In Dogs of Berlin wird fast jedes Cop-Klischee bedient. Warum die Netflix-Serie trotzdem top aktuell und alles andere als langweilig ist, lest ihr hier.
10. Dezember 2018: In der zweiten deutschen Netflix-Produktion nach dem Publikumshit Dark geht’s auf den ersten Blick sehr klischeehaft zu – Deutsche gegen Türken, Polizei gegen Gangster – aber steckt bei Dogs of Berlin noch mehr sehenswertes dahinter?
Wir haben die Serie, die seit ein paar Tagen online ist, bereits komplett für euch gesichtet. Hier unsere Kritik:
Zwei Berliner Kommissare, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Kurt Grimmer (Felix Kramer), der korrupte deutsche Polizist und Erol Birkan (Fahri Yardim), der Türke, der einen Klan bekämpfen möchte, um Berlin sauber zu bekommen. Die Geschichte dazu beginnt im Berliner Problemviertel Marzahn. Ein türkischstämmiger deutscher Nationalspieler wird tot aufgefunden. Grimmer, der mit seiner Nazi-Vergangenheit und -Familie zu kämpfen hat, kann klarerweise nicht alleine die Soko anführen. Deshalb muss Birkan als Quoten-Türke herhalten. Und bei der Untergrund-Szene Berlins ist es gar nicht so leicht den Mörder zu finden.
Nicht nur die Neonazis haben etwas gegen den Superstar in der Nationalmannschaft, auch seine Landsmänner waren nicht alle damit einverstanden, dass er für ein anderes Land spielt. Und was sucht der millionenschwere Fußballer mitten in der Nacht in dem Problembezirk? Nicht nur die Hauptstory ist extrem verstrickt, Grimmer hat neben seiner Frau und seinen zwei Kindern, auch noch eine Geliebte, die ihm sein Leben erschwert.
Besonders Felix Kramer verkörpert den Assi-Polizisten extrem gut. Auch die anderen Darsteller liefern solide Leistungen ab, auch wenn ihre Figuren gar etwas stereotyp gezeichnet sind. So kompliziert und um hundert Ecken verstrickt die Story auch ist (so mancher Handlungsstrang wäre verzichtbar gewesen), die vielen Nebengeschichten tragen einen wichtigen Part zur Hauptstory bei, die uns einen spannenden Kriminalfall präsentiert. Fast jede Figur hat einen Plan, den sie oder er durchbringen will. Und dabei gehen nahezu alle wortwörtlich über Leichen. Die Idee zur Serie ist mitreißend und man will ab den ersten 10 Minuten der ersten Folge mehr über den Berliner Untergrund wissen. Dogs of Berlin ist düster und teils extrem brutal, aber genau das braucht es bei diesem harten Tobak auch.
Die korrupte Geschichte zwischen Profifußball, Klans und Politik packt einen, auch wenn vieles stark überzeichnet wurde und gerade die Fußballszenen sehr grottig umgesetzt wurden.
Klar: Dogs of Berlin bedient sich altbewährter Prinzipien. Good cop, bad cop, eine Sippe gegen die andere – Gegensätze ziehen sich an. Die Produzenten mischen damit zwar in Sachen Kreativität nicht den Serienmarkt auf, aber es funktioniert einfach. Die unterschiedlichsten Felder der Ausländerfeindlichkeit und Korruption werden in zehn Folgen spannend verpackt, auch wenn so manches Klischee und Vorurteil überstrapaziert wird.
Von Langatmigkeit ist jedenfalls trotz der vielen Nebenstorys keine Spur. Auf alle Fälle ist diese Netflix-Produktion nichts für schwache Nerven. Schlägereien, Morde und nicht mal vor Kindern oder Hunden wird Halt gemacht. (mir)
Mehr Serien-Tipps gefällig? Hier unsere Netflix-Reviews im Überblick:
The Kominsky Method (Staffel 1)
The Ballad of Buster Scruggs (Staffel 1)
Maniac (Staffel 1)
Élite (Staffel 1)
BoJack Horseman (Staffel 5)
Disenchantment (Staffel 1)
Orange is the new Black (Staffel 6)
Der Pate von Bombay (Staffel 1)
Glow (Staffel 2)
Happy! (Staffel 1)
Better Call Saul (Review nach ersten 33 Folgen)
The Innocents (Staffel 1)
Mindhunter (Staffel 1)
Girlboss (Staffel 1)
Jessica Jones (Staffel 2)
Stranger Things (Staffel 2)
Marvels Iron Fist (Staffel 1)
Tote Mädchen lügen nicht (Staffel 1)
Hier in unserem Seher-Bereich gibt’s noch mehr. Zum Beispiel:
Aufmacherfoto: © 2018 Stefan Erhard
Miriam Usenik schreibt seit 2017 für die Helden der Freizeit über Events, Ausflugsziele und das monatliche Netflix-Programm. Für ihre Serie "Miriams Ausflugstipps" produziert sie tollen Social Media Content.