Jeder Mann sollte in seinem Leben mindestens einen Brunnen gegraben haben. Warum? Wissen wir selbst nicht. Es klingt einfach gut.
von Christian Wurzer
Man kann es sich natürlich leicht machen. Einen Bagger das Loch graben und Betonringe reinlegen lassen. Oder man mietet ein Bohrgerät und setzt fertige Brunnenrohre ein. Oder man installiert einen geschlagenen Brunnen. Das funktioniert aber nur bei einem schottrigen Untergrund, da ansonsten nicht genug Wasser im Untergrund nachfließen kann.
Das alles ist aber nix für wahre Helden – denn die graben ihren Brunnen selbst, mit Krampen und Schaufel.
Die Planung
Bevor man übermütig loslegt, sollte man sich aber einmal mit den rechtlichen Dingen befassen. In jedem Bundesland sieht es anders aus – Niederösterreicher können normalerweise sofort mit dem Graben beginnen (http://www.noe.gv.at/Umwelt/Wasser/Grundwasser/wasserversorgung_recht.print.html ).
Wie tief muss man graben? Das ist logischerweise vom Grundwasserspiegel abhängig. Festzustellen wie tief der liegt, ist eigentlich gar nicht so schwer. Am besten, einen nahegelegenen Bach aufsuchen – denn dort fließt das Oberflächenwasser auf Höhe des Grundwasserspiegels ab. Wenn kein Bach in der Nähe ist, in den Brunnenschacht des Nachbars blicken oder eine nahegelegene Baugrube begutachten. Am Grazer Schlossberg ist der Brunnenschacht beispielsweise fast 200 Meter tief. Wer mutig ist, dem ist das alles egal. Der gräbt einfach drauf los.
Eine Methode einen Brunnen zu graben ist, einen 100cm-Betonring in ein Loch zu legen. Dieser erste Ring wird dann untergraben, so sinkt er ab. Auf den ersten Ring wird nun der nächste aufgesetzt. So arbeitet man sich Stück für Stück in die Tiefe. Aus Kostengründen und vor allem aus Gewichtsgründen haben wir uns gegen diese Methode entschieden.
Die einen gehen in den Keller lachen, wir um einen Brunnen zu graben. Warum im Keller und nicht im Garten? 2,40 Meter Unterschied ist die Antwort. Außerdem macht es den angrenzenden Partyraum cooler und die Pumpe kann das ganze Jahr über frostfrei arbeiten.
Die Bauausführung
Auf geht’s! Schnell ist der erste halbe Meter mit dem selbst gebauten Zwergenwerkzeug gegraben. Der Durchmesser unseres zylindrischen Lochs beträgt rund 130 Zentimeter. Jetzt kommen die vier Teile der konischen Schalung dran. Eine solche Schalung kann man nicht kaufen, sie darf selbst gebastelt werden (Skizze dazu im Bild). Sie werden mit Speiseöl eingeölt, eingesetzt, verschraubt, verzurrt und ausgerichtet. Parallel mischt schon der Helfer etappenweise ca. 300 kg Beton (6 – 8 Säcke) an. Der wird nun bis zur Oberkante der Schalung eingefüllt. Der erste Arbeitstag ist nun beendet, was nun folgt ist ein/e kühle/s Blonde/s.
Am nächsten Tag kann man die Schalung entfernen: dazu muss bei einem der vier Segmente die Holzverstärkung herausgeschraubt werden. Nun die restlichen drei Elemente herausnehmen und reinigen. Einen Tag zumindest sollte man den Beton nun aushärten lassen. Dann wird der nächste halbe Meter ausgekoffert, geschalt und betoniert. So arbeitet man sich bis zum Grundwasserspiegel in die Tiefe, eine Seilwinde zum Hochtransportieren des Materials zahlt sich nach einer gewissen Tiefe aus.
Beim Grundwasserspiegel angekommen wird es so richtig spannend. Einerseits ist die Freude über das kühle Nass riesig, andererseits muss man es aber jetzt beim Ausgraben irgendwie wegbekommen. Hier kommt nun eine gute Pumpe mit ca. 1000 W Leistung ins Spiel. Ist einmal der Beton eingefüllt, kann man die Pumpe wieder abstellen.
Natürlich übernehmen wir keinerlei Gewähr oder Haftung für das oben beschriebene Projekt. Betrachte es als Empfehlung von nicht verschütteten noch lebenden Ahnungslosen.
Die Pumpe
Hat man ungefähr 1 m³ Wasser im Brunnenschacht stehen, so sollte es für den Haushalt und Garten reichen. Ist zu viel Wasser im Brunnen, besteht die Gefahr, dass es nicht immer frisch ist. Nun empfiehlt es sich zum Baumarkt seiner Wahl zu gehen und eine leistungsstarke Pumpe zu kaufen. Ob ein Hauswasserautomat oder eine Tauchpumpe bleibt jedem selbst überlassen – beide haben Vor- und Nachteile.
Zu guter Letzt noch eine ordentliche Abdeckung drauf, damit keine Fremdeinträge in den Brunnen geraten. Passiert das, kann das Wasser kippen oder die Katze ertrinken.
Facts: Das Wasser des eigenen Brunnens ist zehnmal günstiger als das Wasser von der Gemeinde.
Preis: 70 Euro pro Tiefenmeter
Fazit: Wer sich selber einen Brunnen gräbt, ist besser dran.
Fotos: heldenderfreizeit.com
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Christian ist ein technisch versierter Bastler und Heimwerker - der mit seiner Familie auch actionreiche Abenteuer und Hotels für die Helden testet.