Häkeln für Mitdreißiger. Ich frische meine Volksschul-Skills auf und häkel drauflos. Rauskommen soll eine Beanie. Wenn das mal kein Einfädler wird.
von Kla Linea
Wann habe ich zum letzten Mal etwas hergestellt? Ich meine etwas Richtiges, etwas zum Anfassen, etwas zum Bestaunen, etwas, das mein handwerkliches Geschick forderte. Lange ist’s her – verdammt lange.
Seit mich dieser Gedanke gepackt hatte, war klar: Ich musste etwas erschaffen. Und zwar mit meinen eigenen Händen. Und da es draußen trüb, kalt und grau war, musste es etwas sein, das dem Ganzen entgegenwirkte – eine warme Haube! Zwei Bedingungen habe ich mir noch selbst auferlegt, sonst wäre es ja auch zu einfach gewesen: Schick muss sie sein und für mich muss sie sein.
Auf zur Materialbeschaffung
Damit waren die wichtigsten Pflöcke eingeschlagen. Mein Weg führte mich zunächst in die Bücherei. Gibt’s doch sicher ein Do-it-yourself-Buch dazu. Natürlich. Gleich gefunden. Nächster Schritt: Ich brauchte Wolle und eine Häkelnadel! Somit lotste mich mein Navigationsgerät mit meinem Buch zur nächsten Strick-Stube. Weil ein wenig kompetente Beratung kann ja bei so einem Prestigeprojekt nicht schaden.
Nachdem Wolle und Häkelnadel eingekauft waren, kam das Studium des Häkelmusters. Die Legende half bei der Entschlüsselung ungemein.
„Jede Rd mit 3 Lm (zählt als 1 Stb) und 1 Lm beginnen und mit 1 Km in die 3. Lm des Rd-Beginns schließen …“
Was in aller Welt sind Krebsmaschen?
Was ich als extrem beruhigend empfand, zumindest die Begriffe Luftmasche, Kettenmasche, feste Masche, Stäbchen waren mir von meiner Volksschulzeit ein Begriff. Halbes Stäbchen hatte ich zumindest schon mal gehört, von Krebsmaschen weniger. Aber von so Kleinigkeiten lass ich mich sicherlich nicht beirren.
Draufloshäkeln ging dann aber doch nicht, weil das Erlernte aus der Volksschulzeit nach 30 Jahren doch etwas in Vergessenheit geraten war. So konnte ich zwar relativ locker darüber hinwegsehen, dass ich vergessen hatte, wie ein Stäbchen angeschlagen wird. Was aber doch erschreckend war, dass ich im Prinzip das kleine Einmaleins des Häkelns vergessen hatte. Wie war das noch mal mit den festen Maschen? Ein Schnellkurs musste her. Und zwar via Internet-Video. Unglaublich, was man da mittlerweile alles findet. Jede einzelne Masche wird deppensicher erklärt. Und wenn ich gewollt hätte, hätte ich meine Beanie via Realzeit mit einer mir unbekannten Dame aus dem Netz gemeinsam häkeln können – wollte ich nicht.
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Klein und steif
Ich habe mich dann tapfer durch das von mir entschlüsselte Rätselmuster gekämpft, um nach getaner Arbeit eine zu kleine und sehr steife Beanie in Händen zu halten. Mist! Nun gut, dann wird das Erstlingswerk gespendet. Es gibt sicher jemanden, dem sie passt und der eine Freude damit hat.
So schnell wollte ich dann aber doch nicht aufgeben. Zweiter Versuch – neues Muster – dasselbe Ergebnis. Schön ist sie, passen tut sie mir nicht. Langsam aber sicher stellte sich ein leichtes Frustgefühl ein und ich beschloss, eine Nacht darüber zu schlafen.
Alles für die Katz
Nächster Tag – neuer Anlauf, jedoch mit neuer Erkenntnis: Wenn ich schon zu fest häkle, dann wird es keine Beanie sondern entsprechend etwas anderes. Und prompt wurde als die Nutznießerin meiner kreativen Arbeit mein kleines Kätzchen auserkoren. Mein Beanie-Nachfolgewerk sollte eine Katzenüberziehdecke für die schon etwas abgenutzte Aussichtsplattform am Kratzbaum werden. Schon geübt, ging es recht flott von der Hand. Nach zwei Abenden intensiven Häkelns und mit freudiger Erwartung war das Ergebnis, dass die Überziehdecke in meinen Augen großartig war, aber die Katze sich weigerte die neu überzogene Plattform zu betreten.
Was dann geschah, gleicht einer Erfolgsgeschichte, die seinesgleichen sucht. Das Katzi hat es sich am nächsten Tag dann doch – wahrscheinlich um mir eine Freude zu machen – auf der Decke gemütlich gemacht.
Und was soll ich sagen:
Beanie Nummer drei – mit neuer, größerer Häkelnadel – passte, und ich wette, Beanie Nummer vier wird noch viel besser!
Beanie häkeln lernen geht schnell. Der Umgang mit Wolle und Nadel ist keine Hexerei. Nach ein bisschen Einarbeitungszeit sind die ersten ansehnlichen Selfmade-Beanies in ein bis zwei Stunden gehäkelt
Anfänger-Set inkl. Buch mit Häkelmuster:
100g Wolle in 3 Farben, Häkelnadel und Label um 14,99 Euro
erhältich bei Topp (siehe Foto)
Es war richtig schön, mal wieder zu häkeln. Wenn man den Dreh raushat, super zum Abschalten und Entspannen und als Benefit stellt man Praktisches und Schönes für die kalte Jahreszeit her.
Fotos: heldenderfreizeit.com
Klaras redaktioneller Schwerpunkt sind Tipps zu Ausflügen, Bücher, Garten und mehr. Sie hat viele Jahre Erfahrung im Buch- und Freizeitbereich.