Heute erst in Österreich erschienen, surft der Aquaman international bereits auf der Erfolgswelle. Doch wie gut ist der Film? Geht der DC-Held in seiner ersten Solo-Adaption als Retter der Meere auf oder unter? Unser Review.
21. Dezember 2018: Klitschnass entsteigt ein neuer Held dem DC-Universum: Aquaman. Heute (21.12.) startet der Film von Regisseur James Wan in den deutschsprachigen Kinos. Nachdem der muskulöse Wassermann schon in Justice League (hier unsere Kritik) an der Seite von Batman und Co. einem außerirdischen Bösewicht den Garaus machte, darf er jetzt im eigenen Origin-Film in die Hauptrolle schlüpfen. Und das kommt an. Das Einspielergebnis wird das hohe Budget von knapp 200 Millionen Dollar wohl weit übertreffen. Dabei krault er in Sachen Erfolg bereits seiner DC-Kollegin Wonder Woman hinterher.
Aber ist der Film so gut wie er erfolgreich ist? Geht Aquaman, was das betrifft, baden oder spürt er Oberwasser? Das lest ihr in unserer Kritik. Übrigens: Hier gibt es unser Review zu Mary Poppins und hier die Filmkritik zu Bumblebee – mit Tickets und Goodies zu gewinnen.
Die Welt scheint gerettet, nachdem Aquaman (Jason Momoa – den wir als Khal Drogo aus Game of Thrones fürchten gelernt haben) mit der Justice League die Welt vor dem Untergang bewahrt hat. Doch schon bald folgt eine unangenehme Überraschung: Sein Halbbruder Orm (Patrick Wilson), der das Unterwasserreich Atlantis regiert, ist auf einen Krieg mit der gesamten Menschheit aus. Um ihn aufzuhalten, muss Aquaman (eher widerwillig) seinen rechtmäßigen Platz als König von Atlantis einnehmen. Nur: So einfach will Orm seinen Thron natürlich nicht räumen. Darum muss sich unser Aquaman alias Arthur Curry gemeinsam mit seiner neuen Verbündeten Mera (Amber Heard), die rein zufällig auch Orms Verlobte ist, auf die Suche nach dem sagenumwobenen mächtigen Dreizack seines Ahnen begeben.
Auf ihrer Schatzsuche ständig hinter ihnen her: Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II). Ein Pirat, getrieben von Rachegelüsten an Aquaman, den er für den Tod seines Vaters verantwortlich macht. Da schreckt er auch nicht davor zurück, gemeinsame Sache mit Orm zu machen, der ihn dafür mit Technik aus Atlantis ausstattet. Ständig auf der Flucht müssen Aquaman und Mera rechtzeitig den Dreizack finden, um Orms zerstörerischen Plan zuvorzukommen.
Der Film strotzt nur so vor CGI – sei es die gigantische Schlacht am Ende des Filmes, die Herr der Ringe-Ausmaße hat, oder die atmosphärischen Fischschwärme, die immer mal wieder im Hintergrund dahinschwirren. Epische Gefechte führen eindrucksvoll vor Augen, was man mit einem Budget von 200 Millionen Dollar anstellen kann. Nicht enden wollende Reihen berittener Urzeittiere, Haie und riesige Seepferde, gesäumt von raumschiffähnlichen Unterwasservehikeln bekämpfen sich mehrmals minutenlang.
Vor allem visuell beeindruckend: die Unterwasserstadt Atlantis, die in futuristischer Neonoptik mit ihren Hochhäusern und Straßen am Meeresgrund strahlt. Als starker Kontrast dazu nicht minder imposant: Die antiken Ruinen der alten Stadt Atlantis, die sich erstaunlich harmonisch ins Bild fügen.
Diese Mischung aus Science-Fiction und Fantasy funktioniert in Aquaman ungewöhnlich gut und zieht sich auch durch die Story. Einerseits ist Aquaman eine klassische Fantasy-Geschichte: Der uneheliche Sohn einer Königin muss seinen Thron erobern und dafür eine Waffe mit mythischen Kräften auftreiben. Andererseits kämpfen Orms Handlanger und Black Manta in Hightech-Kampfanzügen. Soweit ist die Story nichts Revolutionäres, doch dieser Mix macht sie reizvoll.
Leider unterstützen die seichten Dialoge des Films die ohnehin dünne Prämisse der Geschichte nicht. Glücklicherweise dauern sie selten lange, sondern werden schnell von Actionsequenzen abgelöst. Andererseits bringen die Charaktere ihre Worte mit derart feierlichem Ernst vor, dass man sie ihnen fast abkauft – sie aber ab und zu unfreiwillig komisch findet.
Aber wo die Dialoge enttäuschen, glänzt der Film vor allem durch die sehr detaillierten Charakterisierungen. Vor allem Black Mantas Geschichte wird sehr ausgiebig beleuchtet. Allgemein wird den Antagonisten in Aquaman viel Zeit gewidmet. Im Gegensatz zu anderen Superheldenfilmen sind ihre Motive durchaus nachvollziehbar. Orms Feldzug gegen die Menschheit zum Beispiel: Denn sie verschmutzen und überfischen die Meere seit langer Zeit und zerstören so den Lebensraum der Meeresbewohner.
Die größte Schwäche des Films ist der Sound, denn hier wird so wild mit völlig unterschiedlichen Musikrichtungen jongliert, dass dem Zuschauer der Kopf schwirrt. In einer Szene noch ein mit Gesang unterlegter melancholischer Song, in der nächsten schon futuristische elektronische Musik, dann wieder klassische. Dieses abrupte Abwechseln von Musikstilen überfordert und zerstört immer wieder den Zauber des Films.
Jason Momoa haucht Aquaman mit seiner Interpretation des Unterwasserhelden als gutherziger Rebell Leben ein. Nachdem er in Justice League eher wortkarg war, zwingt ihn die Hauptrolle zur Abwechslung mehrsilbige Sätze zu artikulieren. Und was für ein Glück, denn der Aquaman entpuppt sich als humorvoller und schlagfertiger Held, der die übertriebene Ernsthaftigkeit der Bewohner von Atlantis bricht.
Wobei man da die nicht alle über einen Kamm scheren sollte: Willem Dafoe kann in seiner Rolle als Vulko (Vesir des Königs von Atlantis) überzeugen – auch wenn die CGI-Verjüngungseffekte in den Rückblenden den Zuschauer etwas irritieren können. Aber auch Patrick Wilson (Orm) und Yahya Abdul-Mateen II (Black Manta) verkörpern ihre Bösewichte gelungen. Einzig Amber Heard findet in ihre Rolle als Mera nicht ganz hinein. Zu oft scheint sie nicht ganz überzeugt von ihren eigenen Aussagen, ihre Worte wirken oft einstudiert und ohne Nachdruck. Besonders überzeugend sind auch Nicole Kidman als Königin Atlanna und Temuera Morrison als Thomas Curry. Ihre Darstellung der Liebesgeschichte zwischen Aquamans Eltern ist trotz ihrer Kürze von großer Intensität.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Aquaman gibt Arthur Curry die Gelegenheit, sich von seinem Side-Kick-Status in Justice League zu lösen. Wirkte er dort Superman unterlegen, ist er hier voll und toll in seinem Element. Denn der Film spielt, wie zu erwarten, großteils unter Wasser. Dort lauern auch die großen Stärken des Films: Visuell ist er ein wahrer Augenschmaus. Epische Unterwasserschlachten und ein futuristisches Neon-Atlantis kämpfen um die Aufmerksamkeit der Zuschauer.
Leider kann der Film nicht auf ganzer Linie überzeugen, die Dialoge sind oft seicht und übertrieben. Sie werden der großartigen Optik nicht gerecht. Vor allem Amber Heard wirkt in ihrer Rolle als Mera überfordert. Trotzdem bietet der Film nicht nur für eingefleischte DC-Fans 145 Minuten lang ein Kinoerlebnis der Extraklasse. (sn)
Bookmarkt heldenderfreizeit.com! Denn iIn unserem Seher-Bereich verwöhnen wir euch mit Kritiken zu aktuellen Kinohits und Netflix-Produktionen – natürlich auch der neuen Superhelden-Filme.
Spider-Man in der Filmkritik – womit A New Universe punktet!
Bird Box – Netflix-Film im Review: Augen(binde) zu und durch!
Alle Fotos: (c) Warner Bros. Entertainment
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.