Er hat Charlie Sheen zum Helden gemacht, Charlie Brown zum Loser. Warum Baseball ziemlich faszinierend, aber auch verdammt fad sein kann.
Ein sportbegeisterter Mensch wie ich, kann sich ja praktisch für jede Disziplin erwärmen. Und doch gibt es eine Sportart, bei der mir selbst Sportjournalisten den Vogel zeigen, wenn ich ihnen eröffne, wie geil nicht die Partie war, die sie irgendwann nach Mitternacht live im TV gezeigt haben. Die Rede ist von Baseball.
Während dieser Sport hierzulande ein stiefmütterliches Dasein fristet, ist er in den Staaten Volkssport Nummer 1. Heutzutage kann man ja schon fast mit jedem Europäer über die NHL, die NFL oder die NBA fachsimpeln. Die Liebe für die MLB, wo mit einem mehr als ein Meter langem Holzprügel nach einem lederüberzogenen Korkball geschlagen wird, hält sich aber – gelinde gesagt – gewaltig in Grenzen. Erst unlängst ist ein Arbeitskollege von einem Roadtrip an der US-Ostküste heimgekehrt. Sein vernichtendes Urteil: “So etwas fades habe ich noch nie gesehen.” Wer kann es ihm verübeln, hat er doch ein Spiel erwischt bei dem in 9 Innings, die jeweils aus zwei Hälften bestehen (also in 18 Spielabschnitten) gerade mal ein Pünktchen erzielt wurde.
Ja, Baseball kann wirklich sterbens langweilig sein. Mal abgesehen von den Maskottchen …
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Pitcher vs. Batter – das ewige Spielchen
Vor allem in der Regular Season. Denn so eine MLB-Saison besteht aus 162 Partien. Und die meiste Zeit eines Spiels kriegt man nur einen Werfer (Pitcher) zu sehen, der versucht den Ball möglichst geschickt am Schläger (Batter) in den Fangarm des Fängers (Catchers) zu buxieren und den Mann mit dem Schläger dabei mit Bällen die extrem schnell sind (Fastball), zur Seite driften (Slider) oder einen Bogen machen (Curveball) zu täuschen. Ja ich gestehe es, dabei haben auch meine Augenlieder beim Fernsehen schon mal den Kampf gegen die Schwerkraft verloren.
Baseball hat Style!
Und doch fasziniert mich dieser Sport. Das liegt schon mal an den stylischen Dressen, den schmucken Baseballkappen (Charlie Brown lässt grüßen) und den so unterschiedlichen und irgendwie liebenswerten Ballparks. Vielleicht auch daran, dass der Ex-Freund meiner Schwester vor vielen Jahren ein riesen Baseballfan war und wir im kleinen Ottertal in Niederösterreich mit einer kompletten Ausrüstung auf dem Dorffußballplatz angerückt sind und unsere eigenen kleinen Spielchen veranstaltet haben. Während sich die Hiesigen fragten, was denn die wahnsinnigen Wiener hier schon wieder treiben.
Der Film, der so viele infizierte
Vielleicht liegt es auch daran, dass mich Baseball easy durch meine Sportkunde-Matura gebracht hat. Denn nicht einmal der Sportlehrer hatte einen Schimmer von den Regeln meines Spezialgebiets. Und so konnte ich bei der Prüfung einfach irgendetwas über Strikes und Balls daherprabbeln. Es hatte ohnehin keiner eine Ahnung, von was ich da spreche. Vielleicht liegts auch am Streifen “Indianer von Cleveland“, der auch in Europa von allen Stationen rauf und runtergespielt wurde.
Für mich sorgt Charlie Sheen darin für den besten Auftritt der Baseball-Filmgeschichte …
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… und das beste Strike-Out der Baseball-Filmgeschichte, auch genannt: Der Ansa-Schmäh 🙂
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Ein Besuch bei den Giants
Vielleicht liegts auch an einem wunderschönen Trip nach San Francisco vor vielen Jahren. Nicht nur, dass ich meine Freundin nötigen konnte, mit mir ein Spiel der Giants im AT&T-Park zu besuchen. Es hat uns beiden (!) sogar so gut gefallen, dass wir uns das Rematch gegen die New York Mets am nächsten Vormittag auch noch gegeben haben. Da drosch ein gewisser – mit Dopingmitteln vollgepumpter – Barry Bonds die Kugel mehrmals aus dem Stadion.
Wasserschlacht um das Homerun-Souvenir
Diese Bälle flogen oft sogar aus der traumhaft am Meer gelegenen Arena ins Wasser, wo sich dann ein Mann mit Kanu und einer mit einem kleinen Boot darum prügelten. Einfach herrlich! Genauso kurzweilig, wie das US-typische Rahmenprogramm. Es mag zwar nicht sehr kreativ sein, aber zu sehen wie ein Typ einen Heiratsantrag vor 40.000 Zuschauern rauslässt, das hat schon was. Oder wenn plötzlich das Maskottchen in einem kleinen Motorrad zwischen zwei Innings durchs Stadion brettert und mal ebenso 20 Gratis-Pizzen in die hungrige Meute wirft.
Fastfood & Fastball
Überhaupt hat man den Eindruck, manche kommen nicht unbedingt zum Sportschauen her. Denn acht von neun Innings konnten wir (obwohl nur Besitzer von Stehplatzkarten) auf den Sitzplätzen von Abonnenten zugucken, weil die nur kurz im sechsten Innings auf einen Blitzbesuch vorbeischauten. Das lief so ab: Drei XXL-Typen, mit denen offenbar nicht zu spaßen war, scheuchten uns grob weg, um ihre Stammplätze einzunehmen. Dann warf sich jeder in 15 Minuten zwei Bier, zwei Burger, einen Hot Dog, eine Unmenge Fritten und einen Kübel Popcorn in den Rachen und verabschiedete sich so schnell wie er gekommen war. Voraufhin wir das Essensrest-Schlachtfeld kurz von den schlimmsten Trümmern befreiten und wieder deren Plätze einnahmen. Fastfood, Fastball – das ist offenbar eng miteinander verwandt. Obwohl es wohl nichts slowfoodartigeres gibt, als ein ewig langes Baseballmatch.
Baseball – der amerikanische Volkssport schlechthin, hat seine frühen Wurzeln aber im Europa des 18. Jahrhunderts. Die Besten der Welt matchen sich in der MLB (Major League Baseball). Höhepunkt jeder Saison sind die Finalspiele (World Series) im Oktober/November
Fanghand-Handschuh, spezielle Schuhe, Schläger – viel braucht es nicht, wenn man nicht gerade die Position des Catchers/Fängers spielt.
Baseball im Fernsehen ist für viele Einschlafprogramm, in den Playoffs aber recht spannend. Im Stadion live ist es weitaus kurzweiliger. Viele Österreicher werden mit dem Sport dennoch nie warm werden.
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.