Die neueste Schöpfung von James Cameron Alita: Battle Angel bietet rasante Popcorn-Action. Die Cyborg-Teenagerin Alita schlägt sich auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und in unserer Filmkritik wacker.
von Susanne Gottlieb, 14. 2. 2019
Wieder ein Cyberpunk-Film! Nach Kinoblockbustern wie Ghost In The Shell oder Blade Runner 2049 versuchen sich jetzt auch James Cameron (Avatar) und Robert Rodriguez (Sin City) am Genre. Dabei geben sie ihm einen eigenen Twist und lassen den animierten Cyborg Alita wie eine fleischgewordene Mangafigur aussehen. Mit asiatisch anmutender Kampfkunst schnetzelt sie sich durch einen bösen Cyborg nach dem anderen. Und immer sucht sie nach ihrer Identität.
Ob der Actionfilm die Helden der Freizeit umhauen kann, lest ihr hier:
Ohne Erinnerung wacht der Cyborg Alita (Rosa Salazar) in Iron City auf. Ido (Christoph Waltz), ein Arzt und Cyborgbastler, hat sie aus den Müllbergen einer alten Zivilisation gerettet und repariert. Als sie ihm aus einer gefährlichen Lage hilft, dämmert ihr, dass sie in ihrem alten Leben eine begnadete Kämpferin gewesen sein muss. Mit der Unterstützung ihres neu gewonnenen Freundes Hugo (Keean Johnson) versucht sie ihre alten Erinnerungen zu reaktivieren. Dabei scheut sie auch nicht davor zurück ihr Leben zu riskieren.
Aber schnell muss sie feststellen, dass nicht nur sie selbst an ihrer Vergangenheit interessiert ist. Denn die verborgenen Mächte, die über die Stadt herrschen, sehen in ihr eine große Gefahr. Mithilfe ihres Handlangers Vector (Mahershala Ali) versuchen sie alles um Alita auszuschalten.
Alita: Battle Angel beruht auf der Vorlage eines mehrbändigen Mangas. Da ist klar, dass manche Handlungsstränge des Originals im Film nicht so berücksichtigt werden können, wie manche Fans sich das wünschen. Trotzdem ist die Story sehr gut balanciert und schlüssig. Es bleiben keine Fragen oder Logiklücken offen. Und am Ende wird klar, dass ein zweiter Teil geplant sein muss.
Obwohl die Handlung offensichtlich auf diese Fortsetzung ausgelegt ist, stört das nicht weiter. Denn die Geschichte rund um Alita und ihren Adoptivvater Ido ist herzerwärmend. Trotz all der Gewalt um sie herum, finden die beiden immer wieder zueinander und demonstrieren, wie wahrer Familienzusammenhalt aussieht. Alitas Charakter lebt von ihrer Neugierde und Lebenslust. Ihre teenagertypischen Trotzeinlagen gegenüber Ido geben dem so düsteren Setting einen Bezug zum richtigen Leben. Denn Teenager kommen manchmal später als erlaubt nach Hause, sogar wenn sie Cyborgs in einer postapokalyptischen Welt sind.
Stark sind vor allem die natürlich wirkenden Dialoge und Charaktere. Die Heldin ist eine erfrischende Erscheinung im ansonsten so übersexualisierten Kino. Statt sie als sexy Killercyborg darzustellen, wie man es aus Filmen wie Ghost In The Shell zur Genüge kennt, wird sie als starkes, wenn auch verletzliches Individuum porträtiert.
Rasante Action und Kampfszenen machen Alita: Battle Angel zu einem Animationsspektakel, das sich auch mit James Camerons Avatar messen lassen kann. Vor allem die Motorballwettkämpfe überraschen mit adrenalingeladenen Sequenzen. Auf einer riesigen Rennstrecke kämpfen massive Cyborgmaschinen auf Rädern mit ihren Konkurrenten und versuchen ihnen den Ball abzujagen. Auch wenn das Konzept wahnwitzig klingt, kann die Umsetzung voll überzeugen.
Aber auch die Kampfsequenzen sind nicht von schlechten Eltern. Alita macht ihre Gegner mit Moves fertig, die jeden Zirkusakrobaten vor Neid erblassen lassen. Zwischendurch gibt es aber auch einige sehr blutige Schnetzelszenen, bei denen die Cyborg-Gliedmaßen nur so fliegen. Trotz seiner niedlichen Manga-Optik ist Alita: Battle Angel also nichts für Kinder.
Daran ändert auch das putzige Manga-Gesicht von Alita nichts. Dabei stellt sich die Frage: Passt es ins Setting neben den echten Schauspielern? Und ob. Erstaunlicherweise fügt sich Alita nahtlos in ihre Cyberpunk-Welt. Ihr Gesicht fällt inmitten der anderen Cyborgs mit Metallkörpern und eingebauten Waffen nicht weiter auf. Im Gegenteil, es hat eine unglaublich realistische Mimik. Nach den ersten fünf Minuten fallen die großen Kulleraugen gar nicht mehr störend auf.
Das einzig merkwürdig anmutende an Alita: Battle Angel sind einige zu sehr von Mangas und Animes inspirierte Szenen. Wie etwa die dramatisch gedachte Anfangssequenz in der Ido Alita entdeckt und sie sehr lange andächtig hochhält. Hier greifen die Filmemacher zu tief in die Klischeelade. Sie hinterlassen in diesen Augenblicken bei den Sehern ein unangenehmes Fremdschämgefühl.
Rosa Salazar (bekannt aus Maze Runner, Bird Box) haucht Alita mit ihrer Mimik im Performance Capture Leben ein. Sie versteht es in der englischen Originalvertonung Alita trotz ihrer Stärke eine gewisse Verletzlichkeit in der Stimme zu geben. Aber auch Christoph Waltz (Inglorious Basterds, Django Unchained) zeigt in seiner Rolle als Ido mal wieder, was für ein großartiger Schauspieler er ist. Denn eine der großen Stärken des Films ist die Interaktion zwischen Alita und Ido. Sie lässt die Dynamik zwischen dem CGI-generierten Cyborg und Ido absolut realistisch wirken.
Alita: Battle Angel ist ein innovativer Versuch Manga-Adaptionen frisch darzustellen. Manchmal stolpert er über genretypische Klischees, die nicht so recht hineinpassen. Aber meistens landet er Volltreffer. Mitten ins Herz trifft auf alle Fälle die wachsende Vater-Tochter-Beziehung zwischen Alita und Ido. Aber auch die Actionsequenzen, bei denen Alita durch die Luft wirbelt und einen Cyborg nach dem anderen auseinandernimmt sind absolut gelungen. Ein toller Actionfilm, den man sich am besten in 3D ansehen sollte, um ihn voll auszukosten.
Weitere tolle Filmvorschläge gibt es in unserer Seher-Rubrik, die immer die neuesten Kino- und Netflixempfehlungen für euch bereithält.
Fotos: (c) 20th Century Fox
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.