Der Austropop-Star über seine brandneue Single, die er unter anderem mit Christian Kolonovits erarbeitete und mit der er ganz neue musikalische Wege beschreitet. Wo er die Grenzen zwischen sich und seiner fiktiven Figur Herrn Horvath zieht. Dazu erzählt Christopher Seiler, welche Helden ohne Kostüme ihn faszinieren und mehr. Das alles im großen Interview.
von Patrick Meerwald
5. August 2021: Die meisten kennen diesen Musiker vor allem im Duo mit Bernhard Speer. Doch weiß Christopher Seiler auch solistisch zu überzeugen. Das unterstreicht der 34-Jährige vor allem mit seiner aktuellen Single Lights Down, die er im Juli unter dem Künstlernamen SEILA released hat.
Wir baten Christopher Seiler zum großen Helden-Interview. Dabei ging es um sein kreatives Schaffen, Meilensteine seiner Karriere und worin er sich vor allem von Herrn Horvath unterscheidet. Und wenn ihr euch auch für seinen kongenialen Musikpartner interessiert – hier gibt es auch ein Interview mit Bernhard Speer nachzulesen: Bernhard Speer: “Verschwitzt, komplett hin. Also alles richtig gemacht!”
Christopher Seiler: Die Idee hatte ich schon vor vier Jahren. Es ist nämlich so: Bei Seiler & Speer gibt es immer ein paar Stilmittel, an die ich mich halten muss, wenn ich Songs schreibe. Ich schreibe dann meistens wesentlich mehr als benötigt. Da hatte und habe ich noch so viele Ideen, bei denen ich es schade gefunden hätte, wenn daraus nichts geworden wäre.
Ich habe definitiv mal etwas probiert. Und zwar wieder diese klassischen Elemente, in Kombination mit einer unkonventionellen Gesangslinie und dann noch dieser Kinderchor dazu. Ich wollte einfach etwas Neues probieren. Und ich glaube, das ist uns sehr gut gelungen. Es ist etwas komplett anderes, also kein klassischer Austropop. Das war ja auch schon bei Herr Inspektor so. Ich weiß, dasssagt warscheinlich jeder, vor allem jeder Solist, aber das war schon eine der besten Sachen, die ich bis jetzt veröffentlicht habe.
Bei Seiler & Speer ist es dann doch immer auch ein Kompromiss. Da muss man auch immer auf eine gemeinsame Schiene kommen, die jeder von uns vertreten kann. Diesen Prozess gibt es dieses Mal nicht. Ich weiß genau, wie es klingen muss. Das ist eigentlich das Einzige, wo es Unterschiede gibt. Denn ansonsten ist der Workflow der Gleiche. Ich habe da z.B. auch den gleichen Produzenten, den Daniel Fellner.
Es war ein echt sehr positives Event, weil da so viele positive Menschen mitgemacht haben. Und Aleksandar ist echt ein guter Freund von mir. Dadurch, dass das Ganze für einen guten Zweck für Kinder war, kannst du dir sicher sein: Bei so etwas bin ich immer dabei.
Generell bin ich nicht so der Zockertyp. Wenn dann, und das nur sehr sehr selten, spiele ich eigentlich nur FIFA. Das ist dann zum Hirn ausschalten. Früher habe ich noch am Super Nintendo gespielt. Bei der Playstation habe ich dann nach und nach aufgehört. Trotzdem war es in diesem Fall wahrscheinlich besser, dass wir das auf der Konsole durchgezogen haben. Weil bei einem echten Ringkampf mit ihm, hätte mein Kopf dann nur noch geraucht.
Bei einem echten Kampf mit Aleksandar Rakic hätte mein Kopf geraucht.
Christopher Seiler zieht dann doch die Konsole dem echten Ring vor.
Ein Held muss für mich eine positive Einstellung haben. Dazu muss er auf jeden Fall selbstlos sein und das Herz am rechten Fleck haben. Er muss nicht zwangsläufig ein Superheldenkostüm tragen. Helden gibt es aber immer. Trotzdem muss man mit der Definition und auch der Benennung von Helden immer ein bisserl aufpassen. Denn zum Beispiel gab es in die Corona-Krise die sogenannten Helden in den Supermärkten, für die ist geklatscht worden, aber übrig geblieben ist da nichts mehr. Die hätten sich mehr über einen Bonus als übers Klatschen gefreut.
Da habe ich definitiv einige. Aber diese Liste wäre jetzt zu lange. Sicher darauf sind natürlich der Wolfgang Ambros, Ludwig Hirsch oder der Georg Danzer, bis zurück zum Helmut Leopoldi. International gehört da Leonard Cohen dazu, auch sogar ein bisserl der Bruce Springsteen.
Vorab muss ich gestehen, dass es besser ist, heute nichts mehr davon zu finden (lacht). Ich war 20 oder so. Und da bist du noch ein ganz anderer Mensch. Damals waren auch die Möglichkeiten noch ganz andere als jetzt. Aber ohne diesen Step, den ich damals gemacht habe, wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Es war eine wunderschöne Zeit. Auch wenn wir keinen Cent verdient haben, wir haben uns aufgeführt als hätten wir 20 goldene Schallpatten zuhause. Heute bräuchte ich das nicht mehr. Es ist aber ein Teil von mir. Vor kurzem habe ich mal wieder was von damals angehört …
Ich habe es gleich abgedreht.
Jetzt am kommenden Seiler & Speer Album gibt es Parts mit, ich sage es jetzt bewusst, Sprechgesang. Aber mit der Musik Rap selbst habe ich sehr wenig zu tun. Da höre ich manchmal alte Platten. Das war es aber auch dann schon wieder. Mit dem heutigen kann ich viel weniger anfangen. Das ist mir viel zu schnelllebig und außerdem sprechen die nicht an, was mich berühren würde. Ich mag kein Gucci oder Prada und Uhren brauch ich auch nicht so dringend.
Ich mag kein Gucci, kein Prada.
Christopher Seiler identifziert sich mit dem heutigen Rap gar nicht.
Nummer eins war wahrscheinlich meine ersten veröffentlichten musikalischen Arrangements. Ohne die hätte ich das alles dann nicht weiter verfolgt. Der nächste war vermutlich danach das Lied Der letzte Schnee. Weil ich finde, dass ich in dieser Nummer mein Geschichten-Erzählen perfektioniert habe. Dann war auch schon der Herr Inspektor, weil ich bei dem gemerkt habe, wie breit und weit ich mit der Musik gehen kann und das sie trotzdem auch noch gut ankommt. Da war ich anfangs noch sehr vorsichtig.
Im Studio bereitest du das vor, was du dann nachher live zelebrieren kannst. Da klingt dann auf der Bühne vielleicht nicht jeder Ton ganz so wie er gehört. Aber das ist völlig egal, weil die Emotion so da ist. Ich bin froh und dankbar sagen zu können, dass wir so eine tolle Live-Band haben.
Da macht es auch gleich hundert Mal mehr Spaß. In der Band sind auch einige, die aus den härteren Genres kommen und die interpretieren das dann auch sehr rockig. Das hat dann mit der Urform fast nichts mehr zu tun. Ob und zua hört sich z.B. auf der CD völlig anders an. Da hat es dann sehr bewusst eingesetzte Einflüsse von Rage Against The Machine. Das freut mich als Zuhörer bei Konzerten auch immer sehr, wenn da was anders ist. Sonst könnte ich mir gleich nur das Album anhören.
In Herrn Horvath steckt viel mehr als ich von ihm repräsentiere. Das muss ja zwangsläufig so sein. Die Person ist zum Glück sehr weit von mir entfernt. Wäre ich so wie er, dann könnte ich das, was ich mache, so auf keinen Fall tun. Das traue ich dem Herrn Horvath einfach nicht zu. Wenn du einen Idioten spielst, musst du gscheit sein. Ein Trottel kann keinen Trottel spielen. Das geht nicht.
Ich habe generell in der Zeit angefangen, verschiedene neue Instrumente zu spielen. Davor habe ich fast gar keine gespielt. Da habe ich mich beim Songwriting und auch im Leben selbst weiter entwickelt. Das macht einfach Spaß. Und wenn du dann mit solchen Leuten wie dem Christian Kolonovits zusammenarbeiten kannst, dann taugt dir das gleich viel mehr. Mir ist dann in den Lockdown-Phasen eines klar geworden: Jeder Tag, an dem ich nichts dazu lerne, ist ein verschwendeter Tag.
Lies hier auch ein Interview mit Seilers Bandkollegen Bernhard Speer: “Verschwitzt, komplett hin. Also alles richtig gemacht!”
Unsere Hörer-Rubrik wird regelmäßig mit tollen Künstlern der Musikszene erweitert. Hier erzählen sie von eigenen Heldentaten, unvergesslichen Momenten und anderen besonderen Anekdoten.
Stefan Jürgens: “Wien hat mich gelehrt, das Leben humorvoll zu sehen!”
Nino aus Wien: “Ich höre gerne Hits, ich schreibe halt keine!”
Rapperin Yasmo: “Sich zu behaupten, geht auch ohne Hierarchie!”
Cil City: “Wenn die Energie passt, darf auch was danebengehen!”
Eric Papilaya: “Musiker sein, ist wie ein Marathon, nur ohne Ziel!”
Sportfreunde Stiller: “Kunst ist dafür da, Freiheit zu spüren!”
Bernhard Speer: “Verschwitzt, komplett hin. Also alles richtig gemacht!”
Christian Hummer von Wanda: “Statt 150 kamen plötzlich 15.000!”
Arabella zu Starmania: “Es braucht viel Mut und Verletzlichkeit!”
Cley Freude: “Jeder Mensch ist ein Held und für jemanden wertvoll!”
Titus Vadon: “Musiker müssen innerlich brennen, sonst wird’s fad!”
Manuel Rubey: “Ich könnte Tag und Nacht Sport schauen!”
KØLEEN: “Ich liebe Kontraste im Leben, vor allem in meiner Musik!”
Sibbi von Itchy: “Für das Karma ist es gut, wenn man kein Arschloch ist!”
PAENDA im Interview: “Nicht nur meine Texte haben eine Message!”
Mala Frank im Interview: “Dann hat mich Bryan Adams gebeten, ihn zu covern!”
Anna Heimrath nach Starmania: “Mein Ziel ist, von der Musik zu leben.”
Ina Regen: “Kenne deinen Grund, warum du was machst!”
Paul Pizzera: “Die Konzert-Geilheit bleibt trotz Absage-Frust!”
Russkajas Georgij: “Alles in meinem Beruf ist Freizeit!”
Wendja: “Neben dem Musikmachen ist Sport mein Leben!”
Marco Pogo: “Den Bierbrunnen will ich wirklich!”
Silbermond: “Ein Kind auf die Welt bringen ist heldenhaft.”
Vamummtn-Rapper Ansa: “Autotune-Gedöns ist nicht unsers!
Kaiser Franz Josef : “Unsere Musik ist zu leiwand fürs Radio!”
Nathan Trent: “Billie Eilish hat das Game revolutioniert!”
Cordula-Grün-Held Josh.“Gig im Burgtheater wäre geil!”
Steve Hogarth: “Über John Lennon geht nichts!”
Nightwish: “Dem würde ich das Härteste geben.”
Prohaska über Musik: “Der Ambros ist mein größter Held!”
Hans Krankl: “Jeder Auftritt ist eine Heldentat!”
Alf Poier: “Mein halbes Leben war eine Heldentat!”
Aufmacherfoto: @georgbaumann.at
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.