Ant-Man and the Wasp beweist: Quantenphysik ist cool (besonders, wenn man nichts davon versteht)! Ob und wieso es sich auszahlt, die Insekten-Krieger in all ihren Größen und Formen zu sehen, erfahrt ihr in unserem Review.
von Klarissa Gruber
30. Juli 2018: Er ist der größte kleine Held der Marvel-Geschichte. 2015 war Ant-Man für mich der Geheimtipp des Jahres. Nach drei Jahren folgt nun die Fortsetzung unter der Regie von Peyton Reed (Der Ja-Sager). Ob Ant-Man and the Wasp mit dem starken Vorgänger mithalten kann? Lohnt es sich ihn zu sehen? Was sind seine Stärken und Schwächen. Alles dazu in unserer großen Kritik.
Und hier auch unsere Review zu Teil 3 Quantumania.
Nach dem Zwischenfall in Deutschland muss Ant-Man Scott Lang (Paul Rudd) mit einer Strafe von zwei Jahren Hausarrest die Zeit totschlagen. Mit seiner Fußfessel darf er das Grundstück nicht verlassen, sonst droht ihm eine noch längere Freiheitsstrafe im Gefängnis. Kurz bevor die Frist abläuft hat Scott eine Vision von Janet, Hanks Frau, die vor 30 Jahren im subatomaren Raum verschollen ist. Scott ist bisher der Einzige, dem eine Rückkehr aus diesem Zustand gelungen ist. Er nimmt Kontakt mit Hank auf, wird kurz darauf bewusstlos und wacht in einem Auto wieder auf. Seine Entführerin kennt er nur all zu gut: es ist Hope (Evangeline Lilly), Hanks Tochter.
Hank (Michael Douglas) und Hope (“The Wasp”) haben in ihrem geheimen Labor Forschungen betrieben, um einen Tunnel zum subatomaren Raum zu öffnen. Das Duo ist davon überzeugt, dass Scotts Vision der Schlüssel ist, um Janet zu finden. Doch der Tunnel ist noch instabil und es müssen neue Bauteile her. Neben dem Schwarzmarkthändler Sonny Burch hat auch ein mysteriöses Wesen namens Ghost Interesse am subatomaren Raum und stielt das gesamte (geschrumpfte) Geheimlabor inklusive Tunnel. Ob sie das Labor wiederbekommen, bevor das FBI von Scotts Abwesenheit erfährt?
Ant-Man and the Wasp beginnt so unscheinbar, dass ich es fast mit einem weiteren Trailer verwechselt hätte. Der Plot wird in den ersten 10 Minuten schnell erklärt, wodurch man schon vor dem eigentlichen Intro über die Hauptziele aufgeklärt ist. Hank und Hope wollen um jeden Preis diesen Tunnel bauen, um Janet zu retten. Um diesen Gedanken baut sich der gesamte Film Stück für Stück auf.
Zu Beginn sieht man eine entzückende Szene mit Scott und Cassie, seiner geliebten Tochter. Gemeinsam bestehen sie ein Abenteuer, auch wenn das innerhalb der eigenen vier Wände passieren muss, wegen der Fußfessel. Die beiden bilden das perfekte Vater-Tochter-Gespann und Cassie bringt sehr viel Persönlichkeit und Witz in den Film. Es ist nicht selbstverständlich, dass Kinder und Eltern so gut harmonieren.
Neben den bekannten Schauspielern wie Paul Rudd (Scott Lang), Michael Douglas (Hank Pym) und Evangeline Lilly (Hope van Dyne) bekommen wir nun durch Michelle Pfeiffer (Janet von Dyne) und Hannah John-Kamen (Ava Starr bzw. Ghost) starke Persönlichkeiten aufgetischt, die den weiblichen Cast toll aufstocken. Besonders Ghost sorgt mit ihrer Backgroundstory für eine emotionale Komponente mit tragischem Schicksal. Nicht so prickelnd ist leider die Rolle des Schwarzmarkthändlers, gespielt von Walton Goggins. Der scheint etwas unnötig und dient hauptsächlich für ein paar schwache Comedy-Statements. Ernst nehmen kann man ihn leider nicht. Luis (Michael Peña), Dave (T.I.) und Kurt (David Dastmalchian) retten das aber gekonnt mit ihrem unverwechselbaren Humor – ein absolutes Highlights des Films.
Manche Witze fallen leider etwas flach und vorhersehbar aus. Die restlichen Dialoge und Showeinlagen sind dafür unübertrefflich und sorgen für zwei Stunden gute Filmunterhaltung. Scotts Unwissenheit über Quantenphysik bietet einen weiteren Comedy-Aspekt, den viele Zuschauer nur zu gut nachempfinden können. Auch die Running Gags sitzen.
Ant-Man and the Wasp punktet also mit guten Schauspielern und Slapstick. Was den Film aber besonders macht und von anderen abhebt sind die Insekten. Wer sonst kann auf einer Ameise reiten, die “Ant-onio” Banderas heißt? Die Technologie, alles Mögliche schrumpfen und vergrößern zu können, sorgt ebenso für eine besondere Note. Wie versteckt man zum Beispiel ein riesiges Geheimlabor? Richtig, man schrumpft es auf die Größe eines kleinen Koffers und zieht diesen bequem hinter sich her. Dass das Labor dadurch leichter zu stehlen ist, konnte ja keiner ahnen. Und wer wollte schon nicht einmal in seinem Lieblings-Matchbox-Auto durch die Gegend düsen? Überdimensionale PEZ-Spender oder riesige Salzstreuer – so habt ihr diese Alltagsgegenstände bestimmt noch nicht erlebt. Ob gezielter Einsatz oder ungewollte Fehlfunktionen, diese Technologie ist einzigartig und wird im Film perfekt in Szene gesetzt.
Fans des ersten Ant-Man-Teils werden ihre Freude haben. Der Humor wurde gekonnt übernommen, auch wenn er stellenweise flach und vorhersehbar ist. Die Einführung von Ghost hätte meiner Meinung nach gereicht, da der Schwarzmarkthändler auf Dauer etwas Fehl am Platz wirkt. Zwei Gegner sind einer zu viel.
Die Story selbst ist schlicht und klar: es gilt keine Welt zu retten, das Universum ist nicht in Gefahr und keine 100 Menschenleben werden bedroht. Lediglich der Wunsch seine geliebte Frau bzw. seine geliebte Mutter wiederzusehen, ist das, was den Film am Ende ausmacht. Die Schauspieler wissen gekonnt ihre Gefühle auszudrücken und Scott weiß auch als Vater zu überzeugen. So kann er zur Abwechslung den einen oder anderen guten Ratschlag geben, um Hope wieder Mut zu machen. Die Kampfszenen sind perfekt umgesetzt und durch die Methode des Schrumpfens und Wachsens sehr vielfältig und dynamisch.
Unsere persönlichen Favoriten (nach Ant-Man selbstverständlich) sind Luis, Dave und Kurt – bei ihren Szenen ist ein Lachflash garantiert. Freut euch auch auf den einen oder anderen Plot-Twist und wartet zwei Zusatzszenen im Abspann ab. Ant-Man and the Wasp wird vor allem eure Lachmuskeln beanspruchen, seid aber auch auf ein paar Plot-Twists gefasst!
Ihr liebt Filme und Serien? Dann bookmarkt am besten gleich unseren Seher-Bereich. Da verwöhnen wir euch mit Reviews zu den besten aktuellen Kinofilmen und Netflix-Serien.
Fotos: © Marvel Studios 2018
Der Grafiker und Art Direktor (Helden der Freizeit, Styria Verlag) aus Wien ist ein absoluter Game- und Film-Kenner. Das zeigt das in seinen Tests und Bestenlisten.