Aufbruch zum Mond zeigt die Jahre vor der Realisierung des größten Projekts der NASA. Mit allen Meilensteinen und Hürden. Worum es geht und ob es sich als Kinozuseher lohnt dabei mitzufiebern.
7. November 2018: Ein kleiner Schritt für einen Schauspieler aber ein großer für die Filmgeschichte? Ab 8. November startet Aufbruch zum Mond (Originaltitel: First Man) in den österreichischen Kinos. Die Helden der Freizeit haben Ryan Goslings Reise als Neil Armstrong vorab gesehen.
Wollen wir die Macher für diesen Streifen zum Mond schießen oder sind wir noch völlig schwerelos vor Begeisterung? Unsere Filmkritik gibt euch die Antwort.
Neil Armstrongs Leben wird auf den Kopf gestellt, als seine kleine Tochter ihrem Tumor erliegt. Als Ablenkung oder gar Verdrängung bewirbt er sich für das sogenannte Gemini-Projekt bei der amerikanischen Raumfahrt. Und ab da geht es richtig los: Begleiterscheinungen, Schicksalsschläge, Entbehrungen. All das muss der sonst so straighte Neil durchleben bis er und sein Team endlich den Aufbruch zum Mond machen kann. Das Drehbuch des Films basiert auf der offiziellen Biografie von Historiker James R. Hansen, die in den USA längst ein Bestseller ist. Der Fokus liegt nicht nur auf dem Raumflug selbst, sondern auch auf den steinharten Weg dorthin, der von Tragödien und öffentlicher Kritik gepflastert ist.
Aufbruch zum Mond konzentriert sich auf die Figur Neil Armstrong, die für mehrere Gänsehaut-Momente sorgt. Die Seher bekommen abwechselnd einen Mann präsentiert, der nach außen immer der top fokussierte Astronaut und auf der anderen Seite ein von vielen traumatischen Erlebnisse gezeichneter Mensch ist. Dieses Wechselspiel ist äußerst gut gelungen und ausbalanciert. Es kommt nie das Gefühl auf, dass eine Seite zu dominant ist. Keine Spur von übertriebenem Amerika glorifizieren oder überdramatisierenden Tränendrück-Momenten. Dank dieser Ausgewogenheit gewinnt der Film ordentlich an Tiefe.
Was aber besonders hervorsticht, sind die genialen Bilder, die Aufbruch zum Mond liefert. Es gibt jetzt nicht die extravagantesten CGI Animationen. Die braucht es auch gar nicht. Es ist viel mehr die gesamte Kameraführung, die immer sehr nah an den Gesichtern der Protagonisten dran ist. Als Zuseher bekommt man das Gefühl, Teil des Settings zu sein: Egal, ob im Raumschiff, im Haus der Familie Armstrong oder im Kontrollraum der NASA. Großes Lob an Regisseur Damien Chazelle (Whiplash) und Kameramann Linus Sandgren, die schon bei La La Land so erfolgreich mit Gostling zusammengearbeitet haben – bei diesem Dokudrama freilich mit einem ganz anderen Stil. Hier ist man nicht bloß Passagier. Einige tolle One-Cut Szenen setzen dem Ganzen noch die Krone auf.
Dem Visuellen steht der Soundtrack aber um nichts nach. Angefangen von einer recht ruhigen Gitarrenmusik, die sich zum Ende hin immer mehr aufbaut, bis hin zu absolut stillen Momenten. Das macht den akustischen Part dieses Films atemberaubend.
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Generell kann man wenig bis gar nichts am Cast aussetzen. Ryan Gosling (La La Land, Drive) scheint die Rolle des wortkargen Neil Armstrong auf den Leib geschneidert. Er spielt den Helden unheimlich facettenreich. Möglich, dass er dafür nun seinen Oscar bekommt. Auch wenn die patriotische Lobby, allen voran Republikaner Marco Rubio, da wohl etwas dagegen hat. Sie warf dem gesamten Filmteam vor, antiamerikanisch zu sein, weil die Platzierung der Flagge am Mond ausgespart wurde.
Aufbruch zum Mond ist ein Film, der für jeden etwas bietet. Szenen zum Lächeln, zum Weinen und auch genug zum Mitfiebern. Natürlich kennt man wie schon bei Apollo 13 den Ausgang. Man weiß, dass Armstrong am Ende den fremden Himmelskörper betreten wird.
Trotzdem bangt und hofft man mit seinem Team bis zur letzten Sekunde mit – wohl das wichtigste Qualitätssiegel für so einen Film. Dieser Aufbruch zum Mond hat uns von Anfang bis Ende mitgerissen und ist daher absolut empfehlenswert.
(lv)
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Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.