Um Sony-Blockbuster wie The Last of Us oder God of War ist es 2024 ruhig geworden. Mit Astro Bot könnte Playstation trotzdem ein Ass im Ärmel haben. Denn das kunterbunte Jump ‘n’ Run ist eine Reise durch die gesamte Playstation-Geschichte, die sich vor der Konkurrenz nicht verstecken muss. Als alte Genre-Veteranen haben wir das neue Sony-Maskottchen in unserem Astro Bot Test besonders kritisch für euch unter die Lupe genommen. Schau dir hier auch unser Kurzreview-Video auf TikTok an.
von Klaus Kainz
Mit Astro Bot könnte Sony endlich wieder ein Kult-Maskottchen bekommen. Zuvor musste der kleine Roboter noch für Techdemos herhalten, aber trotz geringem Umfang waren schon das VR-Abenteuer auf PS4 und das auf PS5 vorinstallierte Astro’s Playroom äußerst innovative Jump ‘n’ Runs. Mit dem ersten Vollpreis-Abenteuer, das nun ganz pragmatisch als Astro Bot betitelt ist, will man nun groß hinaus.
Hilfe, die Playstation 5 ist kaputt! Also die virtuelle Playstation 5, mit der Astro Bot durchs Weltall düst. Ein Alien haut das Konsolen-Raumschiff in Kleinteile und verteilt die Astro-Crew über das ganze Universum. Viel mehr Story gibt es nicht. Es gilt nun als kleiner Sony-Roboter alle Kameraden zu retten und das Playstation-Schiff wiederzubeleben. Dabei trefft ihr auf etliche andere Astro Bots, die wie alte Playstation-Ikonen kostümiert sind – von Joel aus The Last of Us, über Crash Bandicoot bis Psycho Mantis aus Metal Gear Solid 1.
Aber es gilt dasselbe wie bei Filmen: Anspielungen und Nostalgie alleine machen noch kein gutes Spiel. In anderen Top-Jump ‘n’ Runs, wie Mario Odyssey oder Sonic Mania ist Fanservice ein schönes I-Tüpfelchen, aber nie der Spielkern. Im Hüpf-Genre muss es vor allem Spaß machen, sich durch die Parcours zu manövrieren und mit der Welt zu interagieren. Glücklicherweise liefert Astro Bot hier mehr als genügend ab.
Im ersten Moment wird sich Astro Bot für alle vertraut anfühlen, die Astro’s Playroom gezockt haben – was jeder PS5-Besitzer tun sollte. Es geht durch lineare Jump ‘n’ Run-Level und Astro hat sein gewohntes Moveset, also lediglich einen Hover-Sprung und eine aufladbare Punch-Attacke parat. Schnell aber entpuppt sich Astro Bot als viel, viel umfangreicher. Die rund zehn Stunden lange Kampagne – Genre-Veteranen werden schneller sein und Newbies etwas länger brauchen – ist nämlich geradezu eine Wundertüte an Gameplay-Überraschungen. Das Game fährt mit dutzenden Levels, spektakulären Boss-Fights und Power-Ups auf, wobei sich kaum ein Element gleich anfühlt.
Astro findet etwa Robo-Tierchen, die als Raketenantriebe herhalten, kann sich in einen gigantischen Schwamm verwandeln, oder Busch-Plattformen wachsen lassen. Wir könnten weitere Features aufzählen, würden aber weiter nur an der Oberfläche kratzen. Dabei sticht heraus, dass jede Idee sofort voll ausgeschöpft wird.
Beispielsweise wenn sich Astro in eine Metallkugel verwandelt, um stachelige Böden zu überwinden. Das Spiel belässt es nicht dabei und er kann daraufhin auch anderes Metall zermalmen, sich als Golfkugel katapultieren lassen, auf Trampolinen besonders heftige Sprünge auslösen oder Vulkane und Riesen-Staubsauger verstopfen. Während andere Games solche Ideen langsam aufbauen würden, ballert Astro im Minutentakt neue Elemente raus und wechselt im nächsten Level oft schon zu völlig neuen Ansätzen.
Mit der Akrobatik eines Mario kann Astros simples Moveset zwar nicht mithalten. Das macht das Game aber mit den Funktionen des PS5-Controllers wett. Wie schon im Playroom reagieren Rumble, Schultertasten-Rückstöße und Soundeffekte im Controller anders auf unterschiedliche Situationen. Über harten Boden zu rollen fühlt sich wortwörtlich anders an, als über Sand zu düsen. Mit dem Raketenhuhn einen Schalter aus dem Boden zu reißen, ist vom Feeling anders, als mit Raketenhund durch Glas zu schießen. Und es ist schwer zu glauben, wie zufriedenstellend es ist, durch Lego-Blöcke zu boxen oder an riesigen Reißverschlüssen zu ziehen, wenn solche haptischen Features mitspielen.
Allerdings bietet Astro Bot nicht nur Gimmicks. Zwar steht in den Haupt-Levels der Überraschungsmoment im Fokus und ist beim Schwierigkeitsgrad sehr kulant, aber auch Genre-Veteranen kommen auf ihre Kosten. Auf der Weltkarte gibt es nämlich einige versteckte Extra-Challenges, die sich voll und ganz um knifflige Parcours drehen, die es durchaus in sich haben.
Audiovisuell ist das Spiel nicht ganz so überraschend. Die durchaus netten Ohrwürmer folgen den poppigen Techno-Liedchen aus den Vorgängern, genauso wie das etwas sterile Grafikdesign, bei dem fast alle Welten und Charaktere aus Plastik oder Metall bestehen. Gerade beim grafischen Design wäre noch etwas Luft nach oben, um einen eigenen Style zu etablieren. Auch wenn es schwer ist, nicht gelegentlich zu kichern, wenn die Roboter auf besonders knuffig machen.
Hier kommen allerdings die Cameos ins Spiel. Astro in seinen Gaming-Cosplays hat Kult-Potential und ist sicherlich smartes Marketing. Als alteingesessene Fans sorgt es auch für den ein oder anderen Schmunzler, wer denn so auftaucht. Denn Astro Bot schöpft nicht nur aus der Sony-Historie, sondern auch aus Dritthersteller-Franchises, die für Playstation besonders wichtig waren – die in der Hub-Welt allesamt Extra-Animationen spendiert bekommen. Da schlüpft schonmal Spyro aus dem Ei, während Lara Croft vom Dino gejagt wird.
Wer mit alten Playstation-Games nichts am Hut hat, verpasst aber nichts. Astro Bot ist kein plumpes Referenz-Feuerwerk, sondern im Kern ein enorm abwechslungsreiches Jump ‘n’ Run. Zudem sind die anderen Bots kein bloßer Gag. Pro Level gibt es drei Puzzle-Stücke und üblicherweise sieben verlorene Bots zu finden, die zentral in die Progression integriert sind. Soll heißen, wer durch die Level rast, ohne ein paar Geheimnisse aufzudecken, kommt nicht weiter – für den Zugang zum letzten Boss braucht es zwei Drittel der Bots. Darüber hinaus gibt es etliche freischaltbare Goodies, mit denen ihr dem spielbaren Astro neue Kostüme oder eurem Controller-Jet zum Level-Start neue Designs verpassen könnt.
Astro Bot hat das Potential zum Klassiker – egal ob für Gaming-Veteran oder Newcomer. Wenige Games strotzen derart mit Ideenreichen und kreativen Gameplay-Ansätzen. Da fühlt sich auch die Spielzeit von rund zehn Stunden nicht zu kurz an. Es ist nämlich keine große Kunst, Dinge in die Länge zu ziehen. Astro Bot wiederum verschwendet keine Zeit und ist zu keinem Zeitpunkt repetitiv. Es hört nie auf zu überraschen oder auf irgendeine Art und Weise heiter zu machen. Für potentielle Nachfolger wäre es lediglich schön, könnte das Franchise seine eigene Identität über die Playstation-Referenzen hinweg mehr ausarbeiten.
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Alle Bilder © Sony Interactive Entertainment
Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.