Den Auftakt im großen Gaming-Horrorjahr 2023 macht das Dead Space Remake, das dem Erfolg der Neuauflagen von Resident Evil folgen will. Ob der Weltraumterror von EA auch heute noch eine ebenbürtige Horror-Konkurrenz ist, sagt euch unser Dead Space Remake Review.
von Klaus Kainz
Im Weltraum hört dich niemand schreien: 2008 machte Dead Space aus dem alten Motto von SciFi-Horrorfilmen ein vollwertiges Horror-Abenteuer. Schnell zählte Dead Space für viele als Klassiker, aber EA stampfte die Serie nach dem nicht ganz so überragenden dritten Ableger ein. Vergeblich warteten Fans seither auf den vierten Teil – nun bringt das Revival vorerst ein Remake des Erstlings.
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Früher hieß es oft, Dead Space sei wie Resident Evil 4 im Weltall. Es ist zwar auch ein Horror-Shooter mit Schulterperspektive und gelegentlichem Munitionsmangel, das Setting ist aber gänzlich anders. Nach einer Bruchlandung muss Protagonist Isaac das verlassene Raumschiff Ishimura untersuchen, das dummerweise von sogenannten Necromorphs überlaufen ist – quasi insektenartige Leichenteile mit Mordlust. Schnurstracks geht es zur Sache. Im Mittelpunkt steht ganz das Geballer gegen die fiesen Weltraummonster. Falls es nicht klar sein sollte, für Dead Space darf man nicht allergisch gegen expliziten Gore sein. Allerdings wird genretypisch zur Auflockerung auch das ein oder andere Rätsel gelöst oder die Hintergrundgeschichte in Berichten ausgebreitet.
Tatsächlich aber ist Dead Space – damals wie heute – mehr als Resi im SciFi-Gewand. Vor allem in seiner Aufmachung und im Gameplay war es genauso innovativ wie seine Inspiration. Dead Space verfrachtete nämlich alle Menüs, egal ob Lebenspunkte, Karte oder Text-Logs organisch in die Spielewelt. Überraschenderweise ist es damit heute sogar noch fortschrittlicher als damals. So macht Dead Space nämlich den Bildschirm frei, um die Atmosphäre hervorzuheben, während andere Games immer mehr Icons und Text auf den Bildschirm pflastern.
Spielerisch stechen vor allem die intuitiven Waffen und Fähigkeiten hervor, die perfekt darauf abgestimmt sind, die Necromorphs wortwörtlich in Einzelteile zu zerlegen. Isaac greift als relativer Normalo zu Weltraumwerkzeug, wie Schwebesägen und Laser-Nagelkanonen, um die Gliedmaßen der Weltraummonster abzutrennen. Abgerundet werden die Kämpfe mit dynamischen Telekinese-Fähigkeiten, die praktischerweise auch Rätsel lösen und so schnell in Mark und Bein übergehen.
Was Dead Space ausmacht, ist, wie organisch seine Elemente zusammenkommen. Nicht nur die kalten Stahlkorridore und flackernden Lichter, die nun besser aussehen denn je, erzeugen eine immersive Atmosphäre im beklemmenden Raumschiff. Die Waffen und kultigen Monster, die Rätsel und das innovative Interface ergeben einen Gameplay-Loop, der sich völlig stimmig in die Welt einfügt. Abgedroschen sind nur die Jumpscares mit lauten Geigen und Trompeten, die das spannende Gameplay gar nicht nötig hätte.
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Alles schön und gut, aber Dead Space ist ein vorwiegend grafisches Remake, wie Demon’s Souls, statt eine Neuinterpretation wie Resident Evil 2. Für Newcomer sollte das zwar keine Rolle spielen. Bei alten Fans aber könnte der Wow-Faktor ausbleiben. Denn schon 2008 sah Dead Space durch seine Art Direction hervorragend aus. Der grafische Sprung im Remake fühlt sich als Fan also leider nicht ganz so riesig an, wie beispielsweise bei PS1-Remakes. Kurz zuvor bot außerdem der spirituelle Nachfolger The Callisto Protocol (unser Review) viel mehr die Grafikpracht, auf die wir bei Dead Space gehofft hätten. Das Dead Space Remake fühlt sich mehr so an, wie man sich an die PS3- bzw. Xbox-360-Version (mit rosaroter Brille) erinnert, als wirklich überwältigend frisch.
Nichtsdestotrotz hat Dead Space noch nie besser ausgesehen. Außerdem wurde an anderen Schrauben gedreht: Die kurzen Abschnitte im freien Weltall sind flexibler, es gibt ein New Game Plus inklusive neuem Ending und Isaac ist nicht mehr stumm, sondern gibt ab und zu seinen Senf ab. Gleichzeitig ist nun Backtracking möglich. Die linearen Level können also für liegengelassene Goodies jederzeit nochmal besucht werden. Das ist alles nett, wie auch die neue Grafikpracht. Nur manchen Kennern könnten diese Features für den Vollpreis nicht genug sein. Es sei auch gesagt, dass Dead Space nicht immer sauber programmiert ist: Während dem neuen Backtracking gerieten wir zweimal in Softlocks, mussten also wegen Bugs alte Speicherstände laden, um weiterzukommen. Das macht Frust, der zuvor nicht da war.
Apropos, im Original galt das furchtbare Asteroiden-Minigame als absoluter Frust-Tiefpunkt. Nun gibt es eine neue Variante, die auch nicht prickelnd ist, aber immerhin rascher vorbei.
Dead Space ist ein Klassiker – noch immer. Das Raumschiff Ishimura ist mindestens so ikonisch wie Silent Hill & Konsorten, das intuitive Gameplay genauso wie das organische Game-Design noch immer frisch. Weil Dead Space aber schon 2008 überdurchschnittlich modern war, könnten bei alteingesessenen Fans Wow-Momente ausbleiben. Es erfindet sich nicht komplett neu wie Resident Evil 2 und ist als Next-Gen-Remake nicht so pompös wie Demon’s Souls. Es reproduziert Dead Space, wie man sich (geschönt) daran erinnert. Wer Dead Space wiederum noch gar nicht kennt, bekommt den ikonischen Weltraumterror von seiner bisher besten Seite geboten.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.