Hüpfen, schlagen, laufen, schießen. Das kann man vielerorts. Die spielerische Tiefe des in 14 Monaten Early Access fein geschliffenen Dead Cells ist jedoch unerreicht. Über 50 Waffen, Spezialfähigkeiten und originelle Gegner machen diesen Pixel-Art-Plattformer von Entwickler Motion Twin einzigartig.
von Christoph Geretschlaeger
7. August 2018: Von Anfang an beeindruckend ist bei Dead Cells die direkte, reaktionsschnelle Steuerung. Bevor man noch „Hüpf“ sagen kann, springt die namenlose Spielfigur schon hoch, oder dreht sich auf Kommando um. Lag gibt es keinen, Präzision wird groß geschrieben.
Dead Cells, der Hauptmodus, beginnt in einem Kerker. Deine Figur hat sich schon unzählige Male, nach vergeblichen Anläufen, wieder zusammengeflickt und ist bereit für einen neuen Run. Gegner lassen Cells fallen mit denen Waffen oder neue Fähigkeiten gekauft werden. In größeren Mengen kann man damit sogar neue Anfangswaffen anschaffen. Stärkere Gegner erfordern etwas mehr Geschick im Umgang mit Breitschwert, Armbrust oder Ähnlichem, können aber wertvolle Items mit sich herumtragen. Um es nicht zu einfach zu machen, sind die Cells nach dem Tod natürlich weg.
Im Laufe der mit Early Access vorfinanzierten Entwicklung kamen immer mehr Gegner dazu – und sogar ein zusätzlicher Spielmodus: eine Daily Challenge. Ein Kampf gegen die Uhr auf einer täglich neuen Karte. Dass es für die oberen Plätze auf der Bestenliste nie gereicht hat, schieb’ ich auf mein Alter.
Aber auch der Hauptmodus hat eine Zeitkomponente eingebaut. Manche Türen schließen nach einer gewissen Gesamtzeit. Also bloß nicht trödeln und das ganze Level absuchen. Wer sich dennoch Zeit nimmt, findet die im Gebiet verstreuten Upgrade-Kanister mit Sicherheit leichter. Die gibt es in drei Variationen. Sie steigern Stärke, Beweglichkeit oder Lebenspunkte. In früheren Iterationen des Spiels konnte man sich sogar so weit spezialisieren, dass Gegner mit einem Schlag aus den Latschen kippten, man im Gegenzug aber selbst an der ersten steifen Brise verreckt ist.
Apropos Gegner: Da gibt es Schildträger, wilde Hüpfer, Kanoniere, explodierende Insekten und und und. Jedes Level wirft neue, verrücktere Widersacher ins Gefecht. Zauberer schießen durch Wände, Priester machen sich im Weihrauch-Dunst unsichtbar oder füllige Möchtegern-Piraten ziehen einen mit ihrem Enterhaken zu sich, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Mittlerweile muss man schon die richtigen Waffen finden, um ordentlich Schaden zu machen. Aber nur in Kombination mit geeigneten Sekundärwaffen wie Granaten, Frostbällen oder kleinen automatischen Geschütztürmen. Mit jedem Run findest du neue, spannende Kombos. Zuerst mit der Eisattacke einfrieren, dann mit den Dolchen in den Rücken stechen. Fertig ist das Filet Fiesling. Das Spannende an Dead Cells ist, dass jeder Run mit jeder Waffe funktionieren kann. Man muss seinen Spielstil nur entsprechend anpassen.
Die Umgebungen sind zufällig generiert, aber wunderschön anzusehen. Es gibt unter anderem Wälder, giftige Kanäle, Verließe und Sumpfstädte zu erkunden. Alle paar Level wirft sich ein Boss in den Weg. Am zweiten hab ich mir schon mal ordentlich die Zähne ausgebissen. Aber ist nicht eh der Weg das Ziel? Da schließt auch mein Hauptkritikpunkt an Dead Cells an. Die einzelnen Runs sind zu lange. Ein Lauf bis zum 2. Boss dauert schon einmal gute 30 bis 40 Minuten, nur um bei einem (je nach gefunden Items und Upgrades potenziell auch mehreren) Fehltritten wieder von vorne anfangen zu müssen. Schnell zusammengeflickt geht es aber schwupps in den nächsten Run. Vielleicht laufen wir diesmal nicht in die Schläge hinein.
Dead Cells ist seit 7. August für Windows, Mac, Linux, PS4, Xbox One und Nintendo Switch zu haben.
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Bilder: (C) Motion Twin
Der Grafiker und Art Direktor (Helden der Freizeit, Styria Verlag) aus Wien ist ein absoluter Game- und Film-Kenner. Das zeigt das in seinen Tests und Bestenlisten.