Nach sieben Jahren kehrt Daredevil im Serienformat zurück. Statt einst auf Netflix, nun auf Disney+. Neuer Sendeplatz, neuer Showrunner, neue Figuren, neue Herausforderungen. Ob das gut geht?
von Susanne Gottlieb, 5. März 2025
2018 war es, da endete mit Daredevil eine der besten Netflix-Serien nach drei Staffeln und mit einem großen Fanfollowing. Disney’s Tochterfirma Marvel war in Begriff ihre Figuren nach einem Merger mit 20th Century Fox wieder zurück ins Mutterschiff zu holen. Das Verhältnis von Marvel und Netflix war generell gebrochen und außerdem war die Serie auch teuer zu produzieren.
Nun geht es all die Jahre später mit einem Ableger weiter: Daredevil: Born Again. Charlie Cox und Vincent D’Onofrio kehren jeweils als Matt Murdock und Wilson Fisk zurück. Doch kann die Serie noch etwas und schafft es volley in unsere Liste der 20 besten Disney+ Serien? Oder ist die Magie verschwunden?
Im Leben von Matt Murdock, alias Daredevil (Charlie Cox), scheint alles gut zu laufen. Er ist als nächtlicher Rächer aktiv, und privat auch schon mal gerne mit Freundin Karen (Deborah Ann Woll) und seinem besten Freund Foggy (Elden Hanson) unterwegs. Doch bei einem dieser Streifzüge kommt es zur Tragödie und Matt sieht sich gezwungen, seinen Mantel als Daredevil an den Nagel zu hängen. Doch der Moment, aus dem Geschäft auszusteigen, ist denkbar schlecht.
Wilson Fisk, bekannt als Crimeboss Kingpin (Vincent D’Onofrio), ist aus dem Gefängnis zurück und hat nach der Begegnung mit der Heldin Echo in ihrer TV-Serie von 2024 eine intrinsische Suche nach der Quelle seiner Wut gemacht. Nun hat er neue Pläne: Er will der Bürgermeister von New York werden. Seine Frau Vanessa (Ayelet Zurer) ist wenig begeistert. Sie hat in seiner Abwesenheit die Geschicke des Business geleitet und will keine Politikergattin werden. Matt ist ebenso wenig begeistert. Er weiß, wer tief in Wilson drinnen steckt. Dass er außerdem zur Jagd auf maskierte Rächer bläst, ist ein weiteres rotes Tuch. Wird Daredevil nun zurückkehren?
Dass Daredevil ein Comeback feiern wird, ist wohl klar. Doch wie macht sich der Rest der Serie? Eigentlich wirklich gut. Drew Goddard war als Showrunner diesmal nicht mit an Bord, stattdessen hat Dario Scardapane, der schon für The Punisher zuständig war, das Zepter übernommen. Auch wenn im MCU seither viel passiert ist, macht die Serie eigentlich dort weiter, wo Staffel 3 aufgehört hat, und kann daher als direkte Fortsetzung der Netflix-Serie gesehen werden.
Man könnte es natürlich auf den x-ten Seitenhieb auf Donald Trump und populistische Politiker sehen, aber die Serie macht sich die Tatsache, dass Fisk zum Bürgermeister wird, durchaus zu eigen. Hier geht es nicht um reale Referenzen. Die Themen von Machtmissbrauch und mächtigen Bullies werden einfach konsequent weiter gesponnen. Es ist auch diese neue Dynamik zwischen Murdock und Fisk, die den Reiz von Born Again ausmacht. So kommt es auch alsbald zu einer „zivilen“ Unterhaltung der beiden langjährigen Feinde in einem Diner. Statt Kämpfe und Verkleidung gibt es politisch scharfe Klinge.
Ein Gutteil der alten Nebencharaktere ist hier ebenso wenig zu sehen, dafür gibt es neue spannende Figuren. Etwa Hector Ayala, alias White Tiger (Kamar de los Reyes), der nach einem Einsatz in der U-Bahn unrechtmäßig inhaftiert wird. Matt wirft ihm diesen Idealismus vor, doch gleichzeitig zwingt es ihn auch, sich mit sich selber zu befassen. Immerhin hatte Fisk gedroht, er würde nicht wegschauen, wenn er wieder zu seiner alten Persönlichkeit werden würde. Und auch in seiner Entschlossenheit Ayala zu helfen, übertritt Matt bald wieder die Grenzen vom Anwalt zu nächtlichem Rächer.
Das Einzige, was man der Serie vorwerfen könnte ist, dass sie einige Nuancen des Originals vermissen lässt. Auch die Handlungselemente scheinen beizeiten etwas zu vertraut. Doch die Entwicklung der Rivalität zwischen Murdock und Fisk macht die Serie zu einem teuflisch guten Vergnügen. Und einige Handlungsstränge und geschickt positionierte Figuren, die hier noch nicht gespoilert werden, dürften sich noch in den folgenden Episoden interessant weiter entwickeln.
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Mehr InformationenBorn Again ist eine gelungene Wiederkehr des Daredevil, die man auf keinen Fall verpassen sollte. Neue Figuren, neue Herausforderungen, altbekannte Begeisterung für den blinden Rächer.
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.