Avatar – Der Herr der Elemente ist als Realverfilmung endlich auf Netflix. In acht Episoden bekommen wir die Handlung der ersten Staffel der so erfolgreichen Animationsserie zu sehen. Was die Live-Action-Version sehenswert macht und wo wir Verbesserungspotenzial sehen.
von Patrick Meerwald
So gut wie die das Animations-Original oder doch eine Vollkatastrophe wie die erste Realverfilmung aus 2010 von M. Night Shymalan? Jetzt gibt es also die neueste Fassung von Avatar – Der Herr der Elemente auf Netflix. Wir haben schon vor der Veröffentlichung am 22. Februar die Serie für dich durchgebinged. Was noch im März auf Netflix erscheint, findest du übrigens hier.
In unserer Review erfährst du, wo die neue Live-Action-Adaption überzeugt und wo wir nicht ganz so happy sind. Vergleiche mit den vorigen Versionen sind zwar dabei. Damit auch Neulinge mitlesen können, wird hier aber weitestgehend auf Spoiler verzichtet.
In der fiktiven Welt der Serie beherrschen vier Nationen jeweils eines der vier Elemente – Wasser, Erde, Feuer und Luft, das sogenannte Bändigen. Der Avatar besitzt die Fähigkeit, alle vier Elemente zu erlernen und fungiert dadurch als Vermittler zwischen den Stämmen. Sein Geist wird immer in abwechselnder Reihenfolge in einem Bewohner der vier Nationen wiedergeboren. Lange Zeit herrscht Frieden und Eintracht. Eines Tages aber erklärt die Nation der Feuerbändiger unter der Herrschaft von Feuerlord Zozin den anderen Nationen den Krieg.
Der junge Luftbändiger Aang (gespielt von Gordon Cormier), der gerade erst erfahren hat, dass er der neue Avatar ist, sieht sich dieser Aufgabe nicht gewachsen. Er flüchtet und das schreckliche Schicksal für seinen Stamm nimmt seinen Lauf. 100 Jahre später entdecken die beiden Kinder Sokka (Ian Ousley) und Katara (Kiawentiio) vom Wasserstamm zufällig Aang, als er aus einer überdimensionalen Eiskugel plötzlich erwacht. Er weiß gar nichts von den Gräueltaten, die die Feuernation seit seinem Verschwinden angerichtet hat. Außerdem ist er zu diesem Zeitpunkt auch nur in der Lage das Element Luft zu bändigen. Nach anfänglichem Zögern entschließen sich Sokka und Katara dazu, Aang auf seiner Reise zum Erlernen der weiteren Elemente zu begleiten. Nur so kann er den neuen Feuerlord besiegen und das Gleichgewicht zwischen den Völkern wiederherstellen. Doch nicht alle sind erfreut über die Rückkehr des Avatar.
Was nach der Sichtung der insgesamt acht Episoden sofort auffällt: Die Serie gibt den epischen Momenten noch mehr Tiefe als ohnehin schon in der Animationsserie (die ihr zum direkten Vergleich übrigens auch auf Netflix sichten könnt). Dadurch ist der Ton insgesamt etwas ernster und doch kommt der Humor nicht zu kurz. Apropos Ton: Für deutschsprachige Zuseher:innen gibt’s ein besonderes Zuckerl. Der Großteil der Figuren wird von den selben Synchronsprecher:innen, wie schon bei der Nickelodeon-Serie gesprochen.
Einen besonderen Stellenwert haben bei Avatar immer schon die Charaktere. Sie punkten mit Einzigartigkeit, durchleben spannende Entwicklungen und kosten alle möglichen Grauzonen zwischen absolut gut und absolut böse aus. Das gelingt der Netflix-Version auch besonders gut. Es macht großen Spaß zu beobachten, wie vielseitig die einzelnen Figuren sind. Man hat nie das Gefühl, mit so einer Quantität überfordert zu werden. Es ist ein Genuss, nicht wieder eine Ansammlung verschiedenster generischer Stereotype herumlaufen zu sehen.
Diese gelungenen Charakterzeichnungen gehen sogar so weit, dass manche Handlungsstränge von einzelnen Figuren schon jetzt in die Handlung geflochten wurden, die in der Animationsserie erst später vorkommen oder etwas anders dargestellt werden. Sogar treten manche Charaktere viel früher in Erscheinung. Fans, die sich wirklich eine 1:1-Umsetzung erwartet haben, könnten vielleicht an dieser Stelle enttäuscht sein. Wir aber finden diese Entscheidungen stimmig. Sie helfen Avatar-Neueinsteiger:innen, sich besser in der Lore zurechtzufinden.
In Sachen Erzählgeschwindigkeit ist Avatar – Der Herr der Elemente lange Zeit auf der richtigen Fährte. Doch ab der sechsten Folge steigt die Serie ziemlich aufs Gas. So kommen einige Teile des Plots etwas gehetzt vor. Was ein wenig zulasten des Worldbuildings geschieht. Während davor ein Eintauchen in diese besondere Welt bestens funktioniert, ist es später mehr ein leichtes Berühren von weiteren Facetten. Dadurch verliert die Serie an Tiefe, die sie sonst größtenteils auszeichnet.
Sehr gelungen sind wiederum die jeweiligen Schauplätze, die sich sehr stark an die Animationsserie anlehnen und bei der Umsetzung begeistern. Kenner:innen wissen schon beim ersten Frame, wo die Held:innen sind. Da ist viel Detailverliebtheit erkennbar. Auch bei den verschiedenen Bändigungsarten haben sich die Macher ordentlich ins Zeug gelegt. Die Bewegungen sind von tatsächlich existierenden Kampfkünsten abgeleitet. Während beim Shyamalan-Film diese Choreografien bis heute Bauchschmerzen auslösen, hat Netflix da eine echte Meisterleistung hingelegt. Genauso sind die Fantasiewesen sehr stark animiert. Visuell wird den Zuseher:innen somit einiges geboten.
Avatar – Der Herr der Elemente ist nach One Piece (hier 7 Gründe warum sich die Serie lohnt) die nächste starke Action-Life-Version einer schon existierenden Serie. Den Machern gelingt es ziemlich gut, Fans der ersten Stunde abzuholen. Doch auch Neulinge finden sich in dieser Welt zurecht. Zweifellos, kein einfaches Unterfangen. Dafür sorgen die großartig ausgestalteten Charaktere und die beeindruckenden visuellen Parts. Ein Manko ist aber das Pacing. Vielleicht wäre es gut gewesen, die Handlung auf eine weitere Folge auszudehnen. Dadurch hätte die erzählte Welt noch mehr Tiefgang bekommen. Trotzdem hoffen wir, dass Aang mit seiner Ansage im Trailer “Das hier ist erst der Anfang” recht behält und wir auch die weiteren zwei Staffeln der Animationsserie als Live-Action-Verfilmung serviert bekommen. Netflix, jipp, jipp!
Hier übrigens schon das Netflix-Programm im März.
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Alle Bilder: © Robert Falconer/Netflix 2024
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.