Es kann nie genug Affen geben. Nach der Conclusio der ersten Reboot-Trilogie von Planet der Affen startet nun ein weiteres Sequel, das 300 Jahre nach Caesars Tod angesetzt ist. Action, Spannung und viele Affen auf Pferden also garantiert. Unsere Kritik zu Planet der Affen: New Kingdom.
von Susanne Gottlieb, 10. 5. 2024
Es war einer dieser seltsamen Momente. Wenn ein populäres Franchise auf Initiative eines Studios (nicht auf Druck des Publikums) wieder aufgegriffen wird und nicht in einem billigen Ausverkauf der Idee endet. Wenn es sogar etwas Großartiges schafft, das den kultigen Vorgänger noch übertrifft. Die 1968-Version von Planet der Affen mit Charlton Heston ist legendär. Doch nichts seither reichte an diesen Erfolg heran. Dann entstand ab 2011 mit Andy Serkis als weiser Schimpanse Caesar eine neue Filmreihe, die geschickt Themen rund um Rassismus, Doktrinen, Krieg und Zwei-Klassen-Gesellschaften mit spektakulärer Action und gelungenen Special Effects verwob.
Nach den drei Filmen Planet der Affen: Prevolution, Revolution und Survival entsteht nun sieben Jahre nach dem letzten Teil eine neue Trilogie. Wir verraten euch, warum ihr diese nicht verpassen solltet.
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300 Jahre sind seit Caesars Tod vergangen. Von den Kämpfen zwischen Affen und Menschen ist nicht mehr viel übrig. Die Affen haben in einer Welt, die sich die Natur zurück erobert hat, eine Oase geschaffen. Die meisten Menschen wurden von dem Virus, das den Affen Intelligenz einhauchte, im Gegenzug in primitive, verwilderte Sapiens verwandelt. Doch nachdem der einstige, geistige Anführer lange tot ist, haben sich seine Lehren nur mehr bedingt an weitere Generationen vererbt. Neue Konflikte brechen auf.
Der Schimpanse Noa (Owen Teague) lebt mit seinem Stamm in einer Kolonie von Vogelzüchtern. Eines Tages wird sein Dorf von fiesen maskierten Reitern überfallen, Gorillas, die meinen im Auftrag Caesars zu handeln und die Bewohner verschleppen. Zudem sind sie auf der Suche nach einer bestimmten Menschenfrau Mae (Freya Allan – vielen als Prinzessin Ciri aus der Witcher-Netflix-Serie bekannt), die sich im Dorf versteckt hatte. Noa, der die Attacke überlebt, folgt den Affen, um sein Volk zu befreien.
Unterwegs gesellt sich der weise Orang-utan Raka (Peter Macon) zu ihnen, einer der letzten, der noch die ursprünglichen Lehren Caesars kennt. Auch bemerken sie bald, dass ihnen die Frau folgt, und dass sie nicht verwildert ist. Mae ist einer der wenigen Menschen, die sich ihre Intelligenz erhalten konnte. Gemeinsam reisen sie zur Festung, wo der selbst deklarierte Affenkönig Proximus Caesar (Kevin Durand) Noas Stamm gefangen hält. Doch Mae will nicht einfach nur helfen. Etwas existiert in dieser Festung, das für die Zukunft der Menschheit bedeutsam sein könnte …
Er wolle nicht bloß bei den erfolgreichen Vorgängern abkupfern, erklärte Regisseur Wes Ball seine Motivation, die Regie für die neu geplante Trilogie zu übernehmen. Daher entschlossen sich er und Drehbuchautor Josh Friedman zu einem Zeitsprung von 300 Jahren. Das tut dem Film gut. So kann er sich von dem fast schon reduntanten Szenario verabschieden, in dem die letzten Aufgebote der Menschen in den Krieg gegen die Affen und das Virus, das sie einst dezimierte, ziehen.
Vielmehr suggeriert der Film, das dies nun wirklich der Planet der Affen ist. Menschen sind schon fast ein Objekt von Legenden. Ebenso beeindruckend sind die wilden, grünen Welten, die aus dem Verschwinden der Menschheit entstanden sind. Die zerfressenen Wolkenkratzer, vollgewachsen mit Bäumen und Gräsern, sind zwar kein neues Bild, aber mit viel Liebe zum Detail und im Gedanken für die größtmögliche Leinwand umgesetzt.
Doch gräbt man ein bisschen tiefer, entsteht erneut eine Dualität zwischen Mensch und Affe, auch wenn die Karten diesmal neu gemischt sind. Es sind der naive Noa, der sich im Laufe des Films zum Anführer mausern muss, und die abgeklärte, manchmal zwielichtig erscheinende Mae und ihr Verhältnis zueinander, das die Energie des Films bestimmt. Wissen ist Macht schrieb schon Caesar einst and die Höhlenwand. Hier ist es wie ein Virus, das sich krankhaft von falschen Anführern wie Proximus ausbreitet, und die Affen so ihrer Entscheidungsgewalt und ihres moralischen Kompasses beraubt.
Das dunkle Zeitalter nannte man einst das Mittelalter für die Menschen. So ähnlich scheint es auch um die Affen zu stehen. Sie müssen sich aus diesem Sumpf der starren Regelbefolgung befreien, falsche Propheten ablehnen und jenes erleuchtete Wissen zurückerobern, das ihnen einst verloren gegangen ist. Wissen ist auch insofern Macht für Proximus, als dass er sich jener der verlorenen gegangenen Kultur der Menschen aneignen und seiner Art einen künstlich fabrizierten evolutionären Vorsprung verschaffen will.
Hier entsteht die zweite faszinierende Schiene des Films. Menschen ist nicht zu trauen, war stets ein Unterton der Filme, sowie in den Allianzen zu den Affen. Doch nach welchem Maßstab richtet man über eine Kultur, die verzweifelt versucht sich vor dem Aussterben zu bewahren, und dazu bereit ist, auch sehr dunkle Wege zu beschreiten? Mit welchen Recht würde sich Proximus das brauchbare und auch das gefährliche Wissen der Menschen aneignen? Mae mag ihre Gründe haben und in Noa zunächst einen Verbündeten finden. Doch es bleibt den weiteren Filmen, die hoffentlich noch entstehen werden, überlassen, zu zeigen, wie dieser gegenseitige Respekt, aber auch das Schauen auf das eigene Überleben die Beziehungen der Arten bestimmen werden.
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Mehr InformationenPlanet der Affen: New Kingdom ist bildgewaltiges Kino, das erneut gegenwärtige und ernste Themen über Zusammenleben, Gesellschaftsstrukturen und Machtgefüge in seine Handlung verwebt. Nicht verpassen!
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.