Der kongeniale Bühnenspezi von Paul Pizzera im großen Interview mit den Helden der Freizeit. Der ehemalige Wiener Sängerknabe über das aktuelle Pizzera und Jaus Programm Comedian Rhapsody, das gemeinsame Kochbuch mit seiner Mutter und wieso er nicht den einen Musikhelden nennen kann.
von Patrick Meerwald und Verena Fink
Otto Jaus weiß bescheid, wie er das Publikum begeistert. Gleichzeitig ist er extrem dankbar, wenn sein Tun berühren kann. Er hat Schmäh und kann großartig singen. Gemeinsam mit Paul Pizzera bildet er eines der erfolgreichsten heimischen Musikerduos, die es derzeit gibt.
Wir trafen Otto Jaus im Globe Wien zum großen Helden der Freizeit Interview. In unserem Talk ging es um die aktuelle Tour, Erinnerungen an die Zeit bei den Wiener Sängerknaben, wie ihn seine Leidenschaft zum Kochen mit seiner Mutter verbindet und er Vorwürfe in Beziehungsstreits wie “du bist ja wie deine Mama” als Kompliment sieht.
Es ist eine komplett neue Geschichte. In der Hinsicht, dass wir auch musikalisch anders aufgestellt sind. Wir haben unter anderem auch eine A Capella Gruppe dabei, die uns bei vielen Songs begleitet. Sie besteht aus einigen ehemaligen Sängerknaben. Diese Integration ist wirklich neu. Wer also geglaubt hat, er kennt alles von Pizzera und Jaus, dem werden wir das Gegenteil beweisen.
Es ist so, dass wir unsere kompletten und exklusiven Kabarettblöcke von früher weglassen, weil wir schon so viele Songs im Repertoire haben, die das Publikum auch erwartet und sonst das Konzert zu lange werden würde. Die haben immer so 20 Minuten insgesamt gedauert. Doch jetzt geht es sich nicht mehr aus, weil alleine die Songliste schon aus mindestens 21 Liedern besteht. Doch keine Sorge, das Kabarettistische kommt nicht zu kurz.
Wir mussten Kabarettblöcke streichen.
Otto Jaus berichtet von den Konzept-Adaptionen
Es ist ein Mischmasch aus beidem. Bei uns haben manche Lieder einmal mehr das Musikalische und das andere Mal mehr das Kabarettistische. Diese Art Kunst ist ja auch nicht unbedingt neu. Zum Beispiel hat es das auch schon bei der EAV gegeben. Ich denke, das Eine schließt das Andere ja nicht aus. Es gibt in unseren Sets auch mal völlig kabarettlose Lieder, die zum Beispiel melancholisch sind. Am Ende ist das Ganze eine Berg- und Talfahrt. Uns ist diese Sinuswelle sehr wichtig; damit sich das Publikum nicht nur zurücklehnen kann und immer wieder auch Überraschendes erlebt.
Meine Mama und auch mein Papa haben echt wichtige Rollen in meinem Leben. Weißt du, wenn du in einer Beziehung bist, kommt oft im Streit der Vorwurf: “Jetzt wirst du ja genauso, wie deine Mutter!” oder “genauso, wie dein Vater!”. Da regen sich echt viele auf. Bei mir ist das überhaupt nicht so. Ich denke mir eher: “Ja, ist doch logisch.” Natürlich habe ich von ihnen etwas geerbt. Es wäre eher ur arg, wenn ich nichts von ihnen mitgenommen hätte. Ich fühle mich wirklich sehr verbunden mit meinen Eltern. Sowohl wegen der schönen als auch der schwierigen Momente.
Meine Mutter ist eine sehr gute Köchin, die teilweise ihr ganzes eigenes Leben auf die Seite schieben musste, weil sie drei Kinder großgezogen hat. Meine Großeltern sind schon früh verstorben, mein Vater war beruflich viel unterwegs. Und irgendwie war mir dann recht rasch klar, dass ich das Kochen lernen möchte. Ich wollte nicht die Zeit verstreichen lassen und es im schlimmsten Fall verkackt haben, diese wunderbaren Rezepte nicht gelernt zu haben.
Da entwickelte sich dann der Plan, dass wir gemeinsam ein Kochbuch machen. Es war einerseits wunderschön, andererseits gab es Momente, wo ich mich fragte, warum ich mir das angetan habe. Aber im Endeffekt war es echt super. In meiner Familie können wir beides: Lauthals lachen und streiten bis aufs Blut. So wie eben Familie ist.
In meiner Familie können wir beides: Lauthals lachen und streiten bis aufs Blut
Otto Jaus hat ein dynamisches Familienleben
Ich liebe es, wenn meine Mama Brathendl mit Fülle macht. Das ist für mich ein echtes Kindheitsgericht. Mir geht es da wie dem Kritiker bei Ratatouille, der beim ersten Bissen gleich an seine eigene Kindheit erinnert wird. Ich würde es selbst so gerne so gut, wie meine Mama kochen, doch kann ich es leider nicht. Das Rezept ist nicht so schwer, sie hat dafür die Erfahrung. Wie lange muss es im Ofen sein, wie viel Wasser braucht es etc. Doch ich verbessere mich stetig. Selber koche ich gerne Linsen mit Knödeln, das ist einfach herrlich. In der kalten Jahreszeit koche ich die unterschiedlichsten Suppen. Ich koche einfach echt gerne!
Musikalisch haben sie mal zuallererst sicher ein Fundament liefern können. Das war ein Wahnsinn. Wir waren auf der ganzen Welt auf Tournee. Da siehst du Dinge, die wirklich nicht nur schön sind. Wenn du z.B. durchs Land fährst und siehst, wie Kinder lachend mit einer Dose Fußball spielen. Da merkst du, wie gut wir es haben. Da merkst du, Zufriedenheit ist kein Zustand, sondern eine Einstellung! Dahingehend war die Zeit damals auch sehr prägend für mich.
Manchmal, war ich außerhalb der Sängerknaben-Tourneen aber auch eher weniger motiviert. Doch ehrlich, welcher Schüler geht denn wirklich gerne in die Schule? Dazu noch das Internatsleben nur mit Burschen. Wer das aushalten wollte, brauchte einen starken Background von zu Hause. Zum Glück ist das heute nicht mehr ganz so schlimm. Ich, für meinen Teil, will die Zeit aber auf jeden Fall nicht missen.
Die dreimal ausverkaufte Stadthalle war genial, oder das erste Mal Donauinselfest, beides einfach beeindruckend. Mir bleiben aber besonders die Momente in Erinnerung, wenn ehrliche Emotionen vom Publikum zurückkommen. Wenn dann Zuschauer nachher zu dir kommen und dir sagen, dass sie einen der schönsten Konzert-Momente ihres Lebens gehabt haben. Das sind die Erlebnisse, die wirklich hängenbleiben. Es ist nicht selbstverständlich, dass Musik Zuhörern so nah geht. Das mache ich mir regelmäßig bewusst.
Es gibt so viele unfassbar gute Musiker. Da wäre es schade, nur Einzelne rauszupicken. Ich kann dir aber eines so sagen: Es gab mal ein Konzert des sogenannten “All Star Jam”. Da sind Fat’s Domino, Bob Dylan, Mitglieder der Rolling Stones und viele mehr auf einer Bühne gestanden. Da war die Creme de la Creme der damaligen Zeit dabei. Ich wäre schon happy gewesen, wenn ich für die Musiker nur die Kabel angesteckt hätte. Das war einfach unfassbar, da wäre ich gern dabei gewesen.
Zusatztipp! Auf unserer Instagramseite hat uns Otto noch diesen spaßigen Wordrap reliefert.
Es ist sehr spannend, was Künstler:innen fernab der Stage zu berichten haben. Lest bei uns, was sie inspiriert, bewegt, ausmacht und in ihrer Freizeit begeistert:
Rose May Alaba: “Ich habe keine Angst, Barrieren zu brechen!”
Adel Tawil: “Ohne Bühne, ohne Applaus, nicht viel war übrig!”
Eric Papilaya: “Musiker sein, ist wie ein Marathon, nur ohne Ziel!”
Wiener Blond: “Unser zweites Wohnzimmer ist das Kaffeehaus!“
Aufmacher: (c) heldenderfreizeit.com
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.