Entschleunigung pur! Die Waldviertelbahn führt dich auf zwei Strecken von Gmünd durch Wald und Wiesen nach Litschau und Groß Gerungs. Wir haben für dich getestet, wie urig es sich mit der 120 Jahre alten Dampflok durch die Landschaft tuckert. Was du an der Strecke sehen musst und welche Themenfahrten für Abwechslung sorgen.
von Miriam Usenik & Christoph König
“Kurve heißt bei uns Bogen!” Diesen Tipp geben wir dir gleich vorab, denn damit kannst du bei den lieben Damen des Jausenwagerls sicher ein paar Pluspunkte abstauben. Was du für eine Fahrt mit der Waldviertelbahn sonst noch wissen musst? Wir haben es bei einer erlebnisreichen Fahrt herausgefunden. Schau dir dazu auch unser Video hier auf Instagram oder hier auf TikTok an.
Bevor du in Gmünd in den Zug steigst, empfehlen wir dir unbedingt einen halben Tag den Naturpark Blockheide zu besichtigen. Hier findest du auf verschiedenen kurzen Themen-Wanderwegen die riesigen Granitblöcke und Wackelsteine, die hier wie Spielbälle von Riesen im Wald herumliegen. Spätestens beim überdimensionalen Riesentisch fühlst du dich wie ein Zwerg. Am 30 Meter hohen Aussichtsturm kannst du dir einen Überblick verschaffen. Die Blockheide ist ideal für einen kleinen Ausflug, bevor um 13 Uhr unser Zug vom schön modernisierten Bahnhof Gmünd lostuckert.
Übrigens: Beeindruckende Granitformationen wie den Teufelshintern findest du gleich hinter der Grenze in Böhmisch-Kanada – welche traumhaften Ausflugsziele es da gibt, haben wir dir in diesem ausführlichen Erlebnisbericht mit Karte und allen Top-Tipps zusammengefasst.
Dort haben wir die Qual der Wahl! Mit dem goldenen Dieseltriebwagen oder doch mit der roten Diesellok-Nostalgiegarnitur? Nordwärts nach Litschau oder Richtung Süden nach Groß Gerungs? Wir entscheiden uns für die urigste Variante der Schmalspurbahn und lassen uns von der schwarzen Dampflok in gut 2 Stunden gemütlich von Gmünd nach Groß Gerungs bringen.
Die alte Dame hat zwar ordentlich Power, braucht für die 43 Kilometer aber 15 bzw. 40 Minuten länger als die dieselbetriebenen Varianten der Waldviertelbahn. Dafür kommen wir auch mal wieder dazu, die Zeit einfach zu genießen und der Landschaft beim Vorbeiziehen zuzuschauen. Und die hat viel zu bieten – sind wir hier doch auf einer der schönsten Schmalspurstrecken des Landes, bei der es über die Anhöhe der mitteleuropäischen Wasserscheide geht.
Kuschelig eng wird es auf den Vierer-Plätzen, ist der Dampfzug doch wie immer gut gebucht. Deshalb begeben wir uns kurz nach dem Start ins Jausenwagerl. Liptauer- und Schmalzbrote, dazu ein eisgekühlter Radler – so lässt sich die Fahrt genießen! Mal- sowie Rätselhefte und ein eigener Kinderspielwaggon halten die Kleinen bei Laune, während unser Redaktionshund Capo (darf mit Leine und Beißkorb mit) das angenehme Zuglüfterl von den großzügigen Waggon-Zwischenräumen genießt. Als Nachspeise noch eine köstliche Waldviertler Mohnzelte.
Ein besonderes Erlebnis sind die Stopps in Steinbach und Bruderndorf, bei denen die Dampflok Wasser nachtankt. Die Passagiere schwärmen fünf Minuten aus, um alles zu begutachten. Der Lokführer ölt die Maschine – ehe die Dampfpfeife ertönt und alle wieder zurück zu ihren Plätzen eilen. Landschaftlich besonders schön ist die zweite Hälfte der Strecke. Die Erlebnishalte sorgen für Abwechslung – so werfen wir in Langschlag einen Blick ins Bahnmuseum, das direkt im Gleis daneben in einem Waggon alte Schätze zeigt – von Uralt-Telefonen, nostalgischen Fotos bis zu alten Schaffnerkapperln ist das eine urige kleine Zeitreise.
Nach 125 Minuten Fahrtzeit erreichen wir schließlich unser Ziel: Groß Gerungs mit der Ausstellung Mensch und Bahn im historischen Gütermagazin. Nach einer kurzen Ortsrunde und einem Eiskaffee, geht’s auch schon wieder retour. Wichtigstes Learning von unserer Zugfahrt: Sag niemals Kurve zu einem Bogen!
Der modernste Zug – der goldene Triebwagen – bietet Platz für 56 Sitzplätze und 8 Räder. Der Lokführer ist gleichzeitig Reisebegleiter, erzählt auch Geschichten der Waldviertelbahn und zeigt euch die schönsten Ausblicke. Zwei der 15 österreichweit eingesetzten Dieselloks sind auf der Strecke auch noch heute unterwegs. Die roten Loks stammen aus den 1950er/1960er und können bis zu 60 km/h schnell fahren.
Alle Eisenbahn-Fans bekommen aber besonders bei der Fahrt mit der Dampflok weiche Knie. Die Mh1 und Mh4 sind seit fast 120 Jahren im Einsatz. Die Heißdampflokomotiven wurden ursprünglich für die Mariazellerbahn angefertigt und 1906 an die Niederösterreichischen Landesbahnen ausgeliefert. Jeden 1. und 3. Samstag im Monat hast du das Vergnügen, dieses alte Reisegefühl aufleben zu lassen. Wir durften sogar einen Blick in den Führerstand werfen, wo der Lokführer die riesigen Kohlestücke in den Heizkessel schaufelt – an einem Sommertag ist es hier so heiß wie in der Sauna.
Die Saison der Waldviertelbahn geht von Mai bis in den Oktober. Neben den Adventfahrten im Winter warten hier besonders viele Themenfahrten auf dich. Bei der Glas- und Biertour (jeden Freitag im Juli und August) findest du Wissenswertes über typisches Waldviertler Handwerk und Kulinarik heraus. In Alt Nagelberg besuchst du die Glashütte der Firma Apfelthaler und in Weitra erkundest du die Biermeile mit ihren neun Stationen, sowie das Schloss Weitra mit der Erlebniswelt Bier. Am 31. 8. wird’s besonders flauschig: Der Alpaka-Express bringt euch nach Abschlag, wo euch die Tiere am Bahnhof erwarten. Sie begleiten euch auf der ca. 25-minütigen Wanderung zum Sonnseitn Alpakahof. Dort angekommen gibt’s eine Hofführung, die Möglichkeit zu einer Jause und einen Hofladen.
Am 21. 7. geht’s zum Weitraer Bierkirtag oder zum Dorfwirt-Frühschoppen in Litschau. Am 28. 7. und 15. 9. fährst du mit dem goldenen Triebwagen bis Groß Gerungs und dann mit dem Bus weiter zum Bärenwald Arbesbach. Oldtimer treffen am 4. 8. auf die alten Dampfloks. In Neu Nagelberg und Brand findet eine Fahrzeugparade und in Alt Nagelberg eine Doppelausfahrt der zwei Loks statt. Eine Exklusivfahrt zum Schloss Litschau gibt es am 11. 8. und 8. 9. Zum Straßenfest in Litschau am 14. 8. führt euch die rote Diesellok im romantischen Candle Light Train.
Der Knödelexpress (25. 8.), Erdäpfelexpress (15. 9.), Schafkäseexpress (28. 9.), Karpfenexpress (6. 10.), der Waldviertler Gulaschzug (20. 10.) und der Martiniganslexpress (27. 10.) verwöhnen dich mit den kulinarischen Köstlichkeiten des Waldviertels. Wer statt Essen lieber Wandern und Zugfahren verbinden möchte, der sollte sich den 12. 10. vormerken: Mit dem Zug bis Bruderndorf geht es von dort aus zu Fuß über den Waldviertler Semmering mit Zwischenstopp beim Großen Bruderndorfer Tunnel zurück nach Abschlag und wieder mit dem Zug retour nach Gmünd.
Die Waldviertelbahn ist etwas für Genießer. Hier ist die Zeit wunderbar stehen geblieben und der Weg das Ziel. Das freundliche Personal lässt einen ins Zugerlebnis eintauchen, so wie es früher war. Beim Dampfzug und den kultigen Waggons kriegen alle große Augen, wie kleine Kinder. Eine Zugfahrt des Zugfahrens wegen, für Eisenbahnfreunde und gemütliche Ausflügler – Menschen, die eilig von A nach B hetzen sind hier am falschen Dampfer.
Helden-Tipp! Rechtzeitig reservieren – vor allem der Dampfzug ist sehr beliebt.
Strecke: Gmünd – Groß Gerungs bzw. Litschau
Preis: Normales Ticket Hin- und Rückfahrt 18 – 35 Euro | NÖ-Card: Einmalige Hin- und Rückfahrt (nicht mit der Dampflok)
Saison 2024: bis 27. Oktober | Fahrzeiten siehe Fahrplan
Anreise von Wien zum Bahnhof Gmünd: Mit dem Auto (1:50 Stunden): A22, B4, B2, B41 | Mit dem Zug von Wien Franz-Josefs-Bahnhof REX 41 (2:14 Stunden).
Link für weitere Infos: Homepage der Waldviertelbahn
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Advertorial-Hinweis: Dieser Artikel ist im Zuge einer Kooperation mit den Niederösterreich Bahnen entstanden.
Miriam Usenik schreibt seit 2017 für die Helden der Freizeit über Events, Ausflugsziele und das monatliche Netflix-Programm. Für ihre Serie "Miriams Ausflugstipps" produziert sie tollen Social Media Content.