Im Jahr 2022 sind eine ganze Menge großartiger Bücher erschienen. Zehn davon haben es in meine (fast) monatlichen Buchtipps geschafft. Nun fürs Jahresende habe ich aus diesen meine persönliche Top-5 Buchtipps 2022 ausgesucht. Obwohl natürlich die Kunst nicht als Wettbewerb verstanden werden soll, haben mich diese fünf Titel dieses Jahr besonders beeindruckt.
von Peter Huemer, 14. 12. 2024
Oh, wenn man nur schneller lesen könnte oder stattdessen ein Tag 48 Stunden hätte. So viele Bücher, die es verdient hätten, gelesen zu werden, würde ich verschlingen. Da dem aber nunmal nicht so ist, will jedes Buch wohl gewählt sein.
Als kleine Hilfe für eure Bücherauswahl (ob für Weihnachten als Geschenk für jemand anderen oder euch selbst) habe ich hier meine Top-5 Buchtipps 2022 für euch. Diese Reihung aber bitte nicht als Ranking verstehen. Diese fünf müssen sich voreinander nicht verstecken.
Und was gibts Gutes 2024? Hier 11 Top-Buchtipps.
Blinder Spiegel ist eines jener Bücher, das all-in geht. Der Roman erzählt die Geschichte eines nomadenhaften Fluglotsen, der sich in Paris in eine Fremde verliebt. Der Roman weiß, was er sein will und macht keine halben Sachen. Und zwar ist Blinder Spiegel ein Liebesroman, wenn auch ein tragischer. Kaum ein Buch wagt sich so wahrhaftig in eine Welt überschäumender Gefühle und scheut dabei auch nicht vor gut platziertem aber realistischem Kitsch zurück – jenem Kitsch, wie er sich tatsächlich in Menschen in Momenten emotionaler Aufwühlung entfaltet. Salih Jamal versteht diese Emotionen und diese mit Hilfe seiner einfühlsamen Sprache zu einem dichten liebevollen Ganzen zu formen.
Hier die ganze Rezension.
Das Journal der Valerie Vogler ist ein faszinierender kurzer Roman über Isolation, Kunst und so vieles mehr, dass ich es gar nicht aufzählen kann, ohne zu spoilern. Und spoilern sollte man diesen Roman auf keinen Fall, obwohl es sich nicht nur um eine Mystery-Geschichte handelt, die mit dem Plot steht und fällt. Aber seinen vollen Effekt entfaltet der Roman von Constantin Schwab nur im Angesicht der Unwissenheit der Lesenden. Die Geschichte der Kultur-Journalistin Valerie Vogler, die im hohen Norden ein merkwürdiges Künstlerkollektiv besucht, um ihren Geheimnissen auf die Spur zu kommen ist eine beispielhafte und ambitionierte High-Concept-Erzählung.
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Es wäre eine Schande nicht auch für die Lyrik einen Platz in meiner Liste zu finden. Glücklicherweise gibt es unter den Buchtipps 2022 einen ganz herausragenden Lyrikband, der diesen Platz ausfüllen kann. azur ton nähe – flussdiktate ist ein wunderschöner, geistreicher Gedichtband voll Sprachkunst und Emotion. Die Gedichte drehen sich allesamt um Gewässer und wer dabei denkt, dass das öd sein könnte, irrt sich ganz gewaltig. Nie wurden Flüsse so gefühlvoll und bedeutungsvoll aufgeladen und beschrieben. Illustriert wurde der Band mit Bildern von Franz Wassermann und die Illustrationen fügen sich unaufdringlich ins Gesamtkunstwerk ein. Eine große Empfehlung für alle LyrikliebhaberInnen.
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Der furiose Abschluss der autofiktionalen Kutzenberger-Trilogie ist ein würdiger Abschied von dem Protagonisten, der sich mit dem Autor den Namen und Teile der Biografie teilt. Schritt für Schritt verwandelt sich die Erzählwelt über die drei Romane hinweg von der Realität in die Fiktion. Aber so eine Verwandlung kann es nicht ohne Konflikte geben und eben dieser Konflikt, der Konflikt zwischen Realität und Fiktion ist Thema von Kilometer null. Ein literarischer Streit wächst sich in diesem Buch zu einem Weltkrieg aus, der in wenigen Tagen scheinbar die Zustände der Welt ins Chaos stürzt und spiegelt. Sein eigenes Ende verrät der Roman schon auf Seite eins und trotzdem fesselt einen die geistreiche Reise von der Realität in die Literatur zu jedem Zeitpunkt. Einer der außergewöhnlichsten Romane, der letzten Jahre.
Hier die ganze Rezension.
Ivan Lendl, der auf den ersten Seiten von Paul Ferstl Roman zur Ruhe gelegt wird, hat nichts mit dem berühmten Tennisspieler zu tun. Diese Erwartung muss ich an dieser Stelle gleich enttäuschen. Aber auch über diesen fiktiven Ivan Lendl gibt es so einiges zu erzählen. Der junge Mann, der Ivans Grab schaufelt ist Protagonist Pich, ein Auslandszivildiener in Rumänien. Eine kleine Gruppe Zivildiener in der rumänischen Provinz, junge Männer, die in der Fremde mit der harten Realität des Erwachsenseins konfrontiert werden – auf die harte Tour. Diese Monate des Zivildienstes sind so vollgepackt mit interessanten Episoden, aufregenden Abenteuern, haarsträubenden Problemen und geistreichen Dialogen, dass man sich in der Geschichte verliert. Sprachlich ist der Roman humorvoll und leicht gestaltet, ohne damit die ernste Thematik zu untergraben. Literarisch anspruchsvoll und durchwegs unterhaltsam!
Hier die ganze Rezension.
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Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.