Die Starmania-Finalistin aus Graz über ihr Songwriting ohne Notenlesen und die für sie prägende Schulzeit. Wie sie bei ihrer ersten Castingshow “hineinstolperte” und dann Dritte bei The Voice wurde. Dazu gibt sie Insidereinblicke zu Starmania und verrät, wie sie ihr Barista-Job erdet. Das alles und mehr erzählt Anna Heimrath im großen Helden-Interview.
von Patrick Meerwald
20. Mai 2021: 2018 schaffte Anna Heimrath bei The Voice Of Germany mit Platz 3 ihren ersten sensationellen Castingshow-Erfolg. Vor wenigen Wochen setzte die inzwischen 24-jährige Grazerin mit ihrem Einzug in die Starmania 21 Finalshows noch einen drauf und schaffte es immerhin in die Top-6.
Im großen Helden-Interview sprachen wir mit der sympathischen Steirerin über ihre Casting-Show Erfahrungen und wie sie bei The Voice hineingestolpert ist. Sie gibt spannende Insider-Einblicke zu Starmania, verrät welche Stars sie begeistern, wie es mit ihr nach Starmania jetzt weitergeht:
Anna Heimrath: Ehrlich, ich war nie so das Fernsehkind. Mir hätte das vielleicht schon gefallen. Nur war ich als Kind so viel draußen und wenn ich dann zuhause war, bin ich dann meistens auch schon ins Bett gegangen. Abgesehen davon hatten wir zu Hause damals nur ORF1, ORF2 und 3Sat. Und deshalb ist das alles länger eher an mir vorbeigeplätschert.
Castingshows sind längere Zeit an mir vorbeigeplätschert.
Anna Heimrath kam erst spät in Kontakt mit diesen Sendungen.
Das Fernsehen kam dann so mit 15, 16 mehr in mein Leben. Da gab es aber zum Beispiel Starmania gar nicht mehr. Und von The Voice habe ich auch damals maximal die Blind Auditions gesehen.
Wir hatten zu Hause wirklich immer bessere Sachen zu tun als fern zu sehen, ohne das böse zu meinen. Da haben wir Spiele gespielt oder waren auf Ausflügen unterwegs. Und abends war dann Familienzeit, mit gemeinsamem Kochen, Tratschen, Hausaufgaben machen und dann ging es ins Bett.
Bei The Voice war es ein Zufall. Ich weiß es noch genau. Ich war in Berlin, es war furchtbar heiß. Da waren noch rund sechs Stunden bis mein Rückflug nach Graz ging. Mit der S-Bahn ging es an der Station Adlershof vorbei und dort war das Schild mit der Info: “Hier geht es zum The Voice Casting.” Ich hatte noch genug Zeit und dachte mir, why not.
Die The Voice-Teilnahme war ein Zufall!
Anna Heimrath wagte ihr Glück bei einem Berlin-Urlaub.
Das war der letzte Tag der Anmeldung und so bin ich dann reingestolpert. Ich war die letzte, die für die Show gesigned wurde. Zuhause habe ich dann meinen Eltern erklärt, dass ich die Woche darauf wieder nach Berlin muss. Die haben zuerst einmal geschaut. Aber es war ja wirklich so und es ging dann dahin. Jetzt bei Starmania wurde ich direkt vom ORF gefragt, ob ich mitmachen möchte.
Fangen wir mit Tim Bendzko an. Mein erstes Konzert, bei dem ich je war, war eines von ihm. Bei Fiva ist es so, dass ich in Graz zu jedem Konzert von ihr gehe, weil sie einfach mörder ist. Die Ina (Regen), habe ich so richtig durch Starmania entdeckt. Darüber bin ich wirklich froh. Sie schreibt super Songs und Texte. Sie hat mich im letzten Lockdown ziemlich beflügelt.
Beide Shows laufen grundsätzlich schon ähnlich ab. In Östereich darf man als Teilnehmer vielleicht noch etwas mehr hinter die Kulissen schauen. Es kann auch sein, dass ich aktiv nun auch mehr mitbekomme, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall konnte ich aber viel mehr mit dem Regieseur besprechen. Uns Teilnehmern wurde auch generell viel mehr von dem Behind the Scenes gezeigt.
Im Gegensatz dazu, bei The Voice gibt es zum Beispiel keinen richtigen Lichtcheck. Da gehst du hin, singst deinen Song, um die Bühne kennenzulernen. Jetzt gab es Lichtproben, In-Ears-Proben usw. Leider war wegen Corona nicht diese Herzlichkeit möglich, die es sonst gibt. Aber da kann der ORF natürlich nichts dafür.
Du musst dir vorstellen, wir waren in dem Hotel quasi wie in Quarantäne. Da konnten wir nicht einfach so in die Stadt abhauen. Unterm Strich waren dann nur noch Leute im Hotel, die während der Show auch da gewohnt haben. Die waren während der ganzen Zeit meine Freunde und Familie. Ob ich gewollt hätte oder nicht. Das Glück war, dass wir uns wirklich gut verstehen. Und auch hinter der Bühne haben wir eine Hetz gehabt.
Beginnen wir mit der Siegerin Anna Buchegger. Uns wird nachgesagt, dass wir in bestimmten Dingen ziemlich ähnlich sind. Ich finde, dass wir beide jedes Lied zu unserem eigenen machen, ist unsere größte Ähnlichkeit. Anna baut da auch super ihren Witz und Humor in ihre Songs mit ein. Fred ist ein unglaublicher Tänzer und Performer. Da ist er allen Teilnehmern meilenweit voraus.
Vanessa ist super spannnend. Sie gibt nicht alles von sich preis und das macht sie sehr interessant. Ich freue mich schon sehr auf ihre eigene Musik. Was sie möchte, was ihre Geschichte ist. Tobias ist schon sehr fleißig beim Songwriting. Zu ihm passen die ruhigen und balladigen Lieder einfach perfekt.
Ich glaube, ich brauche das. Es würde immer das Wesentliche vom Anderen fehlen. Als Musikerin muss ich manchmal auch aus der Materie ausbrechen, damit ich diesen krassen Kontrast bekomme. Ich liebe es ja auch, Gästen einen Kaffee einzuschenken und einen guten Tag zu bereiten oder Touristen durch die Stadt zu helfen.
Ich brauche den Kontrast!
Anna Heimrath steht gerne auf der Bühne und gibt gerne die Barista.
Oder mit random Leuten quatschen. Dann aber genauso auch wieder auf der Bühne zu stehen und ich sein zu müssen. Das ist ein sehr schöner Ausgleich. Diese Balance zu schaffen, hilft den Boden unter den Füßen zu behalten.
Ich glaube, Schlager könnte ich nicht. Da sehe ich nicht die Tiefe darin. Sonst denke ich, dass mich alles so berühren kann, etwas daraus zu machen oder auch meinen eigenen Part darin zu entdecken.
Beginnen wir so. Notenlesen ist nicht so meine Stärke. Aber ich habe gelernt, dass ich das nicht so sehr brauche. Weil ich meistens mit Leuten zusammenarbeite, bei denen sich einer als mein musikalisches Sprachrohr zeigt. Bei meinen eigenen Sachen dürfen und sollen auch andere ihre Meinungen abgeben. Dann sind es nicht mehr nur meine Sachen, sondern von zum Beispiel dem Bassisten, weil er sich auch seinen Teil überlegt hat. Und das ist das Schöne und was ich auch wirklich will. Nur mit Vorgaben und runterspielen – das ist nicht mein Weg, dafür stehe ich nicht.
Ich habe da auch Tools, die beim Recording von mir erkennen, was die einzelnen Stimmen machen, nachdem ich sie zum Beispiel eingesungen habe. Das hilft mir sehr viel. Auf der anderen Seite unterstützt mich da auch mein Musiklehrer aus der Zeit in der Waldorfschule. Er hört es sich an und schreibt es runter oder gibt es zum Teil seinen Studierenden zum Transponieren.
Bei den Musicals, die ich mache, gibt es von mir von jeder einzelnen Stimme Demos. Ich singe das ein und die lernen das dann übers Gehör. Das geht auch. Ich stelle sie dann nach Stimmen auf und verteile die jeweiligen Demos. Wenn dann aber jemand es als Noten braucht, kann er es auch selbst als Noten runterschreiben.
Die Zeit hat mich hundert prozentig geprägt. Dieses, du bekommst etwas gelehrt und auch warum. Und wenn du mehr wissen möchtest, musst du selbstständig nachfragen. Von Haus aus wird einem nichts geschenkt, wer mehr nachfragt und wissen möchte, erfährt auch mehr. Die Schule zeigt einem gerne alles, was man möchte oder auch nicht.
Wer mehr wissen möchte, erfährt auch mehr!
Anna Heimrath sieht vom Waldorfschulsystem positiv geprägt.
Das sind Lebensgrundsätze, die mich zu dem gemacht haben, was ich bin. Man ist da zwölf Jahre in einer Klasse, die man teilweise öfter als seine eigene Familie sieht. Für mich war das auf jeden Fall die beste Wahl. Auf einer anderen Schule wäre ich eher eingegangen.
Coldplay zum Beispiel. Bei denen ist es so: Du hörst sie und weißt sofort, sie sind es. Aber auch Jamie Cullum, der ist richtig großartig. Bei den Musical-Komponisten darf ein Leonard Bernstein, von dem West Side Story ist, auf gar keinen Fall fehlen. Ein Musical zu schreiben, das ursprünglich gar nicht so nach Musical klang und dieser Reality – das war schon schnieke.
Das ist ja lustig. Ich gehe bald wieder mit der Ina joggen und da muss ich auf jeden Fall mit ihr darüber reden.
Auf jeden Fall fleißig an Songs zu arbeiten und vor allem hoffentlich auch bald Konzerte zu spielen. 2019 ging es bei mir gerade so richtig los. Da hatte ich drei eigene Konzerte als Anjosef und die waren alle Sold Out. Du freust dich einfach, wenn du bei Shows ausverkauft bist. Am Anfang vielleicht mit 30 Zusehern, dann bei 50 usw.
Ich wollte schon an kleinere Festivals, wie das Acoustic Lakeside schreiben. Man möchte ja, dass seine geschriebenen Songs auch gehört werden. Ich mache das schon gerne für Family und Friends, aber irgendwann möchte man dann auch schon mit der Band auf der Bühne stehen und spielen. Darauf freue ich mich und habe Lust darauf. Wie es aussieht, darf ich auch heuer im Orpheum Graz spielen und auch für Ina in den Kasemattn eröffnen. Langfristig wäre es das Ziel von der Musik auch leben zu können, das wäre das bigger Picture.
Unsere Hörer-Rubrik wird monatlich mit tollen Künstlern der Musikszene erweitert. Hier erzählen sie von eigenen Heldentaten, unvergesslichen Erinnerungen und anderen spannenden Anekdoten.
Stefan Jürgens: “Wien hat mich gelehrt, das Leben humorvoll zu sehen!”
Nino aus Wien: “Ich höre gerne Hits, ich schreibe halt keine!”
Rapperin Yasmo: “Sich zu behaupten, geht auch ohne Hierarchie!”
Cil City: “Wenn die Energie passt, darf auch was danebengehen!”
Eric Papilaya: “Musiker sein, ist wie ein Marathon, nur ohne Ziel!”
Sportfreunde Stiller: “Kunst ist dafür da, Freiheit zu spüren!”
Bernhard Speer: “Verschwitzt, komplett hin. Also alles richtig gemacht!”
Christian Hummer von Wanda: “Statt 150 kamen plötzlich 15.000!”
Arabella zu Starmania: “Es braucht viel Mut und Verletzlichkeit!”
Cley Freude: “Jeder Mensch ist ein Held und für jemanden wertvoll!”
Titus Vadon: “Musiker müssen innerlich brennen, sonst wird’s fad!”
Manuel Rubey: “Ich könnte Tag und Nacht Sport schauen!”
KØLEEN: “Ich liebe Kontraste im Leben, vor allem in meiner Musik!”
Sibbi von Itchy: “Für das Karma ist es gut, wenn man kein Arschloch ist!”
PAENDA im Interview: “Nicht nur meine Texte haben eine Message!”
Christopher Seiler: “Wenn du einen Idioten spielst, musst du gscheit sein!”
Ina Regen: “Kenne deinen Grund, warum du was machst!”
Paul Pizzera: “Die Konzert-Geilheit bleibt trotz Absage-Frust!”
Russkajas Georgij: “Alles in meinem Beruf ist Freizeit!”
Wendja: “Neben dem Musikmachen ist Sport mein Leben!”
Marco Pogo: “Den Bierbrunnen will ich wirklich!”
Silbermond: “Ein Kind auf die Welt bringen ist heldenhaft.”
Vamummtn-Rapper Ansa: “Autotune-Gedöns ist nicht unsers!
Kaiser Franz Josef : “Unsere Musik ist zu leiwand fürs Radio!”
Nathan Trent: “Billie Eilish hat das Game revolutioniert!”
Cordula-Grün-Held Josh.“Gig im Burgtheater wäre geil!”
Steve Hogarth: “Über John Lennon geht nichts!”
Nightwish: “Dem würde ich das Härteste geben.”
Prohaska über Musik: “Der Ambros ist mein größter Held!”
Hans Krankl: “Jeder Auftritt ist eine Heldentat!”
Alf Poier: “Mein halbes Leben war eine Heldentat!”
Alle Bilder: (c) ORF/Hans Leitner
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.