Hogwarts für Auftragskiller: In dieser Schule sind Pickel dein kleinstes Problem. Deadly Class auf Syfy ist die etwas andere High-School-Serie. Ob wir dabei mörderischen Spaß hatten oder das Ganze nur sterbens langweilig ist, lest ihr in unserem Review.
27. Februar 2019: Nachsitzen mit Küchenmesser. Dass es in Schulen mitunter fies zugehen kann, ist ja nichts Neues. Deadly Class treibt das Ganze aber auf die Spitze und steckt eine ganze Horde an Teenies zusammen in die Killerausbildung. Ein Hogwarts für Mörder und Psychopathen quasi. Die Tintenkiller und Radierer, die hier verwendet werden, gibt’s garantiert nicht im Papiergeschäft ums Eck! Dementsprechend verstörend geht es gleich los, wenn der Lehrer einer Schülerin mit seinem Stock ins Gesicht schlägt und sie mit irrem Blick lächelnd ihre blutigen Lippen ableckt. Oder, wenn dem Punk beim Kampfsportunterricht der Arm gebrochen wird, obwohl er bereits wehrlos im Klammergriff zappelt.
Deadly Class ist nichts für sensible Gemüter und macht von Anfang an keine Gefangenen. Die Geschichte des Comics stammt aus der Feder von Rick Remender (X-Men), produziert haben die Serie die Brüder Anthony und Joe Russo (Avengers: Infinity War). Die Comciadaption startet am 27. Februar auf Syfy mit zwei Folgen am Stück. Dann gibt es jeden Mittwoch zuerst die Folge der Vorwoche (20:15 Uhr) und dann eine neue Episode (21 Uhr). Wir durften die ersten vier Folgen bereits vorab sichten. Worum es in der Serie geht und wie wir das Gesehene bewerten, lest ihr bei uns.
Zeitsprung ins San Francisco von 1987. Der 14-jährige Waise Marcus (Benjamin Wadsworth), lebt auf der Straße. Sein Groll wegen des Tods seiner Eltern und seines dadurch verpfuschten Lebens, richtet er gegen Präsident Ronald Reagan. Deswegen kommt es ihm gerade recht, dass er von der geheimen Schule Kings Dominion angeworben wird. Dort werden seit Jahrhunderten die Kinder der erfolgreichsten Verbrecherfamilien ausgebildet. Angekommen in der Schule wird Marcus in die Gruppe der Ratten eingeordnet (weil er keinen Familienhintergrund hat) und er trifft nach der Reihe auf seine neuen Weggefährten.
Allen voran Saya (Lana Candor, bekannt aus To All the Boys I Loved Before – hier unser Review), mit der Marcus von Anfang an eine spezielle Verbindung hat. Sie ist eine der besten Schülerinnen und Anführerin des Kuroki-Kartells. Und wie bei allen anderen steht hauptsächlich ihr eigenes Wohl im Vordergrund. Maria (María Gabriela de Faría) gehört zur mexikanischen Clique, ist aber auch eng mit Saya befreundet. Zu zweit versuchen sie auch immer wieder Maria aus den Fängen ihres Ex-Freundes Chico (Michel Duval) zu befreien. Willie (Luke Tennie) ist ein Mitglied der letzten Weltordnung und nach außen hin der Obergangster. Nach einigem Hin und Her freunden er und Marcus sich an. Problem – beide stehen auf Saya. Billy (Liam James), ebenfalls eine Ratte, wurde von seinem Kleingangster-Vater gezwungen in die Akademie zu gehen. Deshalb hat er ihn als Todesfeind Nr. 1 auserkoren. Er ist der Punk unter den Elite-Schülern.
Obwohl alle aus den unterschiedlichsten Ecken kommen, verbindet sie etwas miteinander und sie retten sich gegenseitig aus den verschiedensten Situationen ihres außergewöhnlichen Schulalltags.
Jeder der Bösewichte in Ausbildung hat seine sympathischen und unsympathischen Seiten. Und die bringen die jungen Schauspieler gut rüber. Aufgebaut ist das ganze Drumherum als die typische Highschool mit allem, was dazu gehört. Mobbing kann hier aber durchaus in mehr als böse Worte oder einer Schlägerei ausarten. Vor Gewalt schreckt auch Meister Lin (Benedict Wong) nicht zurück. Obwohl der ja auch die Obhut über die Teenies in der Akademie hat. Man weiß nicht so recht, woran man bei ihm ist. Die aggressive Grundstimmung, die für die Story notwendig ist, liefern alle ab. Keiner der Protagonisten hat seine Emotionen so wirklich im Griff und lässt diesen früher oder später freien Lauf.
Während die Actionszenen und animierten Flashbacks sehr cool ausfallen, kommt die Story hingegen etwas langsam in die Gänge. Klar müssen mal alle vorgestellt und die wichtigsten Punkte dargelegt werden, das geht unserer Meinung nach aber auch schneller. Erschwerend kommt hinzu, dass man zunächst nur für wenige Protagonisten so richtig Sympathie entwickelt, weil sie sehr oberflächlich mit den üblichen Stereotypen gezeichnet wurden.
Trotzdem – man will mehr über die ungleiche Clique wissen. Die Auswahl der Musik (sehr punkig und rockig) und die Bilder unterstreichen zusätzlich die Persönlichkeit der Serie und das Feeling. Gerne bedient man sich da an Klassikern. Wenn Saya mit Katana-Schwert im engen Kampfsuit am Dach lauert, denkt man sofort an O-Ren aus Kill Bill. Wenn The Killing Moon von Echo and the Bunnymen durch die Boxen dröhnt, an Donnie Darko. Und die Schuluniformen und mondänen Klassenzimmer verprühen einen Harry-Potter-Charme.
Genial ist die Idee, den 40. US-Präsidenten über zehn Ecken für den Tod von Marcus Eltern verantwortlich zu machen. Wer würde schon darauf kommen, dass alles Reagans Schuld ist, weil er die Pflegegelder gekürzt hat, somit weniger psychisch kranke Menschen betreut wurden und deshalb eine Verrückte die Eltern von Marcus durch ihren Sprung von einem Turm tötet?
Die ersten Folgen machen Lust auf mehr. Zwar fängt das Ganze wie erwähnt etwas schleppend an, man will aber trotzdem erfahren, wie es weitergeht und welche Intrigen sich um die Highschool der Profikiller von Morgen ranken.
Wer mit viel Gewalt und düsteren Gestalten nichts anfangen kann, sollte lieber einen Bogen um Deadly Class machen. So manche Figuren sind recht oberflächlich geraten, wodurch es umso schwerer fällt Empathie für sie zu entwickeln. Bleibt zu hoffen, dass sie im Lauf der Serie noch an Tiefe gewinnen. Die stylische Action und der gute Sound stehen einigen Schwächen in der Story und Charakterzeichnung gegenüber.
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Alle Fotos: (c) Syfy
Miriam Usenik schreibt seit 2017 für die Helden der Freizeit über Events, Ausflugsziele und das monatliche Netflix-Programm. Für ihre Serie "Miriams Ausflugstipps" produziert sie tollen Social Media Content.