Bernhard Speer im großen Helden der Freizeit Interview. Er erzählt von großartigen Momenten während der Red Bull Symphonic Konzerte oder dem Nova Rock, warum er nicht mit dem Nightliner fährt und wieso Seiler und Speer live so viel rockiger klingen.
von Patrick Meerwald
Auf den Stages lässt es Bernhard Speer jedes Mal gehörig krachen. Gemeinsam mit Christopher Seiler (hier auch im großen Helden-Interview) bilden sie als Seiler & Speer eines der erfolgreichsten Duos der heimischen Musikszene.
Im Interview blickt er stolz auf die Symphonic-Konzerte im Konzerthaus zurück, schwärmt vom Auftritt am We Stand With Ukraine und erzählt von Unterschieden zwischen Live-Setting und den Recordings.
Wir kamen damals beim 60. Geburtstag der Wiener Stadthalle in den Genuss, dass wir samt der gesamten Entourage des Austropops gemeinsam mit Herrn Kolonovits Musik machen durften. Dort hat er drei unserer Nummern mit seinem Symphonie-Orchester geschmückt.
Als wir das zum ersten Mal gehört haben, konnten wir es fast selber nicht glauben. Wir haben ihn dann im ganzen Prozess auch richtig kennenlernen dürfen, auch als Mensch. Christian Kolonivits ist ein wirklich wunderbarer, toller und am Boden gebliebener Mensch. Wir sind sogar Freunde geworden, was mich freut, heute das behaupten zu können. Irgendwie war es schon zu diesem Zeitpunkt für die Beteiligten eine logische Konsequenz, dass wir da noch mehr rausholen werden. Ein eineinhalbstündiges Programm auf diese Art, wäre der Endgegner. Und mit der Unterstützung von Red Bull haben wir das letztlich wirklich auf die Bühne gestellt.
Christian Kolonovits ist ein wunderbarer, toller und am Boden gebliebener Mensch.
Bernhard Speer streut Christian Kolonovits Rosen.
Wir haben mit der Juliette (Khalil, Anm.) Ruaf Mi Ned Au von Georg Danzer gespielt. Da hat Christian Kolonovits mit der Kombination aus der Danzer Nummer und Ala bin von uns etwas richtig Starkes gezaubert. Es gab Momente, da bekomme ich immer noch eine Gänsehaut, wenn ich zurückdenke. Das erste Mal so etwas zu versuchen, war schon ziemlich arg. Da ist eine ganz eigene Dynamik entstanden. Sowohl bei den Proben, als auch bei den Konzerten war das immer etwas Besonderes.
Die Shows selbst schaue und höre ich mir wirklich noch immer regelmäßig und gerne an. Das mache ich bei sonstigen Gigs von uns sonst nicht. Aber in diesem Fall ist es noch immer richtig geil. Und gerade auf diese Nummer bin ich besonders stolz und zeige sie auch wirklich gerne her.
Wir haben unser Programm angepasst, das Konzerthaus ehrfürchtig behandelt. Generell war es dem ganzen Ambiente geschuldet, dass man vor Ort nicht so extrem herumspringt, wie sonst normalerweise. Genauso wenig haben wir uns nicht ins Publikum geschmissen, “Shalalala” gegröhlt oder Leiberl ins Publikum geworfen. Dieses Mal mussten wir uns bewusst machen, dass das ein anderer Rahmen ist. Da haben wir uns auch anders zu benehmen. Nach zwei von drei Konzerttagen ist trotzdem wieder unser Seiler & Speer Schmäh gerannt und es war nicht mehr so streng.
Aktuell sind wir mit den Songs, die wir da gespielt haben, sehr zufrieden. Wir haben uns auch viele Gedanken gemacht, welche wir da von unserem Repertoire mit reinnehmen. Es wird aber sicher noch in Zukunft neue Seiler & Speer Nummern geben und so Gott will auch ein neues Album. Da können wir auf jeden Fall schauen, wo wir den Herrn Kolonovits drüber fideln lassen. Da sind wir nicht abgeneigt. Wir haben noch sehr viel vor.
Wenn uns Ewald Tatar für ein Benfizkonzert fragt, dann sind wir sofort dabei. Mit ihm arbeiten wir auch schon sehr lange bestens zusammen. Als ich das erste Mal in das Stadion gegangen bin und auf der Bühne stand, habe ich mich schon ziemlich erschrocken, im positiven Sinne. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das dermaßen abfährt und wir so ein Feedback vom Publikum kriegen. Da bin ich davor fast schon naiv in dieses Konzert gegangen, weil ich mir die Dimensionen fast nicht vorstellen konnte. Das war ziemlich beindruckend. Wenn wir helfen können, sind wir dabei. Danke an den Veranstalter, dass wir diesen Raum bekommen haben.
Ich habe mich ziemlich erschrocken, positiv.
Bernhard Speer war im Happel-Stadion nicht nur zu Beginn überwältigt.
Ich bin ja ein kleiner Stadtbummler und fahre nicht mit dem Nightliner, sondern mit meinem eigenen Auto. Zum Beispiel nach Vorarlberg, Dornbirn und da mache ich mir vor den Gigs schöne Ausflüge. Ich freue mich, endlich das spielen zu können, was wir jetzt bald zwei Jahre lang aufgeschoben haben. Das wollen alle miteinander nachholen und erleben und darauf freue ich mich wirklich. Wir hatten zwar schon vereinzelte größere Shows, aber das sind jetzt die Konzerte, wo nur wir spielen und die Leute genau wegen uns kommen. Jetzt sind wir die Überschrift.
Das war nicht immer so. Ich war schon eine längere Zeit der Rock ‘n’ Roller, der sich um zehn Uhr Vormittags nach einer langen Nacht gedacht hat, vielleicht mal das Bett aufzusuchen. Das habe ich ein bisschen abgelegt und bin etwas ruhiger geworden. Ich übernachte auch sehr gerne in Hotels und zelebriere das mit Essen am Frühstücksbuffet. Manchmal mache ich das auch privat, dass ich mich unter der Woche ins Auto hocke und wohin fahre und ein paar Tage bleibe. Wenn ich das mit Gigs kombinieren kann, dann freue ich mich besonders. Außerdem kann ich im Nightliner einfach nicht schlafen.
Christopher ist einfach ein großartiger Künstler, den ich überaus schätze. Das sage ich nicht, um romantisch zu klingen, ich meine das wirklich auch so. Das harmoniert mit meiner Kunst super. Ich habe da zum Beispiel die Melodien und ihm kommt der Text. Das Schöne ist, es funktioniert bei uns einfach. Da haben Christopher und ich das Motto: “Alles kann, aber nichts muss!” Wenn uns die Muse küsst, passiert was, aber wann das passiert, weiß man nie.
Alles kann, nichts muss!
Ein wichtiges Credo bei Seiler und Speer.
Wir reiben einander im kreativen Prozess kaum bis gar nicht. Wir sind uns sehr oft einfach einig. Wenn einer vielleicht mal seine Ideen durchboxt, respektiert der Andere es, auch wenn er nicht sofort damit einverstanden ist. Wir geben uns beiden den Raum, den man braucht. Wenn wir Meinungsverschiedenheiten haben, streiten wir auch nicht. Es ist auch gut, mal anderer Meinung zu sein. Seili bekommt seinen Platz und ich auch.
Unsere ersten Gigs wollten wir eins zu eins wie am Album spielen. Das war auch ohne recordete Drums, sondern mit Computer programmiertem Schlagzeug. Durch unseren Produzenten, Andi Fellner, der auch einer meiner besten Freunde ist, sind wir da zu den härteren Sounds gekommen. Er selbst ist auch im rockigeren Bereich zu Hause. Wir haben viele solcher Typen bei uns in der Truppe. Wir kommen alle fast aus der Alternative Metal Schiene. Da passiert so eine Ausrichtung einfach. Der Seili ja eher aus dem Hip-Hop.
Wenn wir ihm das in den Proben zeigen, merkt man gleich, wie sehr ihm das taugt. Das treibt uns an, dass es noch rockiger wird. Deswegen funktioniert Seiler & Speer am Nova Rock erst recht. Wir investieren viel Geld und Energie in Licht, Effekte und die gesamte Show. Wir wollen, dass die Leute danach raus gehen und sagen: “Leck mi’ am Arsch, was war das jetzt?!” Viele haben mir schon erzählt, dass wir genau den Effekt erzielen. Uns geht es ja auch so. Runter von der Stage. Verschwitzt, komplett hin. Wir wissen: Wir haben alles richtig gemacht. Beim Seili merkst du es besonders. Der liegt dann nur noch auf der Bühne und ringt nach Sauerstoff.
Wenn wir ihm das in den Proben zeigen, merkt man, wie ihm das taugt
Christopher Seiler ist auch als nicht Rocker von der Ausrichtung begeistert.
Ich habe einen kleinen Kreis von besten Freunden, die ich auch um drei Uhr in der Früh anrufen kann und die noch immer schauen, wie es mir geht. Das erlebe ich ur oft. Ich bin so froh und sehr dankbar, dass sie in meinem Leben sind. Auch mein Papa und natürlich meine Mama sind Helden für mich.
Auf jeden Fall der Daniel Johns von Silverchair, der mich in jungen Jahren sehr viel begleitet hat und zu der Musik gebracht hat, die ich sogar vielleicht jetzt selber mache. Weiter geht es mit den Typen, die mir mein Papa gezeigt hat. Allen voran David Gilmour von Pink Floyd. Kleine Anekdote vom Seili und mir. Wir saßen bei der Amadeus Verleihung im Publikum und haben fast keinen Künstler gekannt. Das ist vielleicht dem geschuldet, dass ich zu viel Pink Floyd privat höre. Vielleicht sollte ich deshalb neue Musik mehr hören oder auch nicht.
Bei uns gibt es monatlich spannende Talks mit Musikheld:innen. Hier gibt es die Gespräche zum Schmökern:
Josh. im Interview: “Ich hatte keinen Bock mehr. Auf gar nichts!”
Thorsteinn Einarsson: “Musik soll kurz deine Welt verändern!”
Otto Jaus im Interview: “Zufriedenheit ist eine Einstellung!”
Stefan Jürgens: “Wien hat mich gelehrt, das Leben humorvoll zu sehen!”
Nino aus Wien: “Ich höre gerne Hits, ich schreibe halt keine!”
Rapperin Yasmo: “Sich zu behaupten, geht auch ohne Hierarchie!”
Eric Papilaya: “Musiker sein, ist wie ein Marathon, nur ohne Ziel!”
Aufmacher: (c) Matthias Heschl/Red Bull Content Pool
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.