Das ist die ultimative Nova Rock Vorschau von den Helden der Freizeit. Mit dabei: ein Interview mit Veranstalter Ewald Tatar und warum er sich auf Keanu Reeves besonders freut, unsere Empfehlungen zum Programm und das komplette 88 Artists zählende Line-up samt Running Order.
von Patrick Meerwald, 4. 6. 2024
Wenn die Pannonia Fields rufen, geht immer ordentlich die Post ab. Egal ob vollkommen im Staub und gleißendem Sonnenlicht oder völlig verregnet und als Gatsch-Party – in Nickelsdorf gibt es jedes Jahr neue und richtig unvergessliche Erlebnisse. So auch diesmal zwischen 13. und 16. Juni 2024. Eines der absoluten Festivalhighlights des Jahres (weitere findest du übrigens in unserer Festival-Jahresübersicht und hier noch 7 Top-Sommevents)
Die Veranstalter-Crew des Nova Rock ist immer darauf aus, das Festival jedes Jahr ein Stück weit besser zu machen. Sanitäranlagen, Kulinarik-Angebot, An- und Abfahrtslogistik, Band-Angebot und vieles mehr wird laufend analysiert und verbessert. Am Ende läuft dieser Organisationskomplex bei Ewald Tatar zusammen. Er ist nicht nur das Mastermind hinter dem Nova Rock, sondern auch von vielen anderen Musik-Großveranstaltungen im In- und Ausland. Trotz stressiger Tage vor dem Festival, konnten wir ihn für ein Interview erreichen.
Soweit geht es mir ganz gut, es ist aber viel zu tun. Wir sind ja mitten in der “Rush Hour” bezüglich Nova Rock. Es gibt täglich zig Dinge, die auftauchen und gelöst werden von meinem Team und mir. Das ist aber auch nichts Neues. Das gehört dazu. Viele Sachen sind schon Routine. Trotzdem. Es wird von Jahr zu Jahr intensiver, was man auch heuer merkt.
Vor allem auf Produktionsebene. Es ist nämlich mittlerweile so, dass fast jeder mit seiner eigenen Show und/oder Produktion ankommt. Das macht es nicht gerade einfacher für uns. Für das Publikum ist es wiederum großartig. Der Zuseher und die Zuseherin bekommen da vollstes Programm geboten. Für uns halt ein Mehraufwand, den wir aber gerne angehen. Damit das Bestmögliche zustande kommt. Das ist immer unser Ziel.
Ich sag’ es dir ganz ehrlich. Ich hoffe, da gibt es nichts mehr. Weil, wenn es noch zu Überraschungen kommt, sind es welche, die eher böse sind. Die möchte ich mir echt ersparen. Aber gute und schöne Überraschungen nehme ich gerne. Ansonsten möchte ich aber auch nichts aufzählen. Man möchte ja nichts herausfordern.
Naja, natürlich gibt es noch Wunschkonzert-Acts. Da wäre zum Beispiel AC/DC, aber das wird es am Nova Rock nicht spielen. Für mich ist es auch viel wichtiger, ein Line-up zusammen zu bekommen, das die Leute als ausgewogen und abwechslungsreich empfinden – gerne auch als überraschend. Zum Beispiel mit neuen Acts. Das ist wichtig. Natürlich wird es auch immer schwieriger die Speerspitzen-Acts auf Festivals zu buchen. Sie spielen schon sehr oft ihre eigenen Stadion-Tourneen. Diesbezüglich wird sich auch das Booking ein wenig ändern in den nächsten Jahren. Das nimmt natürlich nichts von der Qualität weg. Wir werden weiter mit voller Energie arbeiten, so wie wir es immer schon getan haben.
Natürlich gibt es jedes Jahr tolle Neuerungen. Einige davon werden die Leute vor Ort erleben dürfen. Da möchte ich auch nichts vorweg nehmen. Man lässt sich immer wieder etwas einfallen.
Ganz besonders freue ich mich heuer darauf, dass es heuer nicht regnen wird, wir durchschnittlich 25 Grad haben werden, es nicht staubig ist und kein Wind gehen wird. So wie es immer schon am Festival war. (lacht.) Aber im Ernst: Es ist schon etwas Tolles, wenn man aufs Line-up musikalische Farbtupfen wie einen Keanu Reeves bekommt. Der ist grundsätzlich eher für anderes bekannt als auf der Rockbühne zu stehen. Solche Leute geben dem Festival einen Hollywood-Touch. Diese Erlebnisse machen diese Arbeit bis heute für mich spannend und interessant.
Insgesamt sind in diesem Jahr 88 Artists auf den drei großen Stages Red, Blue und Red Bull vertreten. Hier findest du jene Artists, die wir dir besonders ans Herz legen. Wenn du wissen möchtest, wer wann spielt, scroll einfach ganz unten. Da findest du das gesamte Line-up inklusive der fixierten Running Order.
Wie schon von Ewald Tatar im Interview angeteasert, weht in Nickelsdorf ein Hauch Hollywood. Keanu Reeves spielt von 17:40 bis 18:40 Uhr mit seiner Band Dogstar auf der Blue Stage. Dogstar steht für ehrlichen Rock ohne viel Firlefanz. Nach einer zwischenzeitlichen Trennung Anfang der 2000er Jahre feierte die Band letztes Jahr ihr Comeback und spielt heuer erstmals in Österreich.
Den Act direkt danach auf derselben Stage solltest du auch unbedingt am Zettel haben: Jane’s Addiction sind der Inbegriff für vielseitiges Spiel und großartige Live-Momente. Nicht zuletzt wegen Dave Navarro. Angefangen im Hard Rock, dann mit stilerweiternden Funk-Momenten, wurde diese Band zum Wegbereiter für die Grunge-Szene. Sie spielen von 19:10 bis 20:10 Uhr. Über den Headliner Green Day (22:30-00:50 Uhr) gibt es ausreichend Superlativen. Billie Joe Armstrong und seine Truppe werden einmal mehr zeigen, wie Live-Entertainment mit enorm viel Publikumsinteraktion geht. Mit dabei haben sie ihr neues Album Saviors.
Etwas progressiver ist hingegen unsere Empfehlung auf der Red Bull Stage. Long Distance Calling eröffnen auf dieser Bühne (15:15-15:45 Uhr). Ihre meist rein instrumentalen Nummern brillieren einerseits mit komplexen Rhythmen, die im Live-Setting auch leicht hypnotisierend ankommen. Für unseren Geschmack passt dieser Act eher in der Abenddämmerung, dennoch sollte man sie sich nicht entgehen lassen.
Der zweite Festival-Tag hat viele feine Schmankerl zu bieten. Vor allem die österreichische Musikszene ist mit Artists toll vertreten. Bei Folkshilfe (18:05-19:15 Uhr, Red Stage) ist beste Stimmung garantiert. Ihre Musik ist zwar nicht typisch für Rock-Puristen, doch das macht gar nichts. Zu dritt sorgen sie für Stimmung, die sonst manchmal Bands mit fünf Mitgliedern nicht mal im Ansatz erreichen. Gleichzeitig bietet das Setting in Nickelsdorf der Band auch eine willkommene Abwechslung zu ihrer derzeitigen Akustik-Tournee. Hier können sie wieder Vollgas geben.
Auch AUT of ORDA halten die rot weiß rote Flagge hoch. Paul Pizzera, Daniel Fellner und Christopher Seiler bekamen nach nicht einmal einem Jahr seit ihrer Gründung immerhin den Co-Headliner Slot auf der Red Stage zugesprochen (21:25-22:40 Uhr) Seiler zeigt sich entsprechend motiviert im Gespräch mit den Helden der Freizeit: “Ich freue mich sehr darauf. Mit der Formation ist es doch ein bisschen anders, es macht aber mit allen meinen Bands einfach Spaß auf diesem Festival zu spielen!” Eines musste er aber dann doch zugeben: “Vor dem ersten Gig am Nova Rock war ich sehr nervös, beim nächsten fast nicht mehr und jetzt bin ich es absolut gar nicht mehr. Es hilft, dass auch einige Member der Seiler und Speer Band hier dabei sind. Da kann ich mein Routine-Programm vor dem Auftritt locker abspulen.”
Letztes Jahr noch eine Vermutung, jetzt Tatsache. Am Nova Rock 2024 spielen Sum 41 ein letztes Mal, bevor sie sich auflösen. (19:20-20:30 Uhr, Blue Stage), Sie gehen als Legenden des Pop Punk. Wir erwarten ein Ende mit Knall und einer Vielzahl ihrer legendärsten Hits. Vor ihnen sind die Sportfreunde Stiller (ab 17:40 Uhr) gern gesehene Österreich-Gäste – in diesem Interview mit den Helden der Freizeit beim Nova Rock erklärten sie uns, welche wichtige Rolle Festivals gerade nach Corona spielten.
Nach diesen zwei furiosen Gigs kommt mit Avril Lavigne um 21 Uhr eine Sängerin, die als echte Ikone der späten Neunziger und frühen Nullerjahre gilt. Lange Zeit war sie weg von der Bildfläche, aber seit sie um das Jahr 2020 ihr Comeback feierte, zeigt sie mehr denn je, wie viel sie drauf hat. Der Abschluss der Konzert-Riege an diesem Tag auf der Blue Stage gehört Maneskin. Eine Band, die seit ihrem ESC-Sieg von Meilenstein zu Meilenstein eilt und eindeutig untermauert, wie lebendig die Rockmusik von heute ist!
Am letzten Nova Rock Day geht es traditionell quantitativ ruhiger zu. Die Red Stage bleibt sogar ganz leer. Dafür geht es vor allem auf der Blue Stage rund: Den Beginn machen standesgemäß Wendi’s Böhmische Blasmusik (11:00-11:45 Uhr). Wer diese Volksmusik-Formation noch nicht gesehen hat, kann nicht behaupten das Nova Rock wirklich erlebt zu haben. Helden-Versprechen: Das ist weit mehr als musikalisches Frühshoppen. Mit Babymetal betritt um 17:00 Uhr der voraussichtlich schrillste Act die Bühne. Was an Show und Entertainment bei dieser Kawaii-Metal-Band auf der Bühne für alle Sinne geboten wird, ist crazy.
Letztes Jahr haben die Glazed Curtains am meisten unter dem Aggregat-Ausfall auf der Red Bull-Stategelittet. Während ihre Kolleg:innen der Leftovers noch am selben Nova Rock ihren Auftritt nachholen konnten (und so noch Zeit für dieses spannende Interview mit uns hatten), mussten die Curtains gänzlich ohne Auftritt Nickelsdorf verlassen. Heuer können sie das nachholen und endlich ihr Debüt beim Festival feiern.
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Aufmacherfoto: (c) David Bitzan
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.