Weg mit der 3D-Brille! Es muss nicht immer das Multiplex sein. Für Kinoliebhaber eröffnet sich in den kleineren Arthouse-Lichtspielhäusern in Wien ein Trip in die Vergangenheit. Das sind die fünf schönsten Kinos, in dem alter Prunk auf stilvolle Programmgestaltung trifft.
Wenn es um Ambiente geht, können die modernen Blockbuster Kinos und der Netflix Account am hauseigenen Laptop nun mal nicht mithalten. Glücklicherweise verfügt Wien über eine ganze Reihe kleinerer klassischer Kinos. Manche davon sind bereits seit Jahrzehnten unverändert und laden auf eine Zeitreise ein. Sie alle wenden sich eher an ein Nischenpublikum, das Retrospektiven, Arthouse Film und Untertitel wertschätzt. Eine willkommene Abwechslung zur normalen cineastischen Kost mit visuellem Wow-Effekt.
Wir verraten euch, in welche dieser Kinos ihr euch unbedingt einmal verirren müsst. Und: Hier haben wir für euch noch 100 fantastische Schlechtwetter-Tipps für Wien. Und wenn ihr euch für historische schöne Gebäude interessiert, werft unbedingt auch einen Blick auf das Wiener Kriminalmuseum – hier alle Infos.
Die Breitenseer Lichtspiele sind mit ihren Holzsitzen vielleicht nicht so prunkvoll wie die anderen Kinos in dieser Liste, doch hier herrscht ein historischer Zeitgeist. Es ist das älteste Kino Wiens und wird seit 1905 bespielt. Zunächst als Zeltkino betrieben, ließ es sich dann 1909 fix im 14. Bezirk nieder – und dürfte sogar das älteste durchgehend bespielte Kino der Welt sein. Ein typisches Ladenkino, wurde es doch in ein Gründerzeit-Eckhaus eingebaut. Das Fehlen von all dem Glamour wird beispielsweise durch ein Klavier wettgemacht, dass jedes Mal neu beim Stummfilm-Programm ertönt. Gezeigt werden ausschließlich österreichische und europäische Filme. Mehr über diese historische Institution könnt ihr hier in unserem Testbericht zu den Breitenseer Lichtspielen nachlesen.
Adresse: Breitenseer Str. 21, 1140 Wien
Das Gartenbau an der Wiener Ringstraße ist das größte Arthouse Kino der Stadt und vermittelt schon im Foyer seinen unveränderten architektonischen Charme der frühen 60er, in dem es mit Stanley Kubricks Spartacus offiziell eröffnet wurde. Sogar Hauptdarsteller Kirk Douglas war damals vor Ort. Inzwischen wird das Gartenbau von der Viennale betrieben. Am Programm stehen internationale Filme in Originalsprache. Außerdem ist es mit einem seltenen 70 mm Projektor ausgestattet. Im Jahr 2018 wurde das Gartenbaukino unter Denkmalschutz gestellt. Anfangs hatte es sogar 900 Sitzplätze. Mit 736 Plätzen ist es heute immer noch der größte Kinosaal in Wien.
Adresse: Parkring 12, 1010 Wien.
Das Stadtkino ist eines der ältesten Programmkinos in Wien und in seiner aktuellen Location vor allem durch seine wunderschöne Holztäfelung eines der einprägsameren Kinos. Die Bilder, die im Jahr 1949 entstanden, stammen von den Künstlern Rudolf Eisenmenger und Rudolf Holzinger. Das Kino konzentriert sich ebenfalls auf Kunstfilme, unabhängige Dokumentarfilme und lokale Spielfilme. In den 1990er-Jahren begann das Stadtkino auch als Filmverleih tätig zu werden. Sitzplätze kann man per E-Mail (stadtkino@stadtkinowien.at) reservieren.
Adresse: Akademiestr. 13, 1010 Wien
Das Filmcasino ist der letzte in seiner Gesamtheit erhaltene Vorstadtkino-Palast der 50er Jahre und bekannt für seine dunkle hölzerne Täfelung und Messing verzierte Inneneinrichtung. Doch konservativ zählt hier nicht, das Filmcasino ist bekannt dafür, neben seinem klassischen Arthouse Programm immer wieder schräge Retrospektiven zu bringen. Wenn du schon dort bist, entdecke auch den restlichen 5. Bezirk – hier haben wir noch 22 Tipps für den Falco-Bezirk.
Adresse: Margaretenstraße 78, 1050 Wien
Einst ein Theater, das unter anderem auch von Otto Preminger bespielt wurde, ist das historische Gebäude Anfang des Milleniums in den Besitz des Filmarchivs übergegangen. 1951 wurde es bereits in ein Kino umgewandelt, nun dient es als Lichtspielhaus für historische restaurierte Filme, Retrospektiven und thematische Programmschienen. Doch einer der Hauptreize liegt in der Optik des Saals. Die Mischung aus dunkler Holzbauten à la 19. Jahrhundert und den modernen Anbauten in und um den Saal machen den Besuch zu einem einzigartigen Erlebnis.
Adresse: Johannesgasse 4, 1010 Wien
Wer Alternativen zum modernen Multiplex sucht, wird in Wien auch noch woanders fündig. Zum Beispiel im Votivkino, dem Schikaneder oder dem Top-Kino. Das 107 Jahre alten Bellaria Kinos wurde 2019 zwar geschlossen, mit Hilfe einer Kickstarter Kampagne soll es aber bald wieder öffnen. Das English Cinema Haydn lockt mit Filmen im englischen Originalton.
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Aufmacherfoto: (c) Rupert Steiner
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.