Happy Birthday, Clint Eastwood! Die Legende wird 90 und wer seit rund 60 Jahren so fest im Schauspielsattel und dann auch im Regiesattel sitzt, der verdient eine Auflistung seiner besten Filme aller Zeiten.
von Susanne Gottlieb
31. Mai 2020: Kaum ein Schauspieler und Regisseur war die letzten Jahrzehnte so beständig wie Clint Eastwood. Nachdem die Italowestern den damals noch TV-Star zu größerer Berühmtheit katapultierten, hat das Multitalent nicht nur noch viele weitere legendäre Rollen gespielt, sondern auch Regie geführt. Von Pension noch keine Rede. Er dreht fleißig weiter. Wir gratulieren und mit dieser Bestenliste von Clint Eastwood Filmen (ohne sie zu ranken), die man unbedingt gesehen haben sollte.
Zusammen mit seinem Zwilling Flag of Our Fathers sollte man diesen Film am besten im Doppelpack schauen. Beide erzählen eine epische, moralisch komplizierte Geschichte über den Zweiten Weltkrieg im Pazifik, und nicht die aus vergangenen Jahrzehnten bekannte Schwarz-Weiß, Böse-Gute Abhandlung. Eastwood zeigt als Regisseur sein Mitgefühl für alle Soldaten in diesem Krieg, nicht nur seine eigenen Landsleute. So inkludiert der Film auch bestürzende Szenen, in denen die Japaner massenweise sterben, oft auch durch die eigene Hand. Letters from Iwo Jima ist ein sehr berührendes, vielleicht Clintwoods poetischtes Werk, das sehr respektvoll mit den Japanern und ihrer Seite der Geschichte umgeht.
Der Film gewann 2005 den Oscar für den besten Film und mag vielleicht nicht gerade mit Subtilität geschmückt sein, wenn es um die Botschaft geht. Aber er ist ein Sportlerfilm, und die üblichen Zutaten sind gekonnt untergemischt. Clintwood selber ist als Boxtrainer Frankie Dunn zu sehen, die Handlung rotiert um seine Beziehung zu seinem Protegé Maggie (Hilary Swank). Clintwoods Darstellung ist eine seiner intimsten und persönlichsten und macht dieses Underdog Drama umso liebenswerter.
Die Adaption der Dennis Lehane Geschichte ist eine starke Erinnerung an die Schauspielkraft, die Clintwood aus seinen Darstellern herauslocken kann. Sean Penn mit seinen Schreiattacken, Kevin Bacon und Rim Robbins mit ihrem Schweigen. Im Zentrum der Gefühle das Verschwinden von Penns Tochter (dargestellt von Emmy Rossum). Ein zermalmendes Kammerspiel einer herausragenden Schauspielgeneration.
Clintwood mag nicht unbedingt bekannt sein für flotte, unterhaltsame Filme. Daher wird A Perfect World gerne mal übersehen. Nach einem Skript von John Lee Hancock gibt Kevin Costner einen Häftling und Kidnapper, der eine persönliche Beziehung zu den Jungen aufbaut. Die reicht von wilden Wutmomenten über Freude bis hin zu persönlichem Terror. Eine dunkle Coming of Age Story.
Ein Eastwood Meisterwerk und eine seiner erfolgreichsten Archetypen die er immer wieder spielte: der schweigsame verbitterte Revolverheld. In diesem Film kommen all die Jahre von Tod und Zerstörung zurück, um seinen alternden Antihelden zu verfolgen. Er hinterfragt den Preis und die Bedeutung von Gewalt. Vor allem, da Eastwood eine Karriere darauf gebaut hatte, dass ihn das Publikum dabei zujubelt, wenn er die Bösen zur Strecke bringt. Besonderes Highlight: der Showdown zwischen den Leinwand-Legenden Eastwood und Gene Hackman.
Hier ist Eastwood abermals nur hinter der Kamera und überlasst das Schauspielfeld Forest Whitaker. Dieser ist als berühmter Jazz Musiker Charlie Parker, auch bekannt als Bird, zu sehen. Der Film sprüht vor Whitakers Hingabe zur Rolle und Eastwoods Begeisterung für den Jazz, was den Film zu einem von Eastwoods Herzensprojekten macht. Wie mit Eastwoods anderen Biopics gibt es fast zu viel Story für einen einzigen Film, diese Durchhänger werden aber von den Darstellern und ihrer Präsenz überbrückt.
High Plains Drifter ist Eastwoods sadistischter Film, seine Horrorvision eines Westerns und einem blutigen Finale. Eastwoods Revolverheld ist eine einschüchternde Person, die Stadt ist machtlos gegen ihn. Anders als in seinen üblichen Filmen umschwebt seine Figur ein Mysterium. Der unerbittliche Killer, der eine ganze Stadt ausnimmt, ist nicht unbedingt zuschauerfreundliche Massenware.
Ein ebenfalls sehr harter Western von Eastwood, in dem er einige der schlimmsten Horrorszenarien des wilden Westens zeigt. Die Szenen gehen unter die Haut, versuchen erst gar nicht dem Zuschauer gefällig zu werden. Wenn Eastwood auch nie einen Horrorfilm gedreht hat, dieser kommt dem Ganzen sehr nahe. Die Leute blicken mit Furcht auf seinen Josey. Dieser leidet unter dem Tod seiner Familie. Ein Western mit Kanten.
Einer der wenigen Filme wo Clint Eastwood nicht selber Regie geführt hat. Dieser stammt von Don Siegel und bescherte Eastwood eine seiner bekanntesten Rollen. Als unnachgiebiger San Francisco Polizeiinspektor heftet er sich auf die Spuren eines psychopathischen Serienmörders. Der Film zog vier Sequels nach sich. Sein bekannter Ausruf “Do I feel lucky? Well, do ya, punk?” sollte auch jenen bekannt sein, die den Film nicht gesehen haben.
Die Dollar Trilogie des italienischen Regisseurs Sergio Leone ist ein Klassiker und machte Clint Eastwood berühmt. Der erste Film war die Geburtsstunde des Spaghetti-Westerns, italienische Western mit amerikanischen Darstellern. Der Film kam ursprünglich bei den US-Kritikern nicht so gut an. Der dritte Film ist hingegen die beliebteste Kollaboration der beiden. Eastwood bekam neben dem aus dem zweiten Film bekannten Lee Van Cleef auch noch Eli Wallach als Partner vor die Kamera gestellt. Die Reputation der Filme ist über die Jahre auch in anglo-amerikanischen Kreisen gewachsen.
Noch mehr kultige Charaktere gefällig? Dann haben wir noch einiges für dich:
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Aufmacherfoto: © Clint Eastwood and Marianne Koch in “A Fistful of Dollars” (1964) Unidis Film
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.