst. Stärkere Bosse haben obendrauf rote Attacken, die gar nicht geblockt werden können – hier müsst ihr á la Bayonetta oder Devil May Cry mit akrobatischen Manövern ausweichen. Wer in der richtigen Millisekunde eine normale Attacke blockt, bekommt wiederum einen Gegenschlag spendiert.
Etwas nervig: Oft versagt nicht ihr, sondern ein computergesteuerter General. Das Spiel setzt automatisch Checkpoints, aber wenn ein wichtiger NPC während des Speicherns schon fast den Löffel abgibt, ist der Spielstand quasi nicht mehr zu retten. Dann muss auf einen früheren Zeitpunkt der Schlacht zurückgespult werden. Fans, denen das nun zu frustig ist, können aber auf den leichten Schwierigkeitsgrad wechseln.
“Instant gratification” gibt es aber trotzdem. Auf einer Miniatur-Oberwelt können nämlich durchgehend kleine Zwischenkämpfe und Sidequests erledigt werden, die dazu einladen, sich ein paar Minuten lang mit neuen Waffen auszutoben.
Die circa 15 bis 20 Stunden lange Kampagne hat zwar noch immer viele eintönige Momente, weil die Offiziere und Minibosse sich oft wiederholen. Trotzdem versucht Origins, so viel Abwechslung wie möglich ins alte Konzept einzubauen – und schafft das über lange Strecken auch ganz gut.
Das Spiel führt nämlich kontinuierlich neue Mechaniken ein, um sich frisch zu halten. Sind es zu Beginn noch die unterschiedlichen Konter oder Spezial-Moves, könnt ihr später irgendwann selbst euer Heer kommandieren, um größere Brocken zu umzingeln, oder einen Pfeilregen abfeuern zu lassen. Hier und da gibt es kleine Fluchtsequenzen, oder Bossfights mit fiesen Zaubern und Unwettern. Ab einem bestimmten Punkt könnt ihr auch mit Offizieren direkt in Duellen antreten, wie in einem Kampfspiel. Oder kurzzeitig die Kontrolle über eure Kameraden mit besonders starken Spezialattacken übernehmen.
Wermutstropfen für alteingesessene Fans: Während viele Warriors-Spiele mit riesigen Rostern auffahren, ist in Origins davon leider keine Spur. Nur der etwas blasse Protagonist ist permanent spielbar. Dafür sorgen aber die Waffentypen für spielerische Varianz. Über das Spiel schaltet ihr insgesamt zehn verschiedene Waffentypen frei, die sich am antiken China orientieren – sprich, Säbel, Kampfstöcke, Speere und so weiter. Sidequests ermuntern dabei dazu, die Waffen möglichst oft zu tauschen.
Obendrauf hat Dynasty Warriors noch nie so gut ausgesehen. Klar, mit den Produktionskosten von AAA Games kann Tecmo Koei hier nicht mithalten. Aber zumindest hat die Serie ihr Low-Budget-Flair abgelegt und kann mit deutlich mehr grafischen Details punkten. Aber viel wichtiger: Noch nie waren so viele Gegner auf einmal am Screen. Wenn man einmal so richtig in die Gegnermassen reinbuttert, dann macht es nun umso mehr Spaß, unzählige Soldaten in der Luft zu jonglieren.
Die Musik ist wiederum Geschmackssache. Während Story und Oberwelt mit harmonischen asiatischen Klängen untermalt sind, sind es am Schlachtfeld Gegröle und kitschiger Buttrock. Aber so albern das auch wirkt, passt es zum überdrehten Gameplay und zum melodramatischen Storytelling.
Warriors hatte dringend eine Frischzellenkur nötig. Oft erschienen jährlich mehrere Spinoffs und Ableger mit demselben ausgelutschten Konzept auf PS3-Niveau. In Origins steckt noch immer Warriors, aber es ist nun schöner und endlich wieder anspruchsvoller. Nicht nur dank komplexeren Mechaniken, sondern auch wegen relativ viel Abwechslung in seinen überdrehten Kulissen. Dynasty Warriors Origins kann mit anderen Action-Spektakeln durchaus mithalten und muss – fürs erste – nicht mehr belächelt werden.
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Alle Bilder © Koei Tecmo
Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.