In unserer Kritik könnt ihr nachlesen, was die Churchill Film-Biographie taugt. Und warum Gary Oldman mit seiner Performance alle in der Zigarre raucht.
17. Jänner 2018: Lange Zeit als Film-Bösewicht bekannt, schlüpft Gary Oldman in die dunkelste Stunde – dem neuesten Film von Joe Wright (Abbitte, Stolz & Vorurteil) – in die Rolle von Winston Churchill, einem der polarisierendsten Regierungschefs, die das Vereinte Königreich je gesehen hat.
Die Helden der Freizeit konnten den Film vorab sehen. Worum es geht, in welchen Punkten uns der Film begeistern konnte – das und vieles mehr lest ihr in unserer Kritik!
Kurz nach der Ernennung zum neuen Premierminister von Großbritannien steht Winston Churchill gehörig unter Druck. Hitler und seine Soldaten haben im Eilzugstempo große Teile Europas erobert. Sogar Frankreich steht kurz vor der Kapitulation. Der Nachfolger von Neville Chamberlain (Ronald Pickup) wird angehalten mit den Nazis den Frieden zu verhandeln, wogegen er sich mehr als sträubt, er will nicht aufgeben.
In der wahrscheinlich dunkelsten Stunde seiner Amtszeit muss der Premier gegen Widersacher aus den eigenen Reihen ankämpfen, sich gegen den ihm gegenüber sehr skeptisch eingestellten König George VI. durchsetzen, die knapp 400.000 eingekesselten Soldaten vor dem sicheren Tod bewahren und gleichzeitig eine Invasion der Wehrmacht unterbinden. Kurz: Auf seinen Schultern lastet das Schicksal einer ganzen Generation.
Der gesamte Film lebt vor allem von der außergewöhnlichen schauspielerischen Leistung von Gary Oldman, für die der ehemalige Darsteller von Dame, König, As, Spion, Harry Potter oder The Dark Knight bereits vor wenigen Wochen mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Angefangen mit der Mimik und Gestik, über das für Churchill so typische Nuscheln, bis hin zu dessen Freude an den verschiedensten Genussmitteln. Er beherrscht alle Facetten des legendären Premierministers.
Dafür nahm der Ausnahmeschauspieler sogar eine ernsthafte Nikotinvergiftung in Kauf. Während der gesamten Drehzeit verpuffte er über 400 echte Zigarren von Winston Churchills Lieblingsmarke Romeo y Julieta (Gesamtwert: Etwa 33.000 Euro). Für Gary Oldman eine Selbstverständlichkeit. Denn: “Man kann Winston Churchill nicht ohne eine Zigarre haben,“ so Oldman. Wir ziehen unseren Hut vor diesem Engagement.
Andere Darsteller spielen ihre Parts solide, bleiben aber im Vergleich zu Oldman relativ blass. Sinnbildlich dafür steht Stephen Dillen, der Churchills innerparteilichen Widersacher Lord Halifex mimt: Spannender Charakter, tolle Monologe, Mimik und Gestik auch absolut okay, aber immer im Schatten der Hauptfigur.
Besonders hervorzuheben ist noch die Fähigkeit von Regisseur Joe Wright Stimmungsbilder zu erzeugen. Sieht man anfangs auf den Straßen noch fröhliche Menschen bei Sonnenschein, die nichts von einer bevorstehenden Bedrohung ahnen, ändert sich Bild und Wetter, als sich die Lage der Briten zuspitzt. Die selben Menschen wirken nun verbittert, verängstigt und werden buchstäblich im Regen stehen gelassen.
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Unser Urteil: Der gut zwei Stunden lange Film gehört zu den Biopics der besseren Sorte. Auf das, für dieses Genre oft so typische, Verherrlichen der Hauptfigur wird zum Glück größtenteils verzichtet. Der Film bleibt bis zuletzt spannend, auch für jene, die den historischen Verlauf von Churchills Aufstieg schon ganz genau kennen.
Wir hätten uns etwas mehr Raum für die Nebendarsteller gewünscht. Neben dem übergroßen Protagonisten ist für deren Charakterentwicklung kaum Platz. Das ist sehr schade, weil deren Leistung doch zumindest sehr solide ist.
Alles in allem ist Die dunkelste Stunde ein gelungener Film. Tolle Stimmung, Spannung bis zuletzt und ein Gary Oldman in seiner vielleicht besten Rolle.
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Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.