Einst in den Vierzigern aus den Pulp-Romanen von Edmund Hamilton entsprungen wurde die Anime-Version des Weltraumhelden Captain Future in den 80ern auch im deutschsprachigen Raum zum Klassiker. Jetzt kehrt die Kultfigur als Comic zurück und macht sich daran, sowohl nostalgische Gefühle zu wecken, als auch eine neue Generation zu erreichen.
von Peter Huemer, 16. 3. 2025
Das Set-Up ist so einfach, wie effektiv und klassisch. Eine Gefängniskolonie hat ein Mutantenproblem. Blöd, dass auf dem gleichen Planeten auch wichtige Bauteile für die Raumfahrt produziert werden. Da kann nur einer helfen: Captain Future! Und der ist natürlich bereit und zur Stelle. Gemeinsam mit seiner Crew (einem Androiden, einem Roboter und dem schwebenden Gehirn eines Wissenschaftlers) macht er sich auf den Weg der Sache auf den Grund zu gehen.
Die Neuauflage der Captain Future Abenteuer in Comicform erzählt zunächst kurz die Origin-Story von Curtis Newton, alias Captain Future, und orientiert sich dann an den Serien-Folgen um Der Herrscher von Megara. Den meisten Fans ist sicher vor allem noch die ikonische Titelmelodie von Christian Bruhn im Hinterkopf. Sie zählt neben diesen 30 Kinderserien-Intros wohl zu den besten Ohrwürmern, die uns damals begleitet haben. Schafft es auch das Comic solche nostalgische Gefühle zu wecken? Lies mehr in unserer Review – mehr Eindrücke vom Comicbuch gibt es hier im Video auf Instagram oder hier auf TikTok (sorry schon mal für den Ohrwurm 😉
Was einem zuallererst ins Auge fällt ist wie geschliffen Captain Future daherkommt. Ohne allzu sehr vom Stil der Serie abuzweichen, hat man an den Stellschrauben gedreht. Die Szenerie wirkt detaillierter, einheitlicher und die Charaktere kantiger. Einzig der Captain selbst ist etwas jugendlicher geworden, als er in der Serie daherkommt – weichere Züge, aber der gleiche Heldenmut.
Außerdem hat man sich, vor allem bei weiblichen Charakteren von den allzu unzeitgemäßen Achtzigerjahre-Frisuren verabschiedet. Bei genauer Betrachtung geht damit zwar ein wenig die Identität verloren, aber gleichzeitig ergibt sich eine insgesamt kohärentere Welt. Die schönen Kindheitserinnerungen hängen eh nicht an der Dauerwelle, sondern an der zwar recht simplen aber mitreißenden Story und an der coolen Action, die das Buch auf jeden Fall großartig rüberbringt. Nur wenige sollten sich an den ästhetischen Updates stören und für Neueinsteiger wird Captain Future damit zugänglicher.
Die hohe Qualität der Zeichnungen und das erzählerische Selbstbewusstsein geben dem Comic den Look, den die Serie hatte, wenn man sich mit dem Blick durch eine rosafarbene Brille an sie zurückerinnert. Es ist ein wenig wie mit einem guten Remake eines klassischen Computerspiels – es soll so ausehen, wie sich das Spiel damals angefühlt hat. Und genau das schafft dieses Buch. Es erweckt Erinnerungen zum Leben anstatt das Original zu replizieren. Glücklicherweise wird auch nicht der Fehler begangen, zu sehr auf die nostalgische Natur des Buches auf irgendeine unpassenden Meta-Ebene hinzuweisen. Es präsentiert sich als eigenständig – die Nostalgie kommt schon von allein.
Nur einem Fallstrick, der Comics und Graphic-Novels nur allzu oft ins Straucheln bringt, kann auch Captain Future nicht ausweichen. Die Dialoge sind von grenzwertiger Qualtität. Ob es an der Übersetzung liegt oder ob auch der Originaltext darunter leidet, ist nicht klar festzustellen. Wort für Wort betrachtet sind die Dialoge nicht schlechter als jene der Serie, aber ein kompetenter Synchronsprecher kann Stroh zu Gold spinnen (oder zumindest zu Bronze). In Ermangelung mitreißenden Vortrages hätte man hier nochmal nachschärfen können und in Anbetracht des neuen Mediums einen Schritt weit vom Original abrücken können.
Alles in allem ist Captain Future: Der ewige Herrscher eine gelungene Neuauflage, die zeigt, wie gut der legendäre Weltraumheld auf den Seiten eines Comics funktioneren kann. Die umsichtige Neugestaltung einiger Elemente tut der Sache gut und ist man erst einmal in der Geschichte drin, kann man auch die holprigen Sprechblasen verzeihen.
Captain Future: Der ewige Herrscher erscheint am 9. April 2025 bei Carlsen
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Alle Fotos (c) heldenderfreizeit, Carlsen
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.