Wunderschöne Orte wie Dubrovnik und Assisi verlieren durch Touristenherden ihren Charme. Mein Tipp: Lieber hunderte Kilometer einsam durch den Wald pilgern.
Man möchte ja meinen, dass einer wie ich, bei der Kumulation von Touristenschwärmen eine gewisse Immunität an den Tag legt. Immerhin habe ich mich schon mit 18 Jahren in einem Magic Life Club als Animateur für ein paar 1000 Schilling zum Affen gemacht. Vor tausenden gröllenden Sonnenbrandfaces mit einer Styropormaske zur Musik von Mission Impossible getanzt. Anscheinend war das aber umsonst. Von wegen Abhärtung und so. Denn gerate ich heute in eine Horde von schlapphuttragenden Kreuzfahrtbummlern will ich am Liebsten kreischend davonrennen. Zuletzt geschehen, bei meinem Bordeaux-Roadtrip und einem Abstecher ins Touri-überflutete Carcassonne.
Das 7-Euro-Volltrottel-Bier
Schauplatz Dubrovnik. Eine historische Altstadt zum Zungeschnalzen. Eine der schönsten Orte, vor allem am Abend, wenn sich der von den vielen flanierenden Füßen glattpolierte Steinboden der wunderschönen Hauptstraße, der Stradun, gelehrt hat. Was sich früher am Tag hier abspielt, da stellt es mir die Haare zur verkehrten Gänsehaut nach innen auf. Eisschleckende Massentouris – angekarrt mit riesigen Kreuzfahrtdampfern (wer noch keine natürliche Abgneigung gegen derlei Monsterschifffahrten verspürt, dem sei das Buch von Sebastian Fitzek Passagier 23 ans Herz gelegt). Eine Touristenfalle nach der anderen. Sieben Euro wollen die Lokale hier für ein Bier. Da können Sie mir doch gleich ein Schild mit Volltrottel umhängen.
Lemminge mit Dauergrinser
Die Stadtmauer lockt zu einem Rundgang. Der wäre ja extrem reizvoll, würde sie nicht von Massen an Asiaten, Australiern und Amis (Danke, Game of Thrones) völlig überlaufen sein. Dass nun auch Star Wars 8 hier gedreht wird, macht es wohl auch nicht besser. Da versucht sich meinereiner mit blöden Späßen etwas aufzuheitern und stellt sich absichtlich zwischen posenden Urlaubsdauergrinsern und Amateurfotografen auf. Ja, nicht einmal dafür schnauzen einen diese ewig freundlichen Lemminge einmal an.
Konsum-Zombies
Schauplatzwechsel Assisi. Nachdem ich 14 Tage zu Fuß durch Italien den halben Franziskusweg gepilgert bin, empfinde ich bei meiner Ankunft eine gewisse Demut. Doch mir wird schlecht. Nicht wegen der körperlichen Strapazen und dem anstrengenden Fußmarsch. Nein! Mir sind die Leute zuwider, die im Gegensatz zu uns mit Bussen hierher gekarrt wurden. Gehetzt in fünf Minuten mit der ganzen Meute durch die extrem imposante Basilica San Francesco rennen, um dann eine Stunde im blöden Souvenirshop zu verbringen.
Mein Vorschlag: Souvenirs nur für Pilgerkilometer
Ich wäre dafür: Wer nicht mindestens drei Bergetappen hergewandert ist, darf gar nicht rein (Menschen mit Behinderungen wären von dieser Regel natürlich ausgenommen). Und dann werden die Souvenirs nach Länge der Pilgerreise gratis verteilt. Wer mehr Kilometer am Sohlentacho hat, kriegt die wertvollsten Schätze.
Ganz wie bei Michael Schanzes legendärer Kindershow “1, 2 oder 3”, bei der die Anzahl der eroberten Bälle über den Wert der Preise bestimmt hat. Nur eben hier mit Stempeln, die man sich in den winzigen Örtchen zwischen Florenz und Assisi mühsam erlaufen muss. Das wäre doch viel gerechter! Und ein Ansporn zur gesunden Bewegung. Mit dem Geld, dass sich die Regierungsbudgets durch gesündere Bürger für die Krankenkassen sparen, ließen sich gleich ein paar neue Basilikas errichten.
So lange solche Modelle keiner umsetzt, bleibt mir nichts anderes übrig als Massentouristen-Nester möglichst weiträumig zu umschiffen. Ganz nach dem Motto: Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn nicht das Licht vom Blitz der xten Nikon D5300 in eurem Gesicht angeht.
Die Festungsstadt Dubrovnik und der Pilgerort Assisi zählen zum UNESCO Weltkulturerbe, werden aber immer mehr von Massentouristen überrannt. Nach Assisi kamen bereits 2011 mehr als sechs Millionen Besucher. Durch Dubrovniks Altstadt drängen sich 25.000 Menschen täglich, obwohl sie laut Experten nur 7.000 pro Tag verkraften kann.
In beiden Städten sind die Restaurants und Läden nahe den großen Sehenswürdigkeiten überteuert und mit Touristenfallen gespickt . Etwas abseits der Massen sind die Preise normal.
Diese wunderschönen Orte verlieren durch die Touri-Herden etwas ihren Charme. Abseits der Trampelpfade kann man aber das wahre Kroatien und Italien inhalieren.
Fotos: heldenderfreizeit.com
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.