Ant-Man kehrt für ein drittes Soloabenteuer zurück und leitet die Phase 5 des MCU ein. Ant-Man and the Wasp: Quantumania bringt viel Action, einen neuen Superbösewicht, aber leider auch gepflegte Langeweile.
von Susanne Gottlieb
16. Februar 2023: Wir kennen ihn vor allem als den lustigen Nebencharakter, den unwahrscheinlichsten Avenger von allen. Doch ohne Ant-Man (Paul Rudd) hätten die Superhelden das Universum nicht vor Thanos retten können. Seine Pym-Partikel-Technologie erlaubte es, dass die Avengers durch die Zeit reisen konnten und so den großen “Snap”, in dem das halbe Leben in der Galaxis verschwunden war, umkehren konnten.
Daher darf Ant-Man nun auch die wichtige fünfte Phase des Marvel Cinematic Universe einleiten. Vorbei ist das Einführen oder Verabschieden alter Figuren. Nun kommt mit Kang (Jonathan Majors) ein neuer Bösewicht, nun müssen die Superhelden bald erneut enger zusammenrücken. Doch nach der etwas enttäuschenden vierten Phase, kann Ant-Man endlich wieder etwas Schwung in das MCU bringen? Nicht ganz. Vielmehr krankt er extrem an den Problemen, die die Filme schon seit einiger Zeit quälen.
Bessere Superhelden-Unterhaltung? Mit Shazam 2 schickt auch DC einen neuen Film ins Rennen, ob der empfehlenswerter ist, kannst du hier in unserer Filmkritik nachlesen.
Einst rettete er mit den Avengers die Welt vor Thanos. Nun ist er ein gefeierter Star. Auch wenn Scott Lang (Paul Rudd), alias Ant-Man, gerne einmal mit Spider-Man verwechselt wird. Doch statt neue Herausforderungen zu suchen, ruht sich der Superheld ein wenig zu sehr auf seinen Lorbeeren aus. Etwas, was sich auch in der Beziehung zu Tochter Cassie (Kathryn Newton) niederschlägt, die nach wie vor die Welt verbessern will. Traumatisiert von dem Umstand, dass sie ihren Vater fünf Jahre im Quantum Realm (dem subatomaren Raum) verloren hatte, hat sie gemeinsam mit Hank Pym (Michael Douglas) und Hope van Dyne (Evangeline Lilly) an einem Sender in das Realm gebastelt.
Doch Hanks Frau Janet (Michelle Pfeiffer) reagiert mit Panik auf die Idee, das Quantum Realm zu kontaktieren. Und sie hat Recht. Plötzlich werden alle fünf von dem Sender verschluckt und finden sich im subatomaren Raum wieder. Und ihre Ankunft ist nicht verborgen geblieben. Denn hier unten haust noch eine weitere Person aus einer anderen Welt. Kang the Conqueror (Jonathan Majors) hat eine lange Vergangenheit mit Janet. Sie und ihre Familie haben etwas, das er braucht, um dem Realm zu entkommen und das Multiversum zu unterjochen. Die Jagd auf Scott und seine Liebsten ist somit eröffnet.
Endlich tut sich wieder etwas bei Marvel, könnte man meinen. Nach einer etwas durchwachsenen vierten Phase können wir nun endlich einen ersten Blick auf den neuen Oberbösewicht Kang erhaschen. Und Jonathan Majors macht das gut. Sehr gut sogar. Seine Interpretation der Rolle ist eines der Highlights des Films. Auch das Design des Quantum Realms macht Spaß. Man merkt, dass Peyton Reed viel Zeit am Set von The Mandalorian verbracht hat. Die ganze Welt erinnert stark an das Star-Wars-Universum, wenn auch etwas überdrehter und chaotischer.
Doch so lustig und bizarr die Welt auch ist, so düster und dröge ist das Drehbuch. Ant-Man hatte seine Nische stets in den kleinen Heist-Filmen, wo ein lustiger Ameisenmensch sein Umfeld mittels Schrumpf-Technologie rettete. Exzentrisch genug, dass einst Edgar Wright beim ersten Film hätte Regie führen sollen. Nun versuchen Reed und sein Drehbuchautor Jeff Loveness dem Ganzen einen ernsteren Ton zu geben.
Das wäre auch gar nicht das Problem per se. Auch wenn man die Abwesenheit alter lustiger Sidekicks wie Michael Peña natürlich spürt. Doch der Ant-Man and the Wasp: Quantumania leidet unter dem selben Problem wie viele andere Marvel-Filme inzwischen auch: Er ist ein Sklave der größeren Geschichte der Reihe, versucht allzu viel neue Info reinzustecken ohne sich die Zeit zu nehmen, sie zu erklären. Waren das Multiversum bei Doctor Strange und Spider-Man noch ein lustiger Cameo-Gag-Reel, so führt Ant-Man nun wieder die Regeln dieser Welt ein und überlässt die Erklärung der Annahme, dass alle die Serie Loki gesehen haben.
Zeitlinien, Varianten, das Chaos deren Vehedderung – das alles sind Wörter, die hier groß herumgeschmissen werden. Aber die Handlung entwickelt dabei nie die Dringlichkeit, die sie glaubt vermitteln zu können. Vielmehr wirkt der Humor, eines der wichtigsten Merkmale der beiden Vorgängerfilme, diesmal ziemlich zwanghaft reingedrängt, fehlplatziert und aufgesetzt. Wenn ein Schleimwesen davon träumt, so wie Menschen mehrere Löcher zu haben, ist es eher abstrus als wirklich die locker-flockige Art, die man sich von dem Film erhofft.
Ant-Man and the Wasp: Quantumania bietet zwei Stunden durchgestylte Action und unterhält auch durchaus lebhaft in seinen besten Momenten. Trotzdem fehlt dem Film die Seele und der Spaß seiner Vorgänger (hier übrigens unser Review zu Ant-Man and the Wasp). Man kann nur hoffen, dass die nächsten Phase-5-Filme besser werden und dann wieder etwas für unser Ranking der 10 besten Marvel-Filme sind.
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.