Mit Creed 2 ist der achte Teil der Rocky Saga im Kino gestartet – ob der Film uns umhaut oder unter unserer Kritik K.o. geht, lest ihr hier.
26. Jänner 2019: Die Rocky Filme sind legendär. Wer kennt nicht die Szene, in der Rocky Balboa die Stiegen zum Philadelphia Museum of Art hinaufläuft und seine Faust in den Himmel streckt? Der Soundtrack gilt als einer der Besten der Filmgeschichte und begeisterte Generationen. Die Box-Saga ist Kult und bis auf kleinere und größere Fehltritte in Rocky IV und Rocky V durchgängig beliebt.
Jetzt ist bereits der achte Teil Creed II: Rocky’s Legacy in den österreichischen Kinos erschienen. Eine würdige Fortsetzung, oder versucht man nur noch den letzten Tropfen aus der Kuh zu melken? Unser Review.
Die Geschichte um Adonis Creed, den Sohn des legendären Apollo Creed, geht in die nächste Runde. Nach seiner Niederlage gegen Ricky Conlan in Creed I, hält er drei Jahre später endlich den Weltmeistergürtel in seinen Händen. Viel Zeit zum Feiern bleibt jedoch nicht. Ausgerechnet Viktor Drago (Sohn des Mannes der Adonis Vater in Rocky IV im Ring totgeprügelt hat) fordert ihn zum Kampf. Sein Trainer Rocky Balboa rät ihm vehement davon ab. Von seiner Vergangenheit eingeholt, steht Adonis nun vor der schwierigsten Entscheidung seiner bisherigen Karriere – soll er für seinen Vater kämpfen, oder die Vergangenheit einfach ruhen lassen?
Der erste Trailer hat bei seiner Veröffentlichung noch verunsichert. Die Storyline eines 1985 erschienenen Films fortzuführen, der trotz seines Erfolgs von den Kritikern sehr negativ aufgenommen wurde, schien wie eine unmögliche Aufgabe. Doch der junge Regisseur Steven Caple Jr. schaffte es, die wichtigsten Komponenten aus der Geschichte herauszuarbeiten.
Gerade die Beziehungen zwischen den Protagonisten, die dramatischer und komplizierter nicht sein könnten, werden perfekt inszeniert. Die Rocky Saga ist eben nicht, wie es auf den ersten Blick aussehen mag, eine Reihe von Filmen über den Boxsport. Viel wichtiger sind die Beziehungen zwischen den Figuren. Leid, Drama, Familien- und Liebesgeschichten prägen die Reihe und haben die besten Teile der Serie immer getragen.
Leider wirkt Creed 2 an manchen Stellen unnötig in die Länge gezogen. Einige Szenen, die weder zur Konstruktion der Story beitragen, noch auf irgendeine Art und Weise berühren, sorgen für wiederkehrende Langeweile. Die Spielzeit von 130 Minuten ist eindeutig zu hoch angesetzt und tut dem Film nicht gut.
Stark für Kenner der Serie: Immer wieder werden kleine Anspielungen auf die ersten Teile der Saga versteckt. Beispielsweise die Wiederkehr von Rockys griechischen Sumpfschildkröten, um die er sich schon im ersten Teil mit voller Hingabe gekümmert hat.
Kameraführung und Schnitt sind extrem gut gelungen. Gerade bei schnellen Kämpfen hat man keine Probleme mit der Orientierung. Die immer wieder verwendete POV-Ansicht, zieht den Zuschauer tief in das Geschehen. Das kann beim Zusehen mitunter Phantomschmerzen auslösen, wenn Adonis Fäuste auf seine Gegner hageln. Bei besonders harten Schlägen wird oft ein Zeitlupeneffekt eingesetzt. Der sorgt bei harten Treffern dafür, dass man das Blut ´spritzen sieht – nichts für schwache Nerven, aber extrem gut umgesetzt!
So adrenalingeladen sich der Film in den Kampf- und Trainingsszenen präsentiert, so ruhig und zurückhaltend werden die Dialogszenen im Bild eingefangen. Es gibt keine unnötigen Ablenkungen und man kann sich gut auf die vielschichtige Story konzentrieren.
Soundtechnisch verhält sich in Creed 2 wie bei der Kamera: Den Großteil des Films ist sie sehr zurückhaltend, doch bei den Trainings,- und Kampfszenen beweist Komponist Ludwig Göransson (Creed I, Venom, Black Panther) im Zusammenspiel mit Regisseur Steven Caple Jr. Gefühl für ein stimmiges Gesamtbild. Besonders bei den für die Rocky Saga berühmten Trainingsmontagen wurde der Soundtrack perfekt gewählt und optimal auf den Schnitt abgestimmt. Wie erwartet findet auch der originale Rocky-Soundtrack seinen Platz und sorgt in den richtigen Momenten für Gänsehaut.
Ebenfalls lobenswert. Die bekannten Protagonisten bringen, wie schon im Teil davor, großartige schauspielerische Leistungen. Michael B. Jordan spielt die Rolle als frisch gebackener Weltmeister Adonis Creed sehr überzeugend. Er ist zwiegespalten zwischen der Möglichkeit seinen Vater durch den Sieg über Viktor zu rächen und seinem langjährigen Trainer Rocky Balboa, der ihm davon abrät. Rocky wird natürlich von Sylvester Stallone gespielt, der gleichzeitig wieder am Drehbuch beteiligt war. Tessa Thompson (Westworld, Thor 3, Auslöschung) spielt Adonis Verlobte Bianca, eine Sängerin mit fortschreitendem Gehörschaden, die verzweifelt versucht mit ihrer Musik berühmt zu werden, bevor ihre Krankheit Überhand gewinnt.
Der Schwede Dolph Lundgren verkörpert wieder Ivan Drago, den bekannten Antagonisten aus Rocky IV. Er versucht sich selbst auf seinen Sohn Viktor zu projizieren und zwingt ihn zum Boxen. Nach seiner Niederlage gegen Rocky hatte er alles, inklusive seiner Frau, verloren und musste mit Viktor alleine und in Bescheidenheit leben. Mit dem Deutschen Florian Munteanu schlüpft ein absoluter Hollywood-Neuling in Viktors Rolle. Florian ist ein Muskelberg und wirkt schier unbesiegbar. Visuell ist er die perfekte Besetzung für den auf Rache gedrillten Viktor Drago. Leider wird ihm leider viel zu wenig Filmpräsenz zugesprochen. Auf seine Hintergrundgeschichte genauer einzugehen hätte die Story um einiges stimmiger gemacht.
Hier der Trailer für euch zum Warmboxen:
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Mit Creed 2 ist Steven Caple Jr. ein durchwegs solider Film gelungen. Dramaturgisch gibt es keine großen Überraschungen und gerade Liebhaber der Saga werden sich sofort wohl fühlen. Die Geschichte ist ein exzellent inszeniertes Sport-Drama, das nicht mit gefühlvollen Szenen geizt. Die Kämpfe sind extrem gut gefilmt und dabei wird die Spannung immer wieder bis zum Ende ausgereizt.
Negativ fallen aber die teilweise langwierigen Dialoge und die sehr geringe Screentime des Antagonisten auf. Der Film macht sicher einem breiten Publikum Spaß und auch Laien können der Geschichte gut folgen. Um jede Anspielung zu verstehen, sollte man zumindest das Wissen um Rocky IV und Creed I ein wenig auffrischen. Vielleicht bietet es sich sogar an, davor einen kleinen Rocky-Marathon zu starten.
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