Der Horror-Thriller Auslöschung läuft bei uns nur auf Netflix und nicht im Kino. Darin sucht Natalie Portman im mysteriösen, stets expandierenden, Shimmer mit vier Wissenschaftlerinnen nach Antworten. Packend oder todlangweilig? Handlung, Optik, Besetzung, Fazit – unsere Auslöschung Kritik.
13. März 2018. Seit gestern läuft Auslöschung (englischer Titel: Annihilation) in Österreich. Aber nicht etwa im Kino, sondern nur bei Netflix. Vor ein paar Wochen in den amerikanischen Kinos angelaufen, kaufte der Streaming-Dienst die Distributionsrechte für den Rest der Welt (wir berichteten). Dieser aufsehenerregende Zug warf einige Fragen auf. Ist der Film so schlecht? Rechnet das Filmstudio mit einem Totalabsturz an der Kinokassa? Letzteres hat sich leider bewahrheitet. In den USA schleppte sich Auslöschung über die letzten zwei Wochen zu sehr mauen 25 Millionen Dollar.
Wir müssen keinen Eintritt zahlen, uns reicht ja das Netflix-Abo. Aber ist Auslöschung zwei Stunden eurer Zeit wert? Wir verraten es euch in unserer Auslöschung Kritik.
Eine Anomalie, Shimmer genannt, droht Mutter Natur auf den Kopf zu stellen. Mutierende DNA, ein stetig wachsendes Prisma das alles verschlingt. Zahlreiche Teams haben versucht den Ursprung der Mutation zu erreichen, einen Leuchtturm in der Mitte des Shimmer, keins hat es jemals zurück geschafft.
Darunter die Truppe von Kane (Oscar Isaac). Verschollen für über ein Jahr, steht er eines Tages im eigenen Schlafzimmer, neben seiner Frau, der Biologin Lena (Natalie Portman). Doch irgendwas ist anders, er verhält sich distanziert und ist schwer krank.
Mit einem Himmelfahrtskommando unter der Leitung von Dr. Ventress (Jennifer Jason Leigh) versucht Lena im Shimmer Antworten zu finden. Und vielleicht ein Heilmittel für ihren Mann. Das zusammengewürfelte Team, bestehend aus der Physikerin Josie (Tessa Thompson), der Sanitäterin Anya (Gina Rodriguez) und der Geologin Cass (Tuva Novotny), verliert unmittelbar nach Betreten des Shimmer die Orientierung.
Im dichten, surrealen, Dschungel ist eine Kommunikation nach außen nicht möglich. Die Luft, die Atmosphäre glitzert violett, Blumen wachsen zusammen, unterschiedliche Spezies mutieren zu einer und gefährliche Raubtiere lauern in den Sümpfen. Was ist mit den anderen Teams passiert? Wo sind sie hin verschwunden? Das sollte alles nicht möglich sein, was steckt dahinter?
Lange war es ruhig um Natalie Portman, doch in Auslöschung zeigt sie sich von ihrer besten Seite. Trauer, Verzweiflung, Panik und Entschlossenheit – das alles kauft man ihr ab. Ihre Gefühlswelt trägt einen auch durch den ganzen Film. Die anderen Ladys in ihrer Einsatztruppe schwanken zwischen gut und bemüht. Die Gefühlskälte von Jennifer Jason Leigh als Expeditionsleiterin ist richtig fühlbar. Die anderen Teilzeit-Soldatinnen bekommen ein bissl weniger zu tun, und tun das selten mit Überzeugung. Besonders Anya, der Sanitäterin (gespielt von Gina Rodriguez), fehlt die Nuance. Sie wirkt dadurch als Charakter sehr eindimensional.
Das Setting von Auslöschung ist faszinierend. Was wäre, wenn die Naturgesetze aufgehoben wären? Was passiert, wenn die Übergänge zwischen Spezies flüssig werden? Das Team um Lena dringt immer tiefer in den Shimmer ein, stößt auf immer verrücktere Gen-Konstellationen und beginnt langsam an sich selbst zu zweifeln. Warum nehmen sie freiwillig an dieser Mission teil? Einziger Antrieb der Truppe ist der Leuchtturm, der ein Ende der Odyssee verspricht. Aber nicht alle werden das Ziel erreichen, teilweise werden sie recht unsittlich und brutal an der Weiterreise gehindert … Auslöschung lässt viel ungesagt, versucht gar nicht erst bestimmte Phänomene zu erklären. Und einen Reim aus dem Ganzen muss man sich sowieso selbst machen, da wird nicht Händchen gehalten.
Optisch macht Auslöschung für einen Film mittleren Budgets (kolportierte 40 Millionen Dollar) schon einiges her. Die ölige, fast aquarell-artige Außenhaut des Shimmers wirkt betörend surreal. Im unwegsamen Dschungel spürt man förmlich die hohe Luftfeuchtigkeit und die dichte Vegetation. Leider sehen die Kreaturen teilweise sehr billig aus, fast als hätten sie den nächsten Assistenten in ein ausgestopftes Bärenkostüm gesteckt. Auch lässt die Fauna-Abwechslung zu wünschen übrig, man würde meinen im Shimmer an jeder Ecke einem neuem Tier über den Weg zu laufen.
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Basierend auf Jeff VandenMeers Southern Reach-Trilogie strickt Regisseur Alex Garland (Ex Machina) die Geschehnisse des ersten Buches Annihilation zu einem verstörenden Film, der das Publikum spalten wird. Bei einem Testscreening meinte ein Finanzier Auslöschung wäre zu intellektuell, zu kompliziert. Der Film nimmt das Publikum auf eine Reise mit, der letzte Akt löst sich komplett aus dem Korsett einer konventionellen Story.
Der Zuschauer muss sich mit dem Film auseinandersetzen. Er kann sich nicht zurücklehnen oder vom Handy abgelenkt sein. Auslöschung ist ein Puzzle, das es gilt zusammenzusetzen. Leider hat mir das ein oder andere Puzzleteil gefehlt. Ich kann aber nur jedem mit einem Netflix-Abo und einem starken Magen empfehlen mal reinzuschauen.
Ich bin froh, dass ich Auslöschung auf Netflix sehen konnte. Nicht weil die teilweise großartigen Effekte und die tolle Soundkulisse auf dem Fernseher im eigenen Wohnzimmer besser wären (definitiv nicht). Sondern, weil Netflix dadurch ein klares Signal an experimentelle Filme sendet, deren Studios nicht an den wirtschaftlichen Erfolg glauben. Wir brauchen mehr solche Filme. Aber vielleicht auch, weil ich mich geärgert hätte, zehn Euro für die Kinokarte ausgegeben zu haben.
(han)
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Der Grafiker und Art Direktor (Helden der Freizeit, Styria Verlag) aus Wien ist ein absoluter Game- und Film-Kenner. Das zeigt das in seinen Tests und Bestenlisten.