Ein neuer Captain America Film, ein neues Abenteuer. Diesmal geht Anthony Mackie Sam Wilson als der Titelheld in den Kampf gegen die Bösewichte.
von Susanne Gottlieb, 12. 2. 2025
Steve Rogers ist nicht mehr. Aber er hat für einen Nachfolger gesorgt. Wer dem ganzen Marvel-Universum noch folgt, weiß nicht nur, dass er bekannterweise am Ende von Avengers: Endgame seinem Freund Sam Wilson, auch bekannt als Falcon, das Schild in die Hand drückte. Sondern man hat auch in Serie The Falcon and the Winter Soldier mitangesehen, wie Sam lange damit rang, als Afro-Amerikaner diese Rolle für ein Land zu übernehmen, dass es Leuten wie ihm nicht immer leicht gemacht hat.
Nun also sind die Grundpfeiler gelegt, und Marvels erstes seriöses Filmprojekt seit dem Superflop The Marvels (Deadpool & Wolverine war höchstens ein Ausflug in Parallelwelten) nimmt Fahrt auf. Kann es denn endlich an die früheren Erfolge anknüpfen. Wir werden sehen. Warum der Film aber ganz passabel geworden ist, das erfährt ihr hier.
Könnt ihr euch noch an den Celestial erinnern? Jenem Wesen, das der Erde entsprang, und das die Eternals aufhalten mussten, um den Planeten nicht zu zerreißen? Nun ja, nach all den Jahren, wo es niemand mehr erwähnt hatte, rückt dieser Celestial, oder die Celestial Insel, wie es nun genannt wird, endlich wieder in den Fokus. Aber der Reihe nach. Am Anfang steht Sam Wilson (Anthony Mackie), der sich nun endlich mit dem neuen Arbeitstitel Captain America angefreundet hat, aber weniger mit der Tatsache, dass der ewige Avengers-Widersacher Thaddeus Ross (Harrison Ford) nun Präsident der USA ist.
Dennoch erfüllt er als Patriot gemeinsam mit seinem Partner, dem neuen Falcon Joaquin Torres (Danny Ramirez), seine Pflicht. Denn auf der Celestial Insel wurde ein neues Material gefunden, das noch mächtiger ist als Vibranium. Adamantium – und ja, das ist das Metall aus dem Wolverines Klauen geschmiedet wurden. Wie das in einer ökonomisch-kapitalistischen Welt nun mal so ist, wollen mehrere Staaten an dem Abbau beteiligt sein. Präsident Ross hat sich um einen Vertrag bemüht, der den Abbau weiter und fair regulieren soll. Just bei der Konferenz im Weißen Haus kommt es zum versuchten Attentat. Ausgeführt von Sams Freund Isaiah Bradley (Carl Lumbly), einem Supersoldaten. Sam weiß, hier steckt mehr dahinter, Isaiah wurde fremdkontrolliert. Gemeinsam mit Joaquin und der Sicherheitsberaterin Ruth Bat-Seraph (Shira Haas) beginnt er zu ermitteln. Jemand will dem Präsidenten schaden. Dabei leitet dieser Unbekannte geradewegs einen globalen Handelskrieg ein. Und dann sind da noch diese seltsamen Tabletten, die Ross regelmäßig schluckt, um seine Wut zu regulieren.
Die Ankündigung, dass man sich ein wenig bei den vorherigen Captain America-Filmen und der Serie auskennen muss, war eine kleine Lüge. Am besten ist es, wenn man gleich nochmal den oft vergessenen Der unglaubliche Hulk schaut, um hier wirklich am letzten Stand der Dinge zu sein. Doch das Skript, das unter anderem von The Falcon and the Winter Soldier-Showrunner Malcom Spellman geschrieben wurde, schafft es ganz geschickt, die wichtigsten Punkte und Wendungen im Schnelldurchlauf zu wiederholen. Fast könnte man augenzwinkernd meinen, Marvel sei es nach Thor: Ragnarok erneut gelungen, einen Hulk-Film zu machen, ohne Hulk-Figuren als Protagonisten zu haben.
Was ist sonst zu Captain America – Brave New World zu sagen? Regisseur Julius Onah präsentiert einen klassischen Politthriller, im Stil von Der Manchurian Kandidat, Die drei Tage des Condor oder auch Das Kartell, in dem ebenfalls eine Verschwörung um den US-Präsidenten vorkommt. Passenderweise war in letzterem auch Harrison Ford zu sehen, der in Brave New World die Rolle des Thaddeus Ross von dem 2022 verstorbenen William Hurt übernimmt. Vieles erinnert an die alten 80er und 90er-Filme, geprägt von Paranoia, Spionen und doppelten Spiel. Doch der Film wühlt nicht in der Vergangenheit, er setzt sich auch mit modernen populistischen Methoden auseinander, Handelskriegen und Rassismus. Eine direkte Antwort auf Donald Trump sollte man zwar nicht suchen, immerhin wurde dieser erst im November 2024 wieder gewählt. Aber es ist Trumps Amerika, das hier wie ein Schatten über den Geschehnissen hängt.
Und irgendwie ist es ja ein Wunschdenken, dass es wirklich irgendwo finstere Hintermänner gibt, der Präsident ein Guter ist und er wie fast alle Politiker nicht mit aller Macht am Amt hängt. Brave New World verweigert sich dann aber doch einem allzu träumerischen Idealismus, dafür gibt es viel Farbe, zu viel Action, zu viele Set Pieces. Immerhin, wir sind immer noch in einem Marvel-Film. Neben der Grundsatzfrage, welches Vertrauen die Menschen in ihre Anführer stecken, welche Form von Hoffnung jemand wie Sam dem Volk geben kann, ist es vor allem Isaiah, dessen Geschichte in dem Film berührt.
Wie bereits in der Serie bekannt wurde, wurde er 30 Jahre gefangen gehalten und an ihm experimentiert. Er wollte nie wieder in den Bau. Doch nun, als Strohmann einer Verschwörung, stellen sich wieder altbekannte Fragen von einem schwarzen Mann, der für die Fehler eines weißen mächtigen Manns geopfert wird. Sonst darf man sich noch an Kultbösewicht Giancarlo Esposito als der kriminelle Wissenschaftler Sidewinder erfreuen, und auch Tim Blake Nelson kehrt als der brillante, aber unethische Wissenschaftler Samuel Sterns zurück. Es ist ein wilder Ritt, der nicht ganz die Politthriller-Atmosphäre von Captain America: The Winter Soldier einfangen kann. Aber es ist ein willkommener Einstand für Mackie als Hauptcharakter in der Filmreihe.
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Mehr InformationenCaptain America: Brave New World ist oft ein wenig zu laut, um das zu erreichen, was er sich mit seiner Thriller-Atmosphäre vorgenommen hat. Aber er ist ein gelungener weiterer Eintrag in der MCU-Timeline.
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.