Eine Fehde, zwei unterschiedliche Leben, sehr ähnliche Probleme. BEEF ist eine Drama-Comedy-Serie über die Komplexität und die rohe Darstellung echter menschlicher Emotionen. In unserer Kritik lest ihr, ob sich die Netflix-Serie lohnt.
von Paula König
Eine schlechte Entscheidung nach der anderen. Und so kommt der Schneeball ins Rollen. Er nimmt immer mehr Fahrt auf und wird immer größer, bis er zu groß und schnell ist, um ihn zu stoppen. In dieser neuen Netflix-Miniserie von Lee Sung Jin verfolgt das Publikum zwei Fremde, die sich wegen fast nichts in die Haare kriegen, total unterschiedliche Leben führen und sich doch so ähnlich sind. Ihre düstere, ulkige Geschichte wird über zehn Folgen zu je 30 Minuten erzählt.
In den Hauptrollen: Ali Wong und Steven Yeun, deren Karrieren gerade voll auf Hochtouren laufen. Wong hat derzeit vier Solo-Comedy-Specials auf Netflix und dabei wird es mit Sicherheit nicht bleiben. Über ihren Kollegen Yuen sagt sie: “Jede seiner Performances war immer eine 10 von 10. Ich wollte schon immer mit ihm arbeiten, aber ich hätte nie gedacht, dass ich die Chance bekomme.” Es ist also keine Überraschung, dass die beiden sich in dieser rabenschwarzen Komödie von ihrer allerbesten Seite zeigen. Um was es genau geht und ob BEEF das Richtige für dich ist, erfährst du in unserer Kritik.
Weitere Programm-Tipps gefällig? Wenn ihr Ali Wong mögt, schaut euch unbedingt auch ihr neues Comedy Special an: Single Lady – mehr dazu hier in unserer Kritik. Außerdem haben wir hier eine Liste mit den besten Netflix-Miniserien, die du unbedingt sehen solltest.
Alles beginnt mit einem scheinbar harmlosen Streit zweier Fremden beim Ausparken. Er fährt zurück, sie stellt sich in den Weg, hupt und zeigt ihm den Mittelfinger – beide rasten aus und liefern sich eine völlig übertriebene Verfolgungsjagd durch die Stadt. Wie weitreichend die Folgen für beide sein sollten, ahnen beide noch nicht. Danny Cho (Steven Yeun), ein erfolgloser Bauunternehmer legt sich mit Amy Lau (Ali Wong), einer Selfmade-Unternehmerin, an. Ihre Streitigkeiten laufen schnell aus dem Ruder, was nicht nur ihre eigenen Leben, sondern auch die ihrer Mitmenschen gefährdet und total auf den Kopf stellt. Schnell wird klar, es gibt gute Gründe, warum sie sich mit derartiger Leidenschaft in ihren Beef hineinsteigern.
Die Serie beweist, dass Drama und Komödie Hand in Hand gehen. Obwohl sie hauptsächlich dem Genre Drama folgt, gibt es in jeder Folge subtile und gut platzierte humorvolle Untertöne. Der Schreibstil ist so realistisch und nuanciert, dass selbst in den ernstesten Szenen, die Komik nicht verloren geht. Es gibt keine offensichtlichen Witze oder Pointen, sondern stattdessen eine Fülle von Momenten, die überraschend und sowohl tragisch wie komisch sind, genau wie im echten Leben. Das zieht die Zuschauer:innen tief in die Welt der Charaktere und vermittelt ihnen ihre Erfahrungen und Emotionen auf eine tiefgreifende Art und Weise.
Produziert wurde BEEF von Indie-Studio A24, das seit über zehn Jahren eine Reihe bemerkenswerter Filme und Fernsehsendungen inszeniert hat. Einigen wohl ein Begriff, weil es 2023 neun Oscars in verschiedenen Kategorien gewonnen hat. Zu den bekanntesten Produktionen von A24 gehören Everything Everywhere All At Once (2022), Lady Bird (2017) und Moonlight (2016).
Wie Everything Everywhere All At Once wurde auch Beef vom Kinematografen Larkin Seiple gedreht. Seiples Arbeit zeichnet sich durch eine einzigartige Ästhetik und Stimmung aus, die sowohl visuell beeindruckt als auch emotional bewegt. Seine Fähigkeit, mit Licht, Farben und Komposition zu spielen, verleiht den Szenen eine zusätzliche Tiefe und Intensität. Die Kameraarbeit von Seiple ist eine perfekte Ergänzung zur Geschichte und den Schauspielern und verleiht der Serie eine zusätzliche Dimension, die sie von anderen Dramaserien abhebt.
Man würde meinen, nur die Protagonisten hätten es schwer – aber nein, auch die Nebenfiguren haben alleihre Probleme. Jede bekommt ihre eigenen kleinen Momente, was dem gesamten Cast mehr Tiefe verleiht. Es ist ein System, und alle sind miteinander verbunden. Die Serie zeigt, dass die Handlungen eines jeden Charakters Konsequenzen haben. Die Art und Weise, wie sie geschrieben sind, macht BEEF sehr authentisch und leicht nachvollziehbar. Der Showrunner Lee Sung Jin erklärte in einem Interview, dass die Erzählung und die Figuren lose auf wahren Begebenheiten basieren. Ein ähnlicher Straßenvorfall wie in der Serie hat sich in der Realität ereignet – wenn auch mit viel weniger Drama.
Die Hauptdarsteller Ali Wong und Steven Yeun sind auch als ausführende Produzenten beteiligt. Das trägt zweifellos dazu bei, dass ihre Charaktere so persönlich und facettenreich dargestellt werden. Wong und Yeun haben ihre eigenen Erfahrungen und Emotionen in ihre Rollen eingebracht, was der Geschichte zusätzlich Authentizität verleiht. Durch ihre intensive Erforschung der Charaktere sind sie in der Lage, die Verhaltensweisen ihrer Figuren in ihrer ganzen Wahrheit und Komplexität zu zeigen. Dass der Beef dabei gegen Mitte der Serie in den Hintergrund rückt, stört dabei nicht zu sehr, auch wenn es sich mitunter etwas nach einem Luftholen für das spektakuläre Finale anfühlt.
BEEF ist eine beeindruckende Serie. In fast sechs Stunden erzählt sie das Leben der Figuren sehr tiefgründig und vielschichtig. Als Zuseher:in weiß man nicht, ob man sie anfeuern soll oder ihnen eigentlich recht geschieht. Wem Everything Everywhere All At Once gefallen hat, sollte der Serie definitiv eine Chance geben, denn es werden ähnliche Themenkomplexe aufgegriffen. BEEF beschreibt einfühlsam das Leben zweier Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Problemen. Sie bietet eine einzigartige asiatisch-amerikanische kulturelle Perspektive auf Themen wie Geld, Status und psychische Gesundheit. Die gut geschriebene Handlung entwickelt sich in einem angemessenen Tempo und bietet dem Zuschauer Einblicke in die Motivationen der Hauptfiguren. BEEF hat keine klaren Helden- oder Schurken-Archetypen, sondern zeigt zwei Menschen, die mit mehr zu kämpfen haben, als sie bewältigen können.
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Hello There! Paula König produziert für die Helden der Freizeit seit 2021 Artikel und Social Media Content vor allem zu Kino, Streaming und Events. Dazu arbeitet sie im Bereich Video, Grafik und Schnitt für TV-Produktionen von TVFriends.