All Of Us Strangers handelt von Sehnsucht, Einsamkeit, Liebe und Familie. Sherlock– und Fleabag-Star Andrew Scott übernimmt dabei die Hauptrolle in diesem metaphysischen Melodrama. Warum ihr besser Taschentücher ins Kino mitnehmen solltet, lest ihr hier.
von Paula König
Tatsächlich. All Of Us Strangers wurde bereits im Herbst 2023 auf verschiedenen Filmfestivals uraufgeführt. Nach einem guten Lauf wurde er heuer überraschend für keinen Oscar nominiert, obwohl dies von vielen erwartet wurde. Dabei hätte er sich diese Würdigung absolut verdient. Für uns zählt er jetzt schon zu den 24 großen Kinohighlights 2024.
Ab 8. Februar kommt er endlich in die deutschsprachigen Kinos. Wir haben ihn bereits gesehen und verraten euch in unserer All Of Us Strangers Review, warum wir ihn euch auch wärmstens ans Herz legen.
In einem fast leeren Hochhaus im modernen London hat Adam (Andrew Scott) eines Nachts eine zufällige Begegnung mit seinem geheimnisvollen Nachbarn Harry (Paul Mescal), der den Rhythmus seines täglichen Lebens durchbricht. Während sich zwischen den beiden eine Beziehung entwickelt, wird Adam von Erinnerungen an die Vergangenheit heimgesucht und findet sich in der Vorstadt wieder, in der er aufgewachsen ist. Auch das Haus seiner Kindheit, in dem seine Eltern (Claire Foy und Jamie Bell) noch genauso zu leben scheinen wie an dem Tag, an dem sie vor 30 Jahren starben, zieht ihn an.
Hoffentlich habt ihr nach dem Anschauen von All Of Us Strangers keinen vergnüglichen Abend geplant. Nicht, weil der Film schlecht oder gar ermüdend ist, sondern weil es schon ein paar Stunden dauern kann bis man das Ganze verdaut hat. “Schon gut, ich hatte sowieso nicht vor, heute glücklich zu sein”, schreibt eine Userin als Kurzkritik zum Film. Dabei gäbe es nach Ansicht auch genug Gründe zur Freude. Denn: All Of Us Strangers ist durch und durch ein starker Film. Das emotionale und romantische Drama balanciert auf der Grenze zwischen Realität und Fantasie. So sehr, dass es manchmal nicht klar ist, welche Teile tatsächlich real sind. Aber das ist eben der Reiz der Geschichte und Teil des Charmes.
Emotional ist wohl das Schlüsselwort. Die Erfahrung, den sechsten Spielfilm von Regisseur Andrew Haigh zu sehen, ist sehr intensiv und einfach intim. Haigh bezeichnet ihn als seinen bisher persönlichsten Film – und da verspricht er nicht zu viel. Das Publikum wird in diese wirklich kleine Welt der Liebe, des Schmerzes und der Einsamkeit hineingezogen und erst nach fast zwei Stunden wieder losgelassen (oder zumindest im Laufe des Tages). Auch die Kinematografie (also Kameraführung und Aufnahmetechnik mit manchen technischen Spielereien) ist großartig. Leider lässt sich nicht allzu viel über sie reden, ohne zu spoilern. Aber ihr könnt euch auf eine Reise einstellen, die euch nicht nur emotional, sondern auch visuell mitnimmt!
Was den Film noch eindrucksvoller und stimmiger macht ist, dass er (abgesehen von ein paar Statist:innen im Hintergrund) mit vier Schauspieler:innen auskommt. Im Wesentlichen dreht sich die Handlung nur um Andrew Scotts Figur Adam und die drei Menschen, die ihm am wichtigsten sind. Scott, der sowohl am Theater als auch beim Film gearbeitet hat, ist der wahre Träger der Geschichte. Paul Mescal, den viele vielleicht schon in Normal People gesehen haben, ergänzt seine Energie bestens. Trotz ihres Altersunterschieds sind sie auf der gleichen Wellenlänge.
Bemerkenswert ist, dass sowohl Claire Foy als auch Jamie Bell, die Adams Eltern spielen, jünger sind als Andrew Scott. Auch dieser Altersunterschied macht den Film besonders. In dem Fall verleiht er ihm diesen Fantasy-Aspekt und einen Hauch von Zurück in die Zukunft. Fun Fact: Jamie Bell trug während des ganzen Films braune Kontaktlinsen, um den Augen von Andrew Scott ähnlicher zu sein. Eigentlich sind seine Augen blau!
All Of Us Strangers fängt rohe menschliche Emotionen ein und gibt ihnen einen traumähnlichen Touch. Den ganzen Film über harmonieren Andrew Scott und Paul Mescal hervorragend und glaubwürdig miteinander. Vor allem Scott gräbt tief und lässt sein Talent aufblitzen. Mit einer Laufzeit von 105 Minuten zieht sich der Film nicht grundlos in die Länge. Mit Sicherheit ein sehenswertes Drama, das sämtliche Gemütszustände an die Oberfläche bringt.
In unserem Seher-Bereich präsentieren wir euch stets neue Filme und Serien. Welche Streifen man sich aktuell im Kino unbedingt noch anschauen sollte, findet ihr bei uns. Hier schon mal eine kleine Auswahl:
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Hello There! Paula König produziert für die Helden der Freizeit seit 2021 Artikel und Social Media Content vor allem zu Kino, Streaming und Events. Dazu arbeitet sie im Bereich Video, Grafik und Schnitt für TV-Produktionen von TVFriends.