Vor zwei Jahren verstorben, jetzt der Protagonist einer großartigen Doku über sein Leben. Zur Einstimmung auf Ennio Morricone – Der Maestro präsentieren wir euch die besten Soundtracks des Meisters. Von Spiel mir das Lied vom Tod bis Hateful Eight.
von Susanne Gottlieb
2020 verstorben, ist die Musik und das Werk des italienischen Komponisten Ennio Morricone zeitlos und in aller Munde. Am 20. Dezember gibt es in Wien ein großes Konzert in der Stadthalle in Wien (20 Uhr), mit dem sein Werk gewürdigt wird. Gleichzeitig startet die hervorragende Doku Ennio Morricone – Der Maestro bei uns in den Kinos. Der Meister hatte dabei knapp vor seinem Ableben noch mit Regisseur Giuseppe Tornatore sein Leben und sein Werk an Filmen wie Zwei glorreiche Halunken, Spiel mir das Lied vom Tod, Es war einmal in Amerika, The Mission oder The Hateful Eight Revue passieren lassen.
Abgesehen von einer klaren Filmempfehlung ist es auch immer ein akustischer Leckerbissen, sich noch einmal durch das umfangreiche Œuvre des Künstlers durchzuarbeiten. Und das nicht nur, weil vieles davon in der Doku nochmals aufgegriffen wird. Mit welchen acht Filmen und legendären Melodien ihr anfangen solltet, verraten wir euch hier.
Das Lied aus Zwei glorreiche Halunken ist einer der bekanntesten Momente des Films und eines der berühmtesten Lieder das Morricone je geschrieben hat. Die Filmmusik zog eine Coverversion von Hugo Montenegro aus dem Jahr 1968 nach sich, die ein transatlantischer Top-10-Hit war, später wurde er noch von Metallica gecovert, von Jay-Z gesampelt und tauchte in Dutzenden von Fernsehsendungen, Filmsoundtracks und Werbespots auf. Doch trotz ihrer Allgegenwärtigkeit hat die Musik nichts von ihrer emotionalen Kraft verloren.
Die Musik, die Morricone für seine letzte Zusammenarbeit mit Sergio Leone in Es war einmal in Amerika komponierte, beeindruckte den Regisseur dermaßen, dass er sie am Set spielte, um eine passende Atmosphäre zu schaffen. Das Thema, das Morricone für das zum Tode verurteilte Bandenmitglied Phillip “Cockeye” Stein entwickelt hat, sticht dabei besonders hervor. Nicht zuletzt durch den Einsatz der Panflöte von Gheorghe Zamfir.
The Mission ist eine der großen Ungerechtigkeiten der Filmgeschichte. Für seine Filmmusik hätte Morricone eigentlich den Oscar gewinnen sollen, galt auch lange als der Favorit. Gewonnen hatte ihn dann ausgerechnet Round Midnight. Ein Film, der keine Originalmusik enthielt. The Mission wurde aber später von einem Gremium von Komponisten zur besten Filmmusik aller Zeiten gewählt. 1995 wurde sie in die Filmliste des Vatikans aufgenommen, die ihn als besonders empfehlenswert empfindet. Der Film gehört gerade wegen seiner wunderschönen melancholischen Melodien zu Morricones besten Werken.
Mit seiner vorletzten Filmmusik für The Hateful Eight kehrte Morricone zum Western zurück. Regisseur des Films war Quentin Tarantino, mit dem er eine turbulente Beziehung hatte. Morricone griff auf Werke aus den 70er und 80er Jahren zurück, indem er die Soundtracks der Horrorfilme Das Ding aus einer anderen Welt und Exorcist II als Referenz nahm. Tarantino hatte sich aber mehr Sergio Leone-artige Musik vorgestellt.
Die Mundharmonika mag nur eines von vielen instrumentalen Themen des Italo-Westerns von Sergio Leone sein, aber sie ist zum Sinnbild des Films geworden, der zu einem der Besten des Genres zählt. Leone wollte ursprünglich eine gesamtheiltiche Filmmusik, aber Morricone schlug vor, in einzelnen Szenen Geräusch-Collagen zu verwenden. Jeder Hauptcharakter hat sein eigenes musikalisches Thema. Die Harmonika für den Unbekannten, die Geigen für die Cardinale, das Banjo für den gutmütigen Banditen.
Eine Westernparodie nach einer Idee von Sergio Leone mit Terence Hill und Hollywoodstar Henry Fonda, die an den Kinokassen sehr erfolgreich war. Eine jener Filme, die man nicht gesehen haben muss, um trotzdem den Soundtrack zu kennen. (Falls ihr eine Schwäche für Terence Hill Filme habt, hier haben wir ein Portrait der Legende mit 13 Dingen, die nicht jeder über ihn weiß)
Der Al-Capone-Film konnte 1987 nicht nur mit dem kriminellen Chicago der 30er, dem erfolgreichen Regisseur Brian de Palma und einer tollen Besetzung wie Kevin Costner, Sean Connery und Robert de Niro aufwarten. Auch die Musik von Morricone war, wie anders möglich, außergewöhnlich und gilt heute als legendär. Wie schon bei Es war einmal in Amerika setzte er auch hier eine Panflöte als leitendes musikalisches Motiv ein.
Malèna ist eines dieser Beispiele, in dem Ennio Morricone unvergessene Musik für einen Film komponierte, der selber nicht allzu gut war oder die Zeit überdauert hat. Früher galt das vor allem für italienische Komödien der 60er Jahre, denen er fabelhafte, experimentelle Partituren schenkte. Im Jahr 2000 erschien der Monica-Bellucci-Film Malèna. Der ist zwar sicher nicht schlecht, aber kein Film, der ein kulturelles Erbe hinterlassen hat. Morricones Filmmusik hingegen ist romantisch und bewegend und gehört zu seinen besten Werken in späteren Jahren.
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Aufmacherfoto: (c) Filmladen
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.