A Plague Tale: Innocence war 2019 ein echter Überraschungshit. Auch wir feierten es in unserem Test als “düsteres Glanzstück”. Stimmungsvoll, tolle Story, solides Stealth Gameplay, glaubhafte Charaktere und eine kompetent konstruierte, alternativ-historische Horror-Fantasy-Welt. Genau an diese Qualitäten will die Fortsetzung A Plague Tale: Requiem anschließen. Wir durften bereits zwei Kapitel spielen, damit den bisher ausführlichsten Preview-Test durchführen und verraten euch, ob der Versuch gelingt.
von Peter Huemer
9. September 2022: Am Ende des ersten Teils besiegten Amicia und ihr kleiner Bruder Hugo in einem epischen Ratten-Showdown den Inquisitor und für einen Moment schien die Europa verschlingende Pest gebannt zu sein. Gleichzeitig blieben aber viele Probleme ungelöst. Hugo ist immer noch kränklich, Rattenschwärme plagen das Land und auch der 100-jährige Krieg tobt weiter. An dieser Stelle setzt A Plague Tale: Requiem an.
Bei der Gamescom (hier alle Messe-Highlights von Klaus zusammengefasst) wurde den Medien Kapitel 6 zum Anspielen aufgetischt. Die Helden der Freizeit bekamen aber noch eine Zugabe. Wir durften nun bereits Kapitel 6 und (!) 7 zocken und so den ausführlichsten Test bis jetzt durchführen. Etwa 90 Minuten haben wir uns dabei ins neue Abenteuer gestürzt. Daraus lassen sich zwar noch keine allzu großen Schlüsse auf die Gesamtstory ziehen, daher enthält unser kleiner Bericht auch keine Spoiler. Wer sich aber ab 18. Oktober, wenn das Spiel erscheint, komplett überraschen lassen will, überspringt einfach den nächsten Absatz. Da beschreiben wir unsere ersten Erlebnisse.
Aktueller Tipp! Bereits erscheinen ist das brandneue Splatoon 3 – hier unser Testurteil. Und das hochinteressante Horrorspiel Scorn – lies hier unser Fazit.
Amicia und Hugo sind auf dem Weg an die Küste und auf der Suche nach einer Insel mit zwei markanten Gipfeln. Dort vermuten sie ein Heilmittel für Hugo. Amicia leidet an einer klaffenden Kopfverletzung und wird immer wieder bewusstlos. Englische Soldaten suchen nach den beiden und sie müssen zuerst durch einen verlassenen Steinbruch und dann durch eine Färberei schleichen. Schließlich werden sie von einem schwer bewaffneten Ritter gestellt. Ein recht simpler Bosskampf, bei dem wir mit der Armbrust auf Schwachstellen in der Rüstung schießen müssen. Damit endet Kapitel 6. In Kapitel sieben werden Amicia und Hugo von einem ehemaligen Kontrahenten aufgegabelt. Er verarztet Amicia und berichtet von einem Schmugglerschiff, das sie zur Insel bringen könnte. Von da an kämpfen wir uns an der Küste entlang und erledigen Feinde mithilfe von Ratten oder umgehen sie. Die Zusammenarbeit mit unserem Begleiter funktioniert wie mit den Weggefährten im ersten Teil. Einziger Unterschied: Er löst unsere Probleme mit purer Waffengewalt. Schließlich erreichen wir das Schiff und stechen in See.
Was bereits ersichtlich ist: Die Qualitäten des Vorgängers in Sachen Stimmung, Charaktere und Gameplay wurden nahtlos ins Sequel mitgenommen. Das Spiel fühlt sich äußerst ähnlich an wie der Vorgänger. Dabei zeigt sich im direkten Vergleich, dass die Grafik einen ziemlichen Sprung gemacht hat. Die Landschaften sehen aus wie Fotografien, die Gesichtsanimationen sind weitaus detaillierter und Licht und Schatten sind dynamisch wie nie. Dass einem das auf den ersten Blick nicht auffällt, liegt daran, dass all diese Verbesserungen ohne Stilbruch integriert wurden.
Das Gameplay ist dann aber wirklich ziemlich vergleichbar. Ein Wechselspiel von narrativen Passagen, simplen Puzzeln und Stealth-Einlagen. Diese funktionieren im Prinzip wie im Vorgänger, aber das Spiel gibt einem ein paar neue Werkzeuge, um diese Abschnitte zu bewältigen. Neue Ausrüstung, ein eingeschränktes Waffenarsenal für den Notfall und Hugos neue Fähigkeiten, die Rattenschwärme für seine Zwecke einzusetzen. Das ist alles nett und abwechslungsreich, aber ganz bestimmt nichts Revolutionäres.
Aber es braucht auch nichts Revolutionäres. Für Abwechslung scheint trotzdem gesorgt. Nur sollte man vielleicht nicht unbedingt Teil 1 und 2 direkt hintereinander spielen, damit einem die klar nach einem gewissen Schema aufgebauten Stealth-Passagen nicht langweilig werden. Kritikpunkt kann es auf jeden Fall keiner sein, dass das Spiel seinem Genre und seinem Stil treu bleibt. Die vielen Tools und Gameplay-Mechaniken haben das Potential, über den Verlauf des ganzen Spiels auf genügend Arten durchmischt und in neue Kontexte gesetzt zu werden, um das Erlebnis frisch zu halten.
Wenn A Plague Tale: Requiem nicht zu viel Wiederholung verlangt und die narrative Qualität der spielbaren Abschnitte sowie des Vorgängers halten kann, dann steht einem weiteren Hit nichts im Wege. Für Fans des ersten Teils sollte das Spiel eine sichere Nummer sein und auch Neueinsteiger werden Spaß an dem Game finden (obwohl ich einen Durchgang des ersten Teils nur wärmstens empfehlen kann).
Schon komplett durchgetestet und für gut befunden, haben wir folgende neuen Spiel. Dazu haben wir immer eine Übersicht aller Neuerscheinungen. Und Klaus hat für euch bei der Gamescom noch weiter in die Zukunft geblickt:
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Alle Fotos: (c) Asobo Studio
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.