Will Smith und Martin Lawrence wollen es noch einmal wissen. Sie steigen als Detectives Mike Lowrey und Marcus Burnett erneut in den Ring. Ihr dritter Versuch, die Straßen Miamis von Verbrechern, Dealern und Mördern zu säubern, ist ein unterhaltsames Update der Saga, wirkt aber manchmal etwas altbacken. Unser Review.
Viel hat sich getan seit ihrem letzten Auftritt 2003. Die Hauptdarsteller Smith und Lawrence sind nicht mehr die wilden Jungspunde ihrer früheren Abenteuer. Der Film kombiniert geschickt die quälenden Fragen des Alterns mit dem zeitgenössischen Copfilm-Update einer jungen Spezialeinheit und hat einen etwas altmodischen Spaß mit seinen kitschigen Bösewichten. Wie sehenswert das ist, lest ihr in unserer Bad Boys For Life Kritik.
Eigentlich läuft es im Leben von Marcus (Martin Lawrence) und Mike (Will Smith) rund. Noch immer aktiv bei der Polizei in Miami, ist Marcus auch gerade zum ersten Mal Großvater geworden. Während die Kollegen mit ihm feiern, wird bei einem freundschaftlichen Wettlauf Mike von einem maskierten Motorradfahrer niedergestreckt. Was die beiden noch nicht wissen: Hinter dem Helm befindet sich der junge Armando (Jacob Scipio), der im Auftrag seiner Mutter Isabel (Kate del Castillo) Rache nehmen soll. Selber frisch aus dem Gefängnis ausgebrochen, soll ihr Sohn jene Vertreter des Gesetzes, die ihren Mann sterben ließen und sie hinter Gittern brachten, einzeln nach der Reihe umlegen.
Mike überlebt den Angriff jedoch schwer verletzt. Gemeinsam mit der jungen Spezialeinheit AMMO, die von Kollegin Rita (Paola Núñez) kommandiert wird, versuchen Marcus und er herauszufinden, wer es auf Miamis Gesetzesarm abgesehen hat.
Mit oder ohne Michael Bay im Regiestuhl – Bad Boys macht auch noch 25 Jahre nach dem ersten Teil Spaß. Die Drehbuchautoren Chris Bremner, Peter Craig, Joe Carnahan haben erkannt: sich an die äußeren Umstände anzupassen ist der beste Weg ist, um der Filmreihe noch Relevanz zu geben. Zum einen ist da der erschöpfte Marcus, der erst einmal in den Ruhestand geht bevor die Action beginnt und der lernen muss, beim Schießen endlich eine Brille zu tragen. Zum anderen Playboy Mike, der zwar noch immer sein Alpha-Gehabe vom Stapel lässt, aber erkennt, dass er nicht ewig in seinem Peter Pan-Status weiterleben kann. Mike triumphiert nicht als ewig Bester seines Faches. Er lernt, dass es ein nach ihm gibt und wie er sich mit damit arrangieren muss.
Das Drehbuch sprüht vor guten Witzen, humorvollen Seitenhieben und nimmt sich mit seinen überdrehten Figuren und überstylten Bösewichten auch nicht zu ernst. Hier wird noch viel mit alter Detektivmethodik und guten Haus zu Haus gehen ermittelt. Und, was noch viel besser ist, die Handlung beschränkt sich auf zwei Orte. Der gegenwärtigen Praxis, die Handlung einem reinen Location Hopping unterzuordnen, weil man so Überseemärkte erreichen will, verwehrt sich der Film. So hat er Luft zum Atmen, wirkt herrlich altmodisch und weiß, wie er sich für ein modernes Publikum fit macht.
Es liegt ja bei Filmen mit Ermittlungen im modernen Trend den Fokus auf kleine Spezialermittlungsteams zu legen, die anscheinend nie an irgendwelche Gesetze gebunden sind und durch das magische Storytool Hacken Unmengen an Plotentwicklung und Exposition liefern. Um ein solches kommt auch Bad Boys For Life nicht herum. Doch auch hier hat der Film seinen Spaß mit den Konventionen. Muskelpaket Dorn (Alexander Ludwig) ist nicht der Hau drauf Agent, sondern der sensible Computerexperte im Hintergrund. Kelley (Vanessa Hudgens) ist die Power Dame, die dann schon mal ins Feld zieht. Rafe (Charles Melton) ist dagegen wieder das obligatorische Großmaul. Kein Wunder, dass er und Mike anecken.
Die belgischen Regisseure Adil El Arbi and Bilall Fallah beweisen auch ein Händchen darin, flotte Bilder ohne hektische Kameraführung oder Schnitte zu inszenieren. Das Einzige, was man ihnen vorwerfen kann ist, dass sie wie andere Actionfilme der Neuzeit, ein wenig zu sehr den Stil von Fast and Furious kopieren wollen. Das zeigt sich bei den schnittigen Autos, die sich mit Getös in die Kurve legen und den pausenlosen Verfolgunsgjagden. Oder bei der Mentalität, dass das Einsatzteam eine Familie ist.
Umso bedauerlicher ist es, dass der Film oft auch jene Geisteshaltungen einbaut, die einfach schon überholt sind. So ist Kelley vielleicht die Idee des Films, einen Schwung Feminismus in den Boys Club zu bringen, ohne dies dankenswerterweise groß zu kommentieren. Das würde auch funktionieren, wenn Mike und Marcus nicht gleichzeitig so besessen von Dorns Gründen wären, nicht ins Feld zu gehen und ihn auch versuchen dazu zu überreden.
Ebenso fällt auch die gute alte Misogynie, die man von Produkten aus einer Bruckheimer-Bay Kollaboration gewohnt ist, unangenehm auf. Vor allem an der Figur der Isabel. Deren Inszenierung als „Hexe“ (wird auch so genannt im Film), die irgendwelche mystischen Katholizismen beschwört und auch daheim in Mexiko bleibt, während Sohnemann in Miami aufräumt, ist nicht so geglückt. Ihre Figur spielt abermals in das Klischee der Verhängnis bringenden Frau, die die standhaften Männer mit ihren dunklen Mächten in Abhängigkeit und Verderbnis zieht.
Bad Boys for Life macht Spaß, weil sich der Film einerseits seiner DNA bewusst ist, andererseits aber auch weiß, wie er sich an ein modernes Publikum anpasst. Smith, der in den letzten Jahren ein wenig ein Karrieretief hatte, könnte damit wieder seine Schlagkraft an der Kinokasse beweisen. Und das Publikum wird dem Aufruf folgen. Weil, watcha gonna do when they come for you. (sg)
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Bilder: © 2019 Sony Pictures
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.