Die heiß ersehnte fünfte Staffel von BoJack Horseman ist endlich auf Netflix zu sehen. Wir haben alle 12 neuen Folgen gesichtet und verraten euch in unserem Review, warum die Serie über den alterndern TV-Star keine leichte Binge-Watch-Kost ist, aber trotzdem (oder gerade deshalb) unterhalten kann.
18. September 2018: BoJack ist im Serien-Stress. Seine neue Rolle als Detective Philbert ist ihm etwas zu auto-biografisch. In der unverwechselbar rauen Stimme von Will Arnett (Lego Batman) lamentiert er die Ähnlichkeit des Sets zu seinem eigenen Haus. Regisseur Flip (überraschender Gast-Star Rami “Mr. Robot” Malek) erklärt es ihm so: Das Set ist entworfen um Philberts karge Existenz darzustellen, mühsam im Gleichgewicht gehalten auf dem Hügel seiner Einsamkeit. Das trifft auch BoJacks Situation verdammt gut.
Seit 14. September ist die neue fünfte Staffel der beliebten Netflix-Serie um BoJack, der als ehemaliger Serienstar in der Lebenskrise steckt, online. Wir haben sie bereits komplett gesichtet und verraten euch in unserer Kritik, wie sehenswert sie ist.
Staffel 5 ist bis zum Rand vollgepackt mit Problemen. Nicht nur BoJacks Situation hat einen Pferdefuß. Diane (gesprochen von Alison Brie – auch Hauptdarstellerin der sehr amüsanten Netflix-Serie GLOW, hier unsere Kritik) und Mr. Peanutbutter, seine besten Freunde – wenn auch bei letzterem eher widerwillig – lassen sich scheiden. Eine Situation, der nicht einmal der ewig optimistische Mr. Peanutbutter etwas Positives abgewinnen kann.
BoJacks Agentin Princess Carolyn träumt davon Mutter zu werden. In Rückblenden erfahren wir, wie Carolyn in ihre jetzige Situation gekommen ist. Wie die Freundschaften zwischen den Protagonisten entstanden sind, sehen wir so auch erstmals.
Sogar BoJacks langjähriger Hausgast, der ansonsten völlig unbekümmerte Todd (Stimme: Aaron Paul – den meisten aus Breaking Bad bekannt) hat keine Gelegenheit wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Der asexuelle Todd baut seiner Freundin einen Sexroboter, der zu seinem Chef wird und BoJacks Serie finanziert. Nur ein Beispiel für die absolut normale Absurdität von BoJack Horseman.
Neu im Stall ist Detective Philberts Partnerin Gina. Stephanie Beatriz (aus der kürzlich verlängerten Serie Brooklyn Nine Nine) spricht den desillusionierten Hollywoo-B-Star mit genau der richtigen emotionalen Verletzlichkeit. Ob eine Beziehung mit dem instabilen BoJack aber eine so gute Idee ist?
BoJack rutscht immer tiefer in eine Spirale der Depression. Ist anfangs seine Vodka-Flasche noch in Wochentage unterteilt, bekommt bald jeder Tag seine eigene Flasche. Diane bringt ihn sogar (unbeabsichtigt) zur Therapie, wo BoJack sonst keine zehn Pferde hinbringen könnten. Nach zwei Stunden verkündet er seine Heilung. Ob er sich da nicht täuscht.
Die fünfte Staffel taucht immer weiter in die Psyche von BoJack Horseman ein. Was dabei rauskommt, ist kein gemütlicher Ausritt im Park. Die realistisch überzeichnete Darstellung mentaler Probleme hat mich aber die Staffel über bei der Stange gehalten. Doch gerade in der Mitte sind einige Folgen regelrecht niederschmetternd anzusehen. Da musste ich erstmal abbrechen und eine Pause einlegen. Zum Binge-Watchen ist die Staffel auf alle Fälle nicht so leicht verdaulich.
Denn es ist emotional schwer einer Figur zuzuschauen, die so viel Angst vor dem alleine sein hat, dass sie ihre Gefühle mit Hass, Arroganz und Eifersucht maskiert. Wenn jede Aktion nur von Eigensinnigkeit getrieben ist, fällt mir das Mitfiebern schwer. Die Wahrheit erzählen, wenn eine Lüge alles leichter gemacht hätte, Lügen, wenn auch nur ein Teil der Wahrheit gereicht hätte.
Die lichten Momente zwischendurch und das Halbstunden-Format erleichtern den Wiedereinsteig aber immens. Gerade die Szenenwechsel sind immer gespickt mit kleinen humoristischen Easter-Eggs. Wie innovativ die Schreiber und Zeichner sind, haben sie in Staffel 4 mit der fantastischen Unterwasser-Folge bewiesen. Auch Staffel 5 hat für Enthusiasten wieder ein paar Leckerbissen parat.
Gegen Staffel-Ende wird BoJack Horseman auch wieder etwas lustiger und das Material noch heftiger. Fans der ersten vier Staffeln sehen eine dunklere und tiefgründigere Seite von Bojack. Neueinsteigern kann ich die Fünfte nicht als Einstieg ans Herz legen. Als Ganzes ist BoJack Horseman kein Schenkelklopfer im Sekundentakt, sondern ein nachdenkliches Porträt eines gebrochenen Mannes.
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Alle Fotos: (c) Netflix
Der Grafiker und Art Direktor (Helden der Freizeit, Styria Verlag) aus Wien ist ein absoluter Game- und Film-Kenner. Das zeigt das in seinen Tests und Bestenlisten.