Carcassonne hoch fünf ist unser liebstes Strategieduell! Drei Stunden Spielspaß – bis einer weint! So spielt sich das Basisspiel mit unseren fünf liebsten Erweiterungen. Plus: Lies hier im Test mit Video, wie über 20 Jahre nach dem Original die kooperative Variante Nebel über Carcassonne unsere Liebe zum Klassiker neu entflammte.
von Klara
Alle Zeichen stehen auf Carcassonne, genauer gesagt: Ultimate-Carcassonne. Zugegeben die Wortkreation kommt von uns, aber jede andere Bezeichnung wird dem, was uns erwartet, nicht gerecht. Der Spieltisch hat sich bereits auf sein Doppeltes vergrößert. Unsere liebsten fünf Erweiterungen Wirtshäuser und Kathedralen, Händler und Baumeister, Burgfräulein und Drachen, Der Turm und der Graf sind dem Basisspiel beigemischt.
Übrigens: Die neueste Version von Carcassonne “Nebel über Carcassonne” ist nicht nur die neueste Erweiterung des Grundspiels, sie ermöglicht jetzt auch erstmals das Spielen zusammen und nicht gegeneinander. Sieh hier in unserem Video wie es funktioniert:
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Noch sind wir am Vorbereiten, am Mischen, dabei Bier aus dem Kühlschrank zu holen, Chips in Greifnähe zu positionieren. Eine Partie Ultimate-Carcassonne spielt sich eben nicht einfach so drauf los. Da heißt es im Vorfeld alle möglichen körperlichen Bedürfnisse zufrieden zu stellen. Denn, das hat die Erfahrung gelehrt, während eines dreistündigen Ultimate Carcassonne-Marathons, haben wir keine Zeit für eine Verschnaufpause und keinen Nerv für etwas anderes.
Endlich sind die Vorbereitungen beendet. „Der Graf“, eine Mini-Erweiterung des Basisspiels, bildet eine Art Altstadt, um die bald ein für Laien schwer begreifliches Gebilde entstehen wird. Wir knobeln, wer beginnt. „Schnick, schnack, schnuck!“ Verdammt ich hab den Kürzeren gezogen. Mein Freund (jetzt Feind) zieht das erste Spielplättchen und setzt, welch Überraschung, einen Bauern auf sein Kartonquadrat.
Carcassonne ist schnell erklärt:
Clevere Spieler und Spielerin können beim anderen Punkte mitschnorren, wenn sie sich geschickt auf dessen Bauwerke, Wege oder Wiesen positionieren. Direkt anbauen geht zwar nicht, über Ecken ist es aber mit Einsatz einer Extraportion Hirnschmalz möglich.
Die Spielerweiterungen „Wirtshäuser und Kathedralen“, „Händler und Baumeister“ dienen hauptsächlich dazu, die Spielplättchen ein wenig aufzufetten. Anders verhält es sich mit „Burgfräulein und Drache“. Der Drache kann mit seinem riesigen Appetit Bauern, Burgherren oder Wegelagerer fressen. Das Burgfräulein, die kleine Gretzn, verführt ehrenwerte Ritter aus ihren Burgen. Und leider kann die Fee, die dieser Erweiterung angehört, nicht alles und jeden auf einmal schützen.
Bei der Mini-Erweiterung “Der Graf” kann man zuerst einen auf hilfsbereit machen und seinem Mitspieler einen Weg oder eine Burg fertigbauen.
Der hinterhältige Hintergedanke: Man darf einen Gefolgsmann in die Altstadt ziehen und diesen später auf ein abgeschlossenes Werk des Gegenspielers setzen und staubt so realtiv billig Punkte ab. Gegen solche Mitnascher hilft der Graf, der in der Altstadt (auch als Lohn für Fertigstellung eines fremden Bauwerks) so eingesetzt werden kann, dass er blöde Schnorrer blockiert.
Die Erweiterung “Der Turm” ist ebenfalls ein probates Mittel, um mächtige Burg- und GutsherrInnen in ihre Schranken zu weisen. Diese können verhaftet und eingekerkert und nur gegen sauer verdiente Punkte oder einen Gefangenaustausch wieder freigelassen werden.
Man merkt wie simpel und gleichzeitig ausgefuchst dieses Spiel ist. Die ersten Spielzüge sind getan. Noch scherzen wir über die unterschiedlichen Taktiken des anderen. Auch eine Möglichkeit, um nicht die Übersicht zu verlieren, was da grad alles am laufend wachsenden Spielfeld passiert. Doch je mehr Spielpunkte vergeben sind, desto schweigsamer werden wir. Es wird immer öfters zum Bier gegriffen, um die Zeit zu überbrücken, bis der andere Spieler endlich sein Spielplättchen setzt.
„Geh, komm schon. Spiel!“, treibe ich meinen Freund an, der mir einen leicht genervten Blick zuwirft. Zugegeben mein Tonfall weist schon eine gewisse Schärfe auf, passiert immer, wenn ich leicht zurückliege, wobei 35 Punkte im Rückstand, da ist die Formulierung „leicht zurück“ noch harmlos umschrieben. Seit fünf Runden versuche ich schon meine Megaburg abzuschließen oder mich auf seinen Endlosweg anzubauen, aber die gewünschten Plättchen kommen und kommen nicht.
Er hat den besten Bauern verhaftet. Shit! Ich bin sauer.
Zirka zwei Drittel der Spielplättchen sind gespielt. WAS!? Verdammt, er hat grad einen brillanten Spielzug gemacht und der Ungerechtigkeit nicht genug, einen meiner besten Bauern verhaftet. Shit! Ich bin sauer. Und wie! Ich verschränke die Arme und lehne mich beleidigt in meinem Stuhl zurück. „Das merke ich mir, ab jetzt nehme ich keine Rücksicht mehr auf dich.“ Hab ich vorhin auch schon nicht getan, aber dieser Spielzug hat wirklich geschmerzt.
Beleidigt spiele ich weiter. Na, warte. Und endlich, eine brauchbare Karte, das Burgfräulein! In meiner größten Not, eine Heldin! Mit größtem Genuss lege ich das Plättchen an seine Riesenburg inklusive Baumeister, verscheuche seinen Ritter und setze meinen eigenen hinein.
Und der Rache nicht genug, schließe ich gleich auch noch die Burg ab und kassiere alle Punkte. Jetzt ist es an meinem Gegenüber, mir einiges zum Thema „faires spielen“ zu sagen. Mir wurscht! Mein Ego hat sich soeben wieder erholt und genussvoll ziehe ich in der Punktetabelle vorbei. Von Reue keine Spur.
Verbissen wird weitergespielt. Sprüche wie „Ist ja nur ein Spiel!“ haben hier nichts mehr verloren. Beide Egos sind angekratzt. Hier geht es schon um mehr als nur ums Gewinnen. Ein kritischer Blick auf die letzten Plättchen. Ui, das wird noch einmal spannend. Ich muss noch mein Schwein auf die beste Wiese setzen, damit ich Zusatzpunkte kassiere. Meinem Freund ergeht es ähnlich, auch er zählt schon die letzten Plättchen. Langsam kommt wieder ein Gespräch auf. „Ich glaub, du wirst gewinnen“, sage ich nüchtern, „deine Wiese ist größer.“ „Du kannst immer noch deine Burg mit Kathedrale abschließen“, kommt es zurück. Wir ziehen und schweigen. Das letzte Plättchen ist gesetzt. Endwertung.
Wir zählen, wir rechnen, wir vergleichen das Ergebnis. Er hat gewonnen, haarscharf mit drei Punkten Vorsprung. „Das war knapp“, sage ich. „Ja, eine Burg mehr und du hättest gewonnen“, antwortet er. Wir sind streichfähig. Drei Stunden Spielzeit hat uns ziemlich geschlaucht. Nochmals betrachten wir liebevoll unsere größten Bauwerke, unsere längsten Wege und unsere ertragreichsten Wiesen. Gut war’s, wir sind zufrieden mit dem Ergebnis, aber vorerst haben wir genug. Es wird eine Weile dauern, bis wir es wagen, unser Ultimate-Game wieder aufzubauen.
Titel: Carcassonne
Verlag: Hans im Glück, 2000
Genre: Strategie
Spieler: 2 – 5
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Auszeichnung: Spiel des Jahres 2001
Erweiterungen: Bis heute sind neun große Erweiterungen und 20 Mini-Erweiterungen erschienen. Mit jeder wächst natürlich das Spielfeld. Nicht jede verträgt sich so gut mit der anderen. Es empfiehlt sich, immer erst eine nach der anderen anzuschaffen und zu schauen, was zusammenpasst. Damit das Spiel nicht unausgewogen wird.
Ableger: Es gibt mittlerweile zahlreiche Ableger des Spiels, die sich in Aufbau, Setting und Spielprinzip mehr oder weniger leicht vom Original unterscheiden. Besonders empfehlenswert ist Jäger und Sammler. Weil es sich wie eine leicht erweiterte Originalversion spielt, die gut ausbalanciert ist.
Fazit: Das Carcassonne-Basisspiel ist sehr gut und ein echter Klassiker. Richtig spannend wird es aber erst mit den Erweiterungen. Welche man dazu nimmt, will wohl überlegt sein, denn mit jeder wächst das Spielfeld, die Spielzeit und mitunter der Frust. Denn wer nach mehreren Stunden Taktiktüfteln verliert, weil er beim letzten Zug Pech hat und das falsche Plättchen zieht, hat von Carcassonne einmal länger die Nase voll.
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Fotos: heldenderfreizeit.com
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