The Saga Continues! Als Fan des Wu-Tang Clan erlebte man bei Wien-Gigs schon so manche (nicht nur positive) Überraschung. Was die Herren diesmal in der Stadthalle vor 14.000 ablieferten war stark, professionell und überraschend unaufgeregt. Es hätte aber durchaus noch mehr sein dürfen.
von Christoph König
“Wu Tang is for the Children!” Mit diesem legendären Satz crashte 1998 der unvergessene Ol Dirty Bastard (verstarb 2004) die Bühne der Grammy Awards. 30 Jahre nachdem die Hip Hop Kultband mit Enter the Wu-Tang Rapgeschichte schrieb, könnte man den Satz bereits in “Wu-Tang is for the Parents” umdichten – sind doch sowohl die Bandmembers als auch ihre Fans schon ins ergraute Alter gekommen. Das zeigte sich auch beim Konzert in Wien. Als RZA die 80er und 90er Jahrgänge zum Jubeln aufrief, waren die gegenüber den Jüngeren deutlich in der Überzahl. Der Männerüberhang war auch unübersehbar.
Auch wenn der Kult zuletzt auch von der erfolgreichen Hulu-Serie Wu-Tang: An American Saga befeuert wurde, die hierzulande auf Disney+ zu sehen ist – dass die riesige Stadthalle als Location ausgewählt wurde, zeugte durchaus von Selbstvertrauen. Doch die Rechnung ging auf – vermutlich weil es das einzige Konzert im deutschsprachigen Raum in Europa war, war die Halle mit 14.000 Menschen hervorragend gefüllt, strömten viele Fans von weither in die österreichische Bundeshauptstadt
Vor dem Konzert war die große Frage. Würde der Wu Tang Clan diesmal wirklich in kompletter Besetzung kommen, so wie es der Veranstalter oder Oeticket versprach?
Tatsächlich wirkte die Ansage ziemlich mutig: Die Wien-Konzerte des Wu Tang Clans und ihrer Soloartists waren immer schon eine große Wundertüte. Beim letzten gemeinsamen Auftritt in der Wiener Arena 2015 fehlten mit RZA, Method Man und Raekwon drei der wichtigsten Members – das Konzert fiel dann in die Kategorie “eh okay”, die 3000 Fans hatten ihren Spaß.
Diesmal waren RZA und Reakwon dabei, was vor allem im Fall von RZA ein Glücksfall war – denn der war vom Start weg auf der Bühne einer der Aktivsten. Nur Method Man fehlte wie schon in Novi Sad. Der 52-Jährige arbeitet aktuell lieber an seinen Filmprojekten und Muckis, um demnächst als Actionstar durchzustarten – statt neuer Lyrics präsentiert er auf Instagram lieber wie er über 150 Kilo im Bankdrücken und 227 Kilo im Kreuzheben schafft. Seinen Fans erklärte er zuletzt, in seinem Alter hätte man halt viele Optionen und von Plattenverkäufen könnte man seinen Lifestyle und seine Familie nicht mehr finanzieren.
Der Überraschungsfaktor ist bei einem Wu-Tang Auftritt in Wien jedenfalls nichts Neues. Man erinnert sich an ein Ol Dirty Bastard-Konzert in der Arena, bei dem er im Drogenrausch während des Gigs von der Bühne sprang und im Publikum verschwand. Oder an ein RZA-Konzert im Gasometer, bei dem das Mastermind des Wu-Tang Clan so viele Stunden verspätet (um 1 Uhr früh!) auf seinem vorbereiteten Thron auf der Bühne Platz nahm, dass viele Besucher:innen schon wieder gegangen waren als er anfing. Es gab aber auch positive Beispiele. So lieferte beispielsweise GZA 2019 eine starke Performance im kleinen, aber gut gefüllten Flex – bei dem er sich vor allem auf die Klassiker seiner legendären ersten Scheibe Liquid Swords konzentrierte.
Diesmal bot sowohl die Setlist (fast 1:1 die selbe wie in Novi Sad) als auch die straight gehaltene Show mit Wu-Tang Zeichen und den alten Originalvideos auf einem mittelgroßen LED-Screen hinter dem DJ erstaunlich wenig Überraschendes. Einzig die jetzt immer auch mittourende Band sorgte soundtechnisch für ein paar frische Akzente. Die Songauswahl beschränkte sich fast ausschließlich auf die ältesten Hits der allerersten Scheibe garniert mit ein paar weiteren Kultscheiben wie Shimmy Shimmy, Ice Cream oder Gravel Pit. Fein, dass im Gegensatz zum Serbien-Gig auch Reunited den Weg in die Setlist fand.
Die Stimmung in der Halle war durchgehend auf sehr gutem Niveau – auf der Bühne wirkte vor allem Cappadonna bei seinen Parts topmotiviert. Nach 80 unterhaltenden und starken Minuten fragte man sich dennoch, warum nicht noch mehr geboten wurde. Wenn schon der Clan in fast voller Besetzung antrat und eine derart große Menge Hardcore-Fans vor sich versammelte, warum packte er nicht noch viel mehr Hits aus? Jeweils einer aus den vielen großartigen Einzelalben hätte locker genügt, um ein wahres Konzertfeuerwerk zu zünden. Wenn der 73jährige Bruce Springsteen 3 Stunden Nonstop abliefert, warum schaffen die immer noch fitten Wu-Tang-Members gerade einmal die Hälfte?
Während man das noch als Jammern auf hohem Niveau sehen kann, eine echte Enttäuchung war hingegen der Merchandising Stand – ausgerechnet bei jener Band, die mit ihrer Wu-Wear in den 90ern und bis heute die Kleiderschränke so vieler Hip Hop Fans prägte und das Thema Merchandising im modernen Musikgeschäft auf ein neues Level hob. Zwei schwarz-weiß Hoodies und ein Leiberl, dessen Design mehr nach einem gefälschten Shirt vom Mexikoplatz aussah. Aber gut, wir waren ja wegen der Musik da. Und da war die Performance mit ihrem wunderbaren oldschool-Charme durchaus befriedigend.
Bang Bang (My Baby shot me down)
Clan In The Front
Bring Da Ruckus
Da Mystery of Chessboxin
One Blood Under W
Wu Tang Clan Aint Nuthing Ta F’ With
Shame On A Nigga
Can It Be All So Simple
Protect Ya Neck
Uzi (Pinky Ring)
C.R.E.A.M.
Method Man
Run
For Heavens Sake
Shimmy Shimmy Ya
Got Your Money
Ice Cream
Gravel Pit
Triumph
Come Together
Reunited
4th Chamber
Outro Medley
Smells like teen Spirit
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Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.