Zack Snyders Rückkehr zu seinen Zombiefilm-Wurzeln besticht mit explosiven Zombieschlachten und einer grandiosen Heist-Subhandlung, hätte aber die eine oder andere Kürzung vertragen. Unsere Kritik zu Army of the Dead auf Netflix.
von Sophie Neu
21. Mai 2021: Mit dem Remake von Dawn of the Dead wurde Zack Snyder 2004 mit einem Schlag bekannt. Aber nach der Neuverfilmung des Zombie-Klassikers herrschte im Bereich Horrorstreifen Grabesstille beim Regisseur, an den man aktuell vor allem im Kontext des Snyder-Cuts von Justice League denkt. Es scheint aber, als habe Snyder mit Army of the Dead seine Leidenschaft für leicht trashige Zombiefilme wiederauferstehen lassen. Denn sein neuer Actionstreifen hat alles, was ein Film für solide Popcorn-Unterhaltung mitbringen sollte. Mehr aber auch nicht.
Zum heutigen Netflix-Start erklären wir dir in unserer Army of the Dead Review, um was es geht und was seine größten Stärken und Schwächen sind:
In Zack Snyders neuester Version einer Zombie-Katastrophe hat sich ganz Las Vegas in ein von der Außenwelt abgeschottetes Zombiereich verwandelt. Der Ort, von dem sich der Rest der Welt möglichst weit weghalten will, entwickelt für Scott (Dave Bautista), Vanderohe (Omari Hardwick), Dieter (Matthias Schweighöfer), Maria (Ana de la Reguera), Marianne (Tig Notaro) und Mikey (Raúl Castillo) kurz vor der endgültigen Zerbombung mit einer Nuklearwaffe eine besondere Anziehungskraft. Denn Magnat Tanaka (Hiroyuki Sanada) bietet ihnen an, mehrere Millionen Dollar aufzuteilen, wenn sie Scott und Konsorten aus dem Safe im Untergeschoss von Tanakas Hotel in der Casinostadt holen. Doch was sie nicht wissen: die in Las Vegas verbliebenen Zombies sind keineswegs hirnlos. Sie folgen den Befehlen eines Oberhaupts. Und als ob Untote nicht Herausforderung genug wären, sucht Scotts Tochter Kate (Ella Purnell) in der “Stadt der Sünde” eine verlorengegangene Freundin.
Mit Army of the Dead kombiniert Snyder gleich zwei actionlastige Filmgenres. Einerseits natürlich die offensichtliche Gattung des Zombiefilms, andererseits den klassischen Typus des Heists. Und das gelingt ihm über weite Strecken erstaunlich gut. Auch wenn die Handlung vorhersehbar ist, hält einen die unterhaltende und vor allem nicht mit Action und Explosionen geizende Umsetzung von Army of the Dead bei der Stange. Mal erinnern die miteinander spaßenden Heist-Kumpanen stark an Oceans Eleven. Dann wieder wird eine Gewehrsalve nach der anderen auf Untote verschossen und man besinnt sich, dass es doch ein typischer Zombie-Action-Streifen ist.
Es ist zu keinem Zeitpunkt wirklich die Handlung, die uns am Ball hält. Denn die streckt Snyder gnadenlos in die Länge. Er nimmt sich endlos Zeit für die unnötigsten Expositionen und langatmigsten Einstellungen. Mit Szenen, die weder zur Vertiefung der Charaktere, noch zur Intensivierung der Atmosphäre beitragen. Stattdessen fragt man sich immer wieder: Was war jetzt der Sinn dieses Abstechers in ein Gebäude? Warum genau sehen wir jetzt schon wieder den (zugegebenermaßen beeindruckend detailliert animierten) Zombietiger, wie er durch die verlassene Stadt streift? Und warum starren die Zombies ihr Opfer sekundenlang an und laufen erstmal ein Ründchen um es herum, ehe sie es davonschleppen? Eine klare Antwort darauf, welche Existenzberechtigung diese erzählerisch völlig irrelevanten Szenen haben, bleibt der Film dem Zuschauer schuldig.
Aber vielleicht sollte man sich auch nicht allzu viele Fragen bei einem solchen Film stellen und das Actionfeuerwerk einfach auf sich niederprasseln lassen. Und vor allem nicht darüber nachdenken, wie es sein kann, dass der Zombie-Alpha auf seinem Zombiepferd schneller durch Las Vegas reitet und das Dach eines entfernten Hochhauses erreicht, als ein Helikopter, der zeitlich vor ihm vom selben Gebäude aus startet. Denn Army of the Dead ist im Grunde genommen ein typischer Blockbuster. Hier geht es mehr um absolut übertriebene Explosionen, als um tieferliegende Logik.
Existiert auch nur ein Fünkchen einer Chance, dass etwas explodieren könnte, darf man sich bei Snyders Zombiefilm sicher sein: Das wird in die Luft gehen. Und nicht etwa nur ein bisschen. Sondern so richtig bombastisch. Nur treffend, dass den Charakteren die Atombombe im Nacken sitzt, die Las Vegas und seine Zombiebewohner pulverisieren soll.
Abseits von Zombie-Epidemie und drohender atomarer Katastrophe, sind die Charaktere in Army of the Dead aber bester Dinge. Auch wenn Scotts Crew im Laufe des Films immer weiter dezimiert wird. Das hält Omari Hardwick als Vanderohe und Matthias Schweighöfer als Dieter aber nicht davon ab, mit ihrer Unterhandlung eine Buddie-Komödie zu spinnen. Diese stellt alle anderen Handlungsstränge und Charaktere in den Schatten. Obwohl ihnen nur ein Bruchteil der Zeit zukommt, die Scott und seine Tochter zum Lösen ihrer familiären Differenzen haben, entwickelt sich ihre Beziehung um ein Zehnfaches.
Denn in genau den Momenten, in denen sich Snyders Zombiefilm nicht allzu ernst nimmt, ist er am besten. Wenn die Zombies mit ihren Zähnen in bester Gore-Manier einzelne Muskelfasern aus einem unglücklichen Opfer rausreißen, wenn ein weiterer Casinosaal explodiert oder wenn Bautista das nächste Magazin ziellos in die Zombiemasse hineinballert, dann ist Army of the Dead in seiner Absurdität am unterhaltsamsten.
Mit Army of the Dead liefert Snyder einen unterhaltsamen Blockbuster, der alle blutigen und brutalen Klischees des Zombiegenres bedient. Wer sich einfach zurücklehnen und einen explosiven Actionstreifen erleben will, dem wird der Film trotz einiger Längen gefallen. Wer hier allerdings groß nach tiefschürfenden Themen oder Charakteren sucht, der wird unbefriedigt von der Couch aufstehen.
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Bilder: ©Clay Enos/Netflix
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.