Netflix-Produktionen gibt’s wie Sand am Meer. Preisgekrönte, schlechte und mittelmäßige. Welche sind die besten Netflix-Filme? Unser Top-10-Ranking. Plus 5 weitere Empfehlungen.
von Christoph Geretschlaeger und Christoph König
Während die Auswahl an Top-Serien (hier unser Ranking der besten 44 und was sie auszeichnet) und starken Dokus (hier 10, die du gesehen haben musst) bei Netflix groß ist, sah es bei den Film-Eigenproduktionen lange trüb aus. Als mahnende Beispiele können auch die 10 schlechtesten Filme auf Netflix gelten. Abgesehen von diesem Trash wurden in den letzten Jahren aber auch ein paar Perlen produziert. Wir haben euch 10 herausgefischt.
Was zählt eigentlich als Netflix-Film? In unserer Liste finden sich bewusst nur Streifen, die von Netflix auch produziert wurden – und nicht alle, die der Streaminganbieter zugekaufter Weise online stellt – zumal das von Region zu Region und von Monat zu Monat sowieso schwankt.
Von Oscar bait (Filme die nur darauf abzielen einen Oscar zu gewinnen) über Horrorfilme, von schrulligen Komödien bis hin zu Zombie-Filmen. Das stetig wachsende Portfolio des Streamingdienstes deckt alle Genres und Geschmäcker ab. Das sind also die besten Netflix-Filme. Unser, höchst subjektives, Top 10-Ranking – was 2024 für neue Filme parat hast, siehst du übrigens hier in unserer Jahresvorschau. Jetzt aber zu den Top10:
Tom Hanks brilliert wieder einmal in einer Rolle, die ihm auf den Maß geschneidert ist. Doch auch die 12-jährige Helena Zengel, den meisten aus Systemsprenger nur allzu intensiv in Erinnerung, spielt brillant. Um was geht es? Bürgerkriegsveteran Jefferson Kyle Kidd (Hanks) reist durch die Südstaaten. Dabei liest er den Menschen die wichtigsten Nachrichten vor und bald das Waisenmädchen Johanna (Zengel) auf. Von Indianern aufgezogen und traumatischen Ereignissen geprägt, passt sie so gar nicht in das Korsett der weißen Gesellschaft. Aber auch er ist vom Leben gebeutelt und so kämpfen sie sich gemeinsam durch den Wilden Westen. Eine langsame und ruhig erzählte Geschichte, die nicht unbedingt einen Kreativ-Oscar gewinnt, aber mit toller Stimmung und zwei überragenden Schauspielern überzeugt. Apropos gute Buchverfilmungen: Hier findest du eine Liste der 60 besten Buchverfilmungen, die aktuell auf Netflix laufen.
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Netflix als Film-Produzent, das konnte sich 2015 noch niemand so recht vorstellen. Der erste Release läutete ein neue Ära ein, war gleichzeitig brutaler Kriegsfilm und Coming-of-Age-Drama: Beasts of no Nation. Idris Elba versucht als berüchtigter Warlord aus dem jungen Agu (Abraham Attah) einen rücksichtslosen Kindersoldaten zu machen, eine Tötungsmaschine. Der Junge klammert sich aber an die Reste seiner Kindheit, um sich noch etwas Menschlichkeit zu bewahren. Regisseur Cary Fukunaga war unter anderem verantwortlich für die erste Staffel von True Detective und steht für den kommenden Bond-Film hinter der Kamera.
Familiengründung mit Mitte 40, ein schwieriges Unterfangen. Künstliche Befruchtung, Leihmutterschaft, IVF, alle Methoden scheinen zum Scheitern verurteilt. Doch Richard und Rachel wollen einfach nicht aufgeben und durchleben in dieser schwarzen Tragikomödie allerlei, manchmal zum Weinen, oft zum Lachen. Das Ehepaar (Paul Giamatti, Kathryn Hahn beide großartig) wird wundervoll plausibel und irgendwie realistisch in Szene gesetzt von Regisseurin und Drehbuchautorin Tamara Jenkins. Trotz des Themas gleitet Private Life nie ins Melodramatische ab.
Für diesen Film solltet ihr etwas mehr Zeit einplanen. Dreieinhalb Stunden dauert das Gangster-Epos bei dem Al Pacino als sturer Gewerkschaftsboss und Robert De Niro als Mann fürs Grobe einmal mehr eine Glanzleistung in diesem Genre abliefern. Mit starken Bildern inszeniert Martin Scorsese diesen Mafia-Streifen alter Schule. Auch wenn der Film mitunter etwas langatmig ist und es ein wenig irritiert, wenn der Körper eines 76-jährigen De Niro sich mit CGI verjüngten Gesicht herumschleppt, beschert uns der Film einen tolle Trip in die gute alte Filmzeit, in der man sich noch die Zeit nahm, Geschichten zu erzählen.
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Jonathan Pryce (vielen bekannt als “Hoher Spatz” in Game of Thrones) und Anthony Hopkins überzeugen auf ganzer Linie. Papst Benedikt XVI. (Hopkins) und sein baldiger Nachfolger Kardinal Bergoglio, später Papst Franziskus (Pryce), diskutieren als Gegenpole in einer Institution, die sich in der Krise befindet. Der konservative Benedikt scheint der falsche Mann zu sein, um die römisch-katholische Kirche auf den notwendigen Reformkurs zu bringen. Bergoglio ist frustriert und will eigentlich als Kardinal in den Ruhestand gehen. Doch der sture Ratzinger hat andere Pläne mit ihm. Bei allem Ärger über den anderen kommt dabei aber auch der Respekt an die Oberfläche, den sie für einander empfinden und die Bürde des Amtes, das auf ihnen lastet. Herauskommt ein fein nuanciertes Portrait zweier Männer mit all ihren Stärken und Schwächen.
“Ein beißendes, intensiv umgesetztes Werk voller Scham, Brutalität und heroischer Liebe” bilanziert unsere Filmexpertin Susanne Gottlieb hier in ihrem Review. Benedict Cumberbatch tyrannisiert im Wilden Westen der 20er Jahre als vermeintlich beinharter Cowboy, die auf seiner Farm eingezogene Rose und ihren Sohn Peter – weil sein Rinderzüchter-Partner George Rose heiratet und er sich vernachlässigt fühlt. Romantische, aber unwirtliche Bilder, großartige Hauptdarsteller und ein guter Twist sorgen dafür, dass einer der besten Netflix-Filme 2021 auch beim Oscar-Rennen gute Karten hat.
Platz 4 in unserem Ranking war ein erster Meilenstein unter den Netflix-Produktionen. Zwei Familien im Mississippi der 40er, eine schwarz, eine weiß. Selten melodramatisch, aber immer emotional lernen wir den Süden aus der Sicht von sechs Charakteren kennen, über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Anhand der Buchvorlage von Hillary Jordan ist Filmemacherin Dee Rees ein visuell wie inhaltlich beeindruckender Film gelungen. Besonders Sängerin Mary J. Blige brilliert in ihrer Rolle als Matriarchin der Jackson-Familie (und auch im Soundtrack). Resultat waren die ersten vier Oscar-Nominierungen für Netflix.
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Seit gut zehn Jahren passt die junge Mija auf Okja auf. Ein Wesen von dem superbösen, multinationalen, Konglomerat Mirando (angeführt von der fantastisch spielenden Tilda Swinton) bunt zusammengewürfelt aus Nilpferd, Schwein und Hase. Nach Jahren der Obsorge durch das südkoreanische Bauernmädchen entführt das Unternehmen Okja und Mirandos finstere Absichten werden deutlich. Mija macht sich an die Rettung ihrer Gefährtin, ihre Reise wird aber ungleich schwerer gemacht durch Bekanntschaften mit Kapitalisten, Demonstranten und Konsumenten, die alle ein Wörtchen über das Schicksal Okjas mitreden wollen.
Vom Visionär Joon-ho Bong (Mother, Snowpiercer) ist Okja ein lustiges, subversives, aber nicht immer subtiles, Drama mit südkoreanischer Besetzung, gespickt mit Hollywood-Stars (u. a. Jake Gyllenhaal, Giancarlo Esposito).
“Dieser zutiefst menschlicher Film thematisiert nicht nur eine Scheidung. Er greift tiefer und geht der Frage nach, wie ehemalige Partner nach der Trennung miteinander umgehen müssen und was mit der Zuneigung passiert, die da einmal war“, bilanzieren wir in unserer Kritik. Scarlett Johansson und vor allem Adam Driver brillieren, indem sie es schaffen eine Trennung mit allen ihren positiven und negativen Nuancen auf die Leinwand zu bringen. So ist Marriage Story nicht nur eine traurige Geschichte, sondern gibt auch Mut, wie sich so ein privates Drama meistern lässt. Es zeigt sehr feinfühlig die Zerissenheit, in der ein Paar in einer solchen Situation steckt.
10 Nominierungen und 3 Oscars sprechen eine deutliche Sprache für das ehrgeizige Projekt von Filmemacher Alfonso Cuaron (Gravity, Y Tu Mamá Tambien, Children of Men). Ein Schwarzweiß-Film mit einer Unbekannten in der Hauptrolle. Ein Film ohne großartige Story als Ode an Cuarons Haushälterin und Kindermädchen, hier vertreten durch Cleo (Yalitza Aparicio). Ein Film, der die Spannungen zwischen wohlhabender spanisch/mexikanischen Familie und den indigenen Haushaltshilfen unbequem aber dafür umso feinfühliger beleuchtet.
Falls du nach neuen Tipp suchst. Hier findest du einen Überblick aller Neuerscheinungen 2023.
Wir aktualisieren unser Ranking laufend. Ein paar sind gerade an den besten 10 vorbeigeschrammt und wurden inzwischen daraus verdrängt. Hier daher noch sieben Tipps für euch – die Plätze 11 bis 17:
Ein toller Nachschlag für alle Breaking Bad Fans. In El Camino bekommt Jesse Pinkman – einer der spannendsten Charaktere – nochmal ein würdiges Ende. Direkt anschließend an die letzte Folge der Serie muss er mit einem finalen Befreiungsschlag vor seiner Vergangenheit flüchten. Schwer traumatisiert als Folteropfer von Nazis agiert er erwachsener und weniger naiv als unter dem Einfluss von Walter White, hat sich von seinem verhassten Mentor so manches abgeschaut, bleibt sich selbst aber treu. Warum das einer der besten Netflix-Filme ist, könnt ihr hier in unserer El Camino Review – Pinkman kriegt, was er verdient im Detail nachlesen.
Grenzenlosen Freiraum soll Netflix seinen Filmemachern bieten, heißt es. Die Coen-Brüder Ethan und Joel (Fargo, The Big Lebowski) wussten diesen für ihre sechs Western-Märchen gekonnt auszunutzen. Sechs scheinbar unzusammenhängende Kurzgeschichten aus den letzten 25 Jahren, alle angesiedelt im Wilden Westen. Wie ein Damokles-Schwert hängt der Tod über allen Protagonisten. In unserer Kritik lobten wir den schwarzen Humor, die tollen Kamera-Aufnahmen und die etwas andere Erzählweise.
Einer dieser Streifen, die bei den Kritikern weit besser ankommen als beim Massenpublikum. Kein Wunder. Ist es doch keine leichte Kost, die uns Spike Lee hier auftischt. Vier schwarze Vietnam-Veteranen machen sich in der Gegenwart auf die Suche nach den Überresten ihres gefallenen Kameraden – und wie sich später herausstellt – einer Kiste Gold. Natürlich gerät das Ganze völlig außer Kontrolle. In Rückblenden wird erzählt, wie die “Bloods” im Krieg an vorderster Front wie viele Kameraden verheizt wurden. Es geht um Rassismus, Gier und Kriegstraumata, historisch untermauert mit Originalbildern von früher und Ikonen der Bürgerrechtsbewegung. Mit brandaktuellem Bezug zur #blacklivesmatter- Bewegung.
Ein Hobbit, ein Baby und ein Aborigine-Mädchen spazieren durch die Wüste. Was sich wie ein schlechter Scherz liest, ist der Plot von Cargo, mit Martin Freeman in der Hauptrolle. Unser Hobbit (Martin Freeman, diesmal normal groß) ist infiziert, er wird sterben. In seinen letzten 48 Stunden versucht er für seine Tochter irgendetwas zu finden, was an Sicherheit erinnert: ein letzter Funken Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit. Dieser etwas andere Zombie-Film glänzt trotz seiner manchmal langatmigen Handlung durch tolle Landschaftsaufnahmen und überraschende Schockeffekte.
Wird ein Horrorfilm gruseliger, wenn man den Protagonisten steuern kann? Wenn man ihm sagen kann, was er zu tun oder zu lassen hat? Im ambitionierten, interaktiven Bandersnatch, im Choose-your-own-Adventure-Stil hat man alle Fäden selbst in der Hand. Fünf verschiedene Enden und unzählige Entscheidungen am Weg dorthin locken Experimentierfreudige. Alles, um einem jungen Programmierer bei der Adaption eines Roman in ein Videospiel unter die Arme zu greifen.
Stellenweise verlässt sich die Black-Mirror-Folge in Spielfilmlänge zu sehr auf seinen, zugegeben originellen, Gimmick – statt eine wirklich packende Story zu erzählen. Und manchmal führen die Entscheidungen dann doch immer wieder zur selben Ereignisschleife. Trotzdem ein mitreißendes Erlebnis – zumal man es nicht bei einem Versuch belässt und die verschiedenen Optionen ausprobiert.
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Im Spannungsfeld zwischen den weißen Team-Besitzern und den schwarzen NBA-Spielern strapaziert Regisseur Steven Soderbergh experimentelle Kamera-Einstellungen und die Geduld der Seher. Erst nach gut 40 Minuten kommt das dokumentarisch angehauchte Sportdrama ins Rollen. High Flying Bird gewährt dann aber einen tiefen Einblick in das Profi-Geschäft und die Charaktere an dessen Peripherie. Auf die Frage, warum Soderbergh den Film an Netflix verkauft hat, meinte er, er wolle einfach nur so viele Leute wie möglich mit seinem Werk erreichen. Denn dadurch sei die Wahrscheinlichkeit viel höher ist, dass es genau das Publikum findet, das sich dafür interessiert.
Die eine lüpft in ihren Stand-up-Programmen regelmäßig den Rock, der andere spielte schon mal Kim Jong Un. Gemeinsam versuchen Ali Wong und Randall Park – sie mittlerweile Starköchin, er Klimaanlagen-Installateur – eine in Vergessenheit geratene Liebe zu kitten. Nach der gemeinsamen Kindheit und ersten sexuellen Erfahrungen verlieren sie sich aus den Augen. Mit den gängigen Klischees spielend überrascht diese rasante Liebeskomödie nicht nur mit genialen Gastauftritten (Keanu Reeves in der Rolle seines Lebens), sondern auch mit Herz und Humor.
Der teuerste Netflix-Film aller Zeiten ist übrigens die 200 Millionen Dollar Produktion The Gray Man mit Ryan Gosling. Warum es der Action-Agentenstreifen nicht in unsere Bestenliste geschafft hat, kannst du hier in unserem Review nachlesen. Und auch der starbesetzte Vampirjagd-Spaß Day Shift hat sich nicht ganz qualifiziert – hier die Gründe. Ebenso wie Die Werwölfe von Düsterwald – siehe Filmkritik.
Übrigens, Tipp für Romantiker: Hier findest du eine Liste mit den 20 schönsten Netflix-Liebesfilmen.
In unserem Seher-Bereich findest du noch mehr Rankings und Reviews zu hervorragenden Kinofilmen und Netflix-Produktionen:
HORRORKLASSIKER Top 10: Die besten Horrorfilme aller Zeiten
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Alle Fotos: (c) Netflix
Der Grafiker und Art Direktor (Helden der Freizeit, Styria Verlag) aus Wien ist ein absoluter Game- und Film-Kenner. Das zeigt das in seinen Tests und Bestenlisten.