Pistole oder Cannoli? Zum 100. Geburtstag von Mario Puzo, dem Autor der Buchvorlage von Der Pate, haben wir überlegt, welche 10 Gansterstreifen auf jeder Bucketlist stehen müssen. Wir präsentieren: Die besten Mafia-Filme.
von Susanne Gottlieb
15. Oktober 2020: Wenn man den Namen Der Pate hört, hat man wohl vor allem die Verfilmung von Francis Ford Coppola aus den 70ern und die beiden Fortsetzungen im Sinn. Unlängst schaffte es auch Der Pate III wieder in die Nachrichten, als Coppola eine neue Schnittfassung des Films ankündigte. Die wenigsten werden aber an den Roman denken, die Vorlage von Mario Puzo, mit der Coppola seine Meistertrilogie schuf. Dabei ist das Buch aus dem Jahre 1969 mit 21 Millionen verkauften Stück eines der erfolgreichsten Werke der Trivialliteratur.
Die umtriebigen Mafiageschäfte, vor allem in den amerikanischen Städten Boston und New York, haben es immer wieder als Sujet in Hollywoodfilme geschafft. Vor allem Regisseur Martin Scorsese bewies sich in dieser Hinsicht als Meister des Fachs.
Zwielichte Deals, eiskalte Killer und Machenschaften in den düsteren Ecken der Stadt – das Mafia- und Banditengenre ist im Gegensatz zu anderen nie aus der Mode gekommen. Zu Puzos Ehrentag präsentieren wir euch die besten Mafia-Filme. 10 Gangster-Dramen, die jeder einmal gesehen haben muss.
Goodfellas basiert auf der wahren Geschichte einer der brutalsten Mafia-Gangs in Amerika. Spezifisch auf dem Aufstieg und Fall des Brooklyn-Mob-Mitglieds Henry Hill (Ray Liotta). Der Film durchläuft den frühen Ruhm, mit Geld, Respekt und Party, nur um sich dann mit der Paranoia und der Angst vor Vergeltungsschlägen auseinanderzusetzen. GoodFellas, mit seinem hervorragenden Darstellertrio Liotta, Robert de Niro und Joe Pesci, ist ein moderner Klassiker und wurde daher auch oft parodiert. Einer von Scorseses besten Filmen.
Die Pate Reihe ist nicht nur eine der besten Mafia-Filmreihen der Kinogeschichte – sie ist auch eines der besten Dramen über Familienbande. Die vorherrschende Gewalt ist selbstverständlich so brutal wie ikonisch. Aber es geht auch um die Zerwürfnisse zwischen den Generationen, die Grenze zwischen privaten und professionellen Geschäften und den Zwang, als Sohn den Vater stolz zu machen. Mit dabei Al Pacino und Robert de Niro – zwei wiederkehrende Größen des Genres.
Selbst jene Menschen, die Scarface noch nie gesehen haben, kennen das Bild vom durchgeknallten Al Pacino, der mit einem Maschinengewehr im Kokswahn um sich schießt. Das Drama von Brian de Palma dreht sich um den kubanischen Immigranten Tony Montana, dersich im Miami der 80er die Drogendealer-Leiter hocharbeitete. Nur um dann, wie so oft, am Ende sein bitteres Ende zu finden. Dieser Streifen zählt zweifelsfrei zu den besten Mafia-Filmen. Und natürlich hat er auch einen Ehrenplatz im Ranking unserer 10 liebsten Al-Pacino-Filme, das wir euch eben erst zum 80. Geburtstag der Hollywood-Legende kredenzt haben.
Der Italiener Sergio Leone bewies in den 80ern, dass er nicht nur wie zuvor den Western total umkrempeln konnte, sondern auch das amerikanische Gangsterdrama. Sein vierstündiges Meisterwerk hat es in sich. Wieder einmal mit Robert de Niro in der Hauptrolle, erzählt es über mehrere Jahrzehnte hinweg die Geschichte jüdischer Jugendlicher aus einem Armenviertel des New Yorks der 20er Jahre. Und wie sie immer tiefer und tiefer in die Machenschaften der Mafia einsinken. Die Musik stammt übrigens vom kürzlich verstorbenen Altmeister Ennio Morricone.
Robert de Niro zeigt, dass er Mafiosi nicht nur spielen kann. Er kann sie auch als Regisseur in Szene setzen. A Bronx Tale war sein Regiedebüt, in dem er selber auch die Rolle eines Vaters spielte, dessen Sohn einen Job bei der Mafia landet. Dieser ist nun hin und her gerissen zwischen dem ehrlich arbeitenden Vater und den schnellen Ruhm, den ihn Mafiaboss Sonny (Chazz Palminteri) verspricht.
Ein weiterer Scorsese Klassiker, der in unserer Liste über die besten Mafia-Filme aller Zeiten nicht fehlen darf. Das drei Stunden Epos mit, eh klar, Robert de Niro, Joe Pesci und Sharon Stone porträtiert mit düsterer Brutalität ein Glücksspiel-Imperium. Den Erfolg und den Fall eines kompromisslosen Mobsters und seiner koksschnupfenden Frau. Neben all der Brutalität ist Casino vor allem eine Momentaufnahme komplizierter Beziehungen. Die lieblose Heirat von de Niro und Stones Figuren, die freundschaftlichen Bande von de Niro mit Pescis Filmcharakter. Den Trend zum erwachseneren Scorsese setzt der Erfolgsregisseur in den folgenden Jahren weiter fort.
Und noch einmal Scorsese. In diesem Remake des Hong Kong Trillers Internal Affairs verlegt der Regisseur die Handlung von der asiatischen Metropole zur irischen Mafia nach Boston. Mit einem All-Timer Cast von Jack Nicholson, Matt Damon, Leonardo DiCaprio, Mark Wahlberg, Alec Baldwin, Martin Sheen und Vera Farmiga sind nicht unbedingt seine üblichen Mafia-Spieler dabei. Andererseits, der Film brachte Marty 2007 immerhin seinen langverdienten ersten Regieoscar ein. Er unterhält außerdem mit schweren Boston-Akzenten und Dropkick-Murphy-Liedern im Soundtrack. Auch darf er nicht in unserem Ranking der besten Filme mit Matt Damon fehlen.
Nicht nur Amerika kann Mafia. Dieser Film kommt aus dem Mutterland der Cosa Nostra. “Präsentiert von Martin Scorcese” zeigt Regisseur Matteo Garrone eine weniger elegante Seite des Gangstertums. Im Zentrum steht die neapolitanische Mafia und die Art, wie diese alle Ebenen der Gesellschaft durchdringt und korrumpiert. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht zweier Scarface-besessenen Teenager. Garrone konzentriert sich weniger auf das Katz- und Mausspiel zwischen Mafiosi und Polizei. Er widmet sich der unweigerlichen Verflochtenheit dieser Strukturen in die italienische Gesellschaft.
Der erst letztes Jahr erschienene Film von Marco Bellocchio zeigt, dass das Leben oft die besten Geschichten schreibt. Im Italien der 80er belegt der Mafiosi Tommasco Buscetta eigentlich nur einen Rang im Mittelfeld. Als er knapp dem Anschlag eines Konkurrenten entgeht und in Brasilien von der Polizei festgenommen wird, lässt er sich auf einen Deal ein. Er wird Kronzeuge in einem Mafiaprozess, der in die Geschichte einging. Hunderte Mafiosi wurden dank ihm verhaftet und verurteilt. Bellocchio führt geschickt die absurden Showelemente dieses Prozesses auf, die Angst und die Anschläge auf Beteiligte. Durchleuchtet die Gefahr dieser Organisation mit akribischer Recherche und viel Gefühl für die Figuren. Ein gutes Gegenstück zu den sonst auf Hochglanz polierten Dramen.
Es muss nicht immer die italienische oder irische Mafia sein. In David Cronenbergs Film steht die russische Mafia im Fokus. Die Geschichte spielt in London und handelt von einer Hebamme (Naomi Watts), die das Kind einer drogensüchtigen 14-jährigen Prostituierten auf die Welt bringt. Und sie handelt von der Vory- und der Zakone-Familie, die einen Sexhandel Ring betreiben. Einer der Mafiosi – der wie immer großartige Viggo Mortensen.
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.