Der neueste Film des Animations-Powerhauses Disney-Pixar, stellt die Frage, ob Feuer und Wasser wirklich gemeinsam funktionieren können. Lest in unserer Elemental Kritik, ob der Film diesem faszinierenden Konzept gerecht wird!
von Paula König
Seit fast 20 Jahren begeistert das preisgekrönte Animationsstudio Pixar sein Publikum, sowohl jung als auch alt. Über die Jahre sind 26 Filme entstanden und am 22. Juni wird es noch einer mehr. Der neueste Film des Studios, Elemental, kommt endlich in die österreichischen Kinos.
Zwei Faktoren zeichneten Pixar schon immer aus: Ihre emotionale Art des Storytellings und ihre herausragende Technik. Vor zwei Jahrzehnten dominierte Pixar wahrlich den Animationsmarkt mit ihren Projekten. Filme wie Toy Story (1995) werden höchstwahrscheinlich für immer als Meisterwerke ihrer Zeit angesehen werden. Anfang der 2000er gab es noch nicht die Technik, die das Team für ihre Filme haben wollte – deswegen entwickelten sie sie einfach selbst. Zu den bahnbrechensten Entwicklungen zählen beispielsweise die Darstellung von Wasser in Findet Nemo (2002) oder von Fell und Haaren in Die Monster AG (2001). Heutzutage sind sie nicht mehr allein mit ihrer technischen Expertise, was bedeutet, dass die Qualität ihrer Geschichten umso wichtiger wird.
Kann Elemental da mithalten und es in unser Ranking der 10 besten Pixar-Filme schaffen? Ihr lest es hier.
Elemental ist ebenso eine spannende wie sehr emotionale Reise nach Element City, eine Welt, in der die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft zusammenleben. Der Film begleitet Ember (Leah Lewis) – eine taffe, schlagfertige und, im wahrsten Sinne, feurige junge Frau – deren Freundschaft zu einem – nah am Wasser gebauten – Typen namens Wade (Mamoudou Athie) ihre Überzeugungen über die Welt, in der sie leben, in Frage stellt: Denn Gegensätze ziehen sich eben doch an, wenn man die richtige Person trifft! Und so kommt es auch zu dieser besonders außergewöhnlichen Liebesgeschichte.
Auch wenn die Einspielergebnisse zum Kinostart im Vergleich zu anderen Picar-Filmen etwas ernüchternd sind: Elemental ist ein solider Familienfilm, der auf den Grundbausteinen von Disneys üblichen Projekten aufbaut. Man nehme eine Prise Wall-E (2008), dazu ein wenig Zootopia (2016) und vielleicht noch ein Schuss Luca (2021) und schon hat man den neuesten Pixarfilm. Das ist aber nicht unbedingt etwas Schlechtes. Besonders nach den schwachen Perfomances von Disneys-/Pixars letzten Filmen (Lightyear und Strange World) ist es gewinntechnisch bestimmt schlau, etwas zurück zu den Wurzeln zu gehen. (Allerdings waren diese Filme sowohl durch die COVID19-Pandemie als auch durch ein objektiv schlechtes Marketing geschwächt. Beide gibt es jetzt auf Disney+ zu sehen!)
Während mit Trailern und Teasern zu Elemental vor allem die Liebesgeschichte angepriesen wird, hat der Film noch viel mehr zu bieten. Nur zwei Wochen nach dem Release von Spider-Man: Across the Spiderverse (Hier unser Fazit zu diesem Animationsspektakel!) müssen sie auch mehr bieten.
Die Geschichte baut sich langsam auf. Vielleicht etwas zu langsam. Ein chronologischer Einstieg in einen Film ist natürlich eine simple Art zu erzählen, wie es zu dem aktuellen Stand der Dinge gekommen ist. Man denke dabei an Oben (2009): Einer der stärksten und emotionalsten Opening Sequenzen eines Animationsfilms aller Zeiten. Eben ganz so rührend ist es in diesem Film aber nicht.
Ember ist die Tochter einer Immigrantenfamilie. Sie gehört der ersten Generation an, die ihr Leben in der Großstadt beginnen kann. Und eben dieser Teil ihrer Geschichte ist nicht unbedeutend. Neben der Liebesgeschichte ist die Dynamik zwischen Ember und vor allem ihrem Vater besonders wichtig. Es geht um Erwartungen und Vermächtnis. Es geht um das Zurückgeben dessen, was ihre Familie für sie aufgegeben hat. Um diesen Druck. Und neben dem Druck, ihrer Familie gegenüber schuldig zu sein, gibt es auch den Drang, in dieser neuen Gesellschaft akzeptiert zu werden.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht zweifelsohne die sprießende Romanze zwischen Ember und Wade. In den vergangenen Jahren hat sich die Konstellation aus mürrischer Freundin und lebensfrohem Freund zu einem beliebten Motiv in romantischen Büchern und Filmen entwickelt, und Ember und Wade verkörpern diese Dynamik auf charmante Art und Weise. Das Paar ist in vielerlei Hinsicht gegensätzlich und passt doch perfekt zueinander. Ihre Beziehung entwickelt sich aus dieser Gegensätzlichkeit heraus, während sie lernen, einander zu verstehen und ihre Unterschiede zu akzeptieren.
Bei der Darstellung dieser Liebesgeschichte wird die Tiefe und Komplexität der Beziehung zwischen Ember und Wade nicht nur oberflächlich dargestellt. Es geht nicht nur um das Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Persönlichkeiten, sondern auch um das Wachstum und die Veränderungen, die sie durch ihre Liebe zueinander erfahren. Außerdem kommt der Aspekt der gesellschaftliches Akzeptanz dazu.
Elemental ist ein beeindruckender Pixar-Film, der die Stärken des Studios, emotional berührende Geschichten und herausragende Animationen, meisterhaft vereint. Obwohl er auf bekannte Motive und Elemente früherer Projekte zurückgreift, gelingt es ihm, zu fesseln und zu begeistern. Mit Elemental präsentiert Disney eine Geschichte, die eben sowohl systematischen Rassismus als auch eine herzerwärmende Liebesgeschichte thematisiert. Das Studio zeigt erneut seine Vielseitigkeit und lässt die Zuschauer:innen mit einem Gefühlschaos zurück. Eines ist sicher: Taschentücher sollten für diesen Film griffbereit sein!
In unserem Seher-Bereich gibts weitere Reviews zu Pixar Filmen:
Alles steht Kopf 2 – Kritik
Soul – Review zum Pixar-Film über Depressionen
Fotos: (c) Disney
Hello There! Paula König produziert für die Helden der Freizeit seit 2021 Artikel und Social Media Content vor allem zu Kino, Streaming und Events. Dazu arbeitet sie im Bereich Video, Grafik und Schnitt für TV-Produktionen von TVFriends.