In der ACSL matchen sich die TU, WU, Uni Wien, MedUni und Boku im Football. Wieviel Spaß macht das und wie funktioniert’s? Die Helden der Freizeit haben sich an einem Spieltag in Wien-Simmering zwischen Fans, Bier und Cheerleader gemischt. Und auch mit einem Spieler gesprochen, der sich ohne viel Vorahnung sofort in den Sport verschaut hat.
von Christian Orou und Christoph König
Sport hat an den Universitäten eine große Tradition. Vor allem in Amerika sind College Teams ein Sprungbrett in die großen US-Ligen NBA (Basketball) oder NFL (Football), aber auch zu Olympischen Spielen. Die ACSL versucht diese College-Tradition jetzt auch in Österreich zu etablieren. Am 27. Mai fällt im Footballzentrum in der Ravelinstraße in der fünften und letzten Grunddurchgangsrunde die Entscheidung, welche Teams in das Halbfinale der Summerbowl am 10. Juni auf der Hohen Warte einziehen. Dort steigt dann auch am 1. Juli das Finale. Wird es den WU-Tigers oder den TU-Robots gelingen, den amtierenden Champion, die Uni Wien-Emperors, zu entthronen?
Die ACSL wurde 2015 gegründet und startete als Verein mit sechs Basketballteams von den größten Universitäten in Wien. Inzwischen kamen Football und eine Uni in Linz dazu, der Verein wurde in ein Unternehmen umgewandelt. Zum letzten Saisonstart auf die Hohe Warte kamen mehr als 5.000 Studierende. Heuer waren es, der kleineren Location im Footballzentrum Ravelinstraße geschuldet, etwas mehr als ein Drittel – dafür sind die Spieltage regelmäßig ausverkauft. Die Helden der Freizeit hat das neugierig gemacht und wir haben uns für euch einen Spieltag in Simmering angesehen.
Der Event in der Ravelinstraße ist professionell organisiert, es gibt alles, was sich das Publikum – hauptsächliche Studierende, aber auch ein paar Footballfans – wünscht: Cheerleader, Merchandising, viel Bier und Spritzwein und eine Menge Entertainment auf dem Platz. Im ersten Spiel treffen die BOKU Beez, die seit der Gründung der Footballliga vor drei Jahren auf ihren ersten Sieg warten, auf die MedUni Serpents. Und die Punktelieferanten der letzten Jahre drehen im ersten Viertel gleich mächtig auf und gehen mit 14:0 in Führung.
American Football ist in Österreich in den letzten Jahren beim Publikum angekommen, das beweisen die Besucher:innenzahlen bei den Spielen der Vienna Vikings in der European League of Football (ELF) und die Einschaltquoten bei den Spielen der NFL im TV. Bei den Verantwortlichen für die Sportplätze sieht es leider noch anders aus. Bitteres Beispiel: Letzte Saison wurden die Vienna Vikings eine Woche vor dem ELF-Halbfinale, das sie in der Generali-Arena der Austria austragen wollten, vor die Tür gesetzt. Sie mussten, wie auch die ACSL, in das Footballzentrum an der Ravelinstraße ausweichen. Die Location ist aber zu klein, und die weit über 1.000 Tickets waren bald vergriffen.
Was der Sportstadt Wien fehlt, ist entweder ein eigenes Footballstadion oder die Bereitschaft der Verantwortlichen, ihre Stadien für die in Österreich relativ neue Sportart zu öffnen. Heuer pendeln die Vikings mit ihren Heimspielen in der ELF Saison zwischen der Generali Arena (erstes Saisonspiel gegen die Prag Lions am 17. Juni), der Hohen Warte und weiteren Locations hin und her.
Zurück zum College Football. Halbzeit im ersten Spiel. Die Boku Beez führen noch immer 14:0. Und wie es sich für ein Footballspiel gehört, gibt es auch in der Ravelinstraße eine Halftimeshow. Es ist zwar nicht Adele, aber Samira Lea Summer, 2022 Kandidatin bei Starmania. Sie singt Rolling in the Deep. In der Organisation und der Durchführung der Veranstaltungen stützt sich Colin Fuchs-Robetin, einer der Gründer der ACSL, auf unzählige Freiwillige. „Wir versuchen, uns ständig zu verbessern und zu professionalisieren. Wir wollen vermitteln, dass Studieren nicht nur Lernen und Stress ist, sondern dass man im Studium auch Spaß haben kann.“, sagt Fuchs-Robetin im Gespräch mit den Helden der Freizeit.
Dieser Ausgleich ist es auch, der Tayfun Ileli zum Football gebracht hat. Als aktuell einziger türkischstämmiger Spieler der Boku Beez hatte er davor nur wenig Ahnung von diesem Sport: “Ich bin über ein Inserat auf die Tryouts aufmerksam geworden, vorher wusste ich gar nicht, dass die Boku ein Footballteam hat.” Doch der Defensive Tackle machte sich auf Anhieb gut und staunte extrem über die Fankulisse bei seiner ersten Partie 2021. “Ich dachte, da kommen 20, 30 Leute wie beim Hobbyfußball. Als ich dann vor ein paar tausend Fans auf der Hohen Warte aufgelaufen bin, habe ich meinen Augen nicht getraut. Wahnsinn, wieviel Kraft dir die Fans geben.” Football und Tayfun – das war Liebe auf den ersten Blick: “Ich liebe den Sport!”
Die vielen Regeln lernte er schnell, genauso wie das Playbook für seine Defensive Line. “Es war viel auf einmal, aber die Coaches sind sehr professionell – oft ehemalige Spieler von den Vikings.” Trainiert wird zweimal in der Woche, Dienstag und Donnerstag. Mittlerweile träumt der 26-Jährige selbst vom Sprung zu den Vienna Vikings.”Von den WU Tigers haben sie sogar während der Saison gerade einen talentierten Spieler geholt.” Was Tayfun am Football so schätzt? “Wir sind eine enge Gemeinschaft, alle sind gut drauf.” Freilich wunderte sich sein Umfeld ein bisschen über die Verletzungen, mal war (wie am Foto) die Schulter ausgekegelt. Gegen die TU Robots brach sich der talentierte Defensive Liner zuletzt die Hand. “Ich dachte nicht, dass es ein Knochenbruch ist und hab weitergespielt. Im Nachhinein ein Blödsinn. Das kann ich keinem empfehlen.” Trotzdem war Tayfun heuer während der Saison schon Leader bei den Tackles. Und am 27. Mai will er schon wieder dabei sein. Demnächst sollen seine Eltern und Freunde auch vorbeikommen und sich ein Bild machen.
Das erste Spiel geht zu Ende, die Beez fahren ihren ersten ACSL-Sieg der Vereinsgeschichte ein. 27:0. Das wird wohl eine harte Saison für die MedUni Serpents. Die Stimmung auf der Tribüne ist gut, die Besucher:innen werden von zwei Moderatoren, jeweils einer für jeden Fanblock, bei Laune gehalten. Die beiden erklären aber auch immer wieder das Spiel. „Viele, die hier sind, kennen sich noch nicht so gut mit den Regeln aus, sie kommen vor allem wegen des Events.“, erzählt Fuchs-Robetin. Und wie finanziert sich so ein Event? Die ACSL bekommt Geld von den teilnehmenden Universitäten und von der ÖH, aber ohne die Mitarbeit von über 100 ehrenamtlichen Volonteers können die Spieltage nicht durchgeführt werden. Im Moment ist man auf der Suche nach Partnern.
Das zweite Spiel des Tages ist eine Neuauflage des Finales der letzten Saison. Die TU Robots treffen auf die Uni Wien Emperors, die seit Gründung der Liga ungeschlagen sind. Die WU Tigers sind an diesem Tag spielfrei. Der Start für die Emperors, die ersatzgeschwächt antreten, verläuft nicht nach Wunsch, bereits nach der ersten Hälfte laufen sie einem 0:21-Rückstand hinterher. Warum geht man zur ACSL fragen wir einen Fan? „Der Event ist cool. Die ACSL verbindet uns und schafft eine Gemeinschaft. Er fördert auch die Bindung zu unserer Uni. Man kann ja nicht die ganze Zeit nur studieren.“, sagt Dario, Student an der TU.
Bemerkenswert ist auch die Fankultur bei den Spielen. Es gibt ausschließlich positiven Support. Man schreit, trampelt und klatscht für das eigene Team, nicht gegen die andere Uni. Auch wenn, wie im zweiten Spiel der Fall, das eigene Team bereits mit 7:42 zurückliegt und die Mercy-Regel (die Zeit wird nicht mehr angehalten) in Kraft tritt.
Fazit nach unserem Lokalaugenschein beim College Football in Österreich: Professionell organisiert, eine tolle Stimmung bis zum Schluss und Spiele mit überraschendem Ausgang. Wer Lust hat, einmal einen Matchtag zu besuchen, hat das nächste Mal am 27. 5., die Möglichkeit dazu. Ab 14 Uhr treffen in der Ravelinstraße (Bleriotgasse 3) zuerst die Med Uni Serpents auf die Uni Wien Emperors, ab 17 Uhr 30 dann die Boku Beez auf die WU-Tigers.
Übrigens: Ein toller neuer Sport, der auch viele Student:innen in Wien begeistert, ist Roundnet/Spikeball – lies hier alles über den coolen neuen Trend, der sich prima im Park ausüben lässt.
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Der Chefredakteur der Wiener Alszeilen verfasst für heldenderfreizeit.com Buch-, Musik- und Spiel-Rezensionen, ist Video-Redakteur von CU TV und schreibt für das Musikmagazin Stark!Strom. Dazu berichtet er von Konzerten, Sport- und anderen Kulturevents und führt Interviews mit Stars und spannenden Persönlichkeiten.