Das Stuhleck ist auch im Sommer ein heißer Tipp. Wir sind mit dem Alpenverein Edelweiss vom Pfaffensattel zum Alois Günther Haus am Gipfel gewandert. Wir zeigen dir, warum eine Übernachtung in der Hütte hier besonders reizvoll ist, warum du dabei unbedingt auch einen Abstecher zum östlichsten Hochmoor der Alpen machen musst und: Wie dir dabei ein Drittel von ganz Österreich zu Füßen liegt.
von Christoph König und Patrick Meerwald
Wenn der Neusiedler See das Meer der Wiener ist, dann sind Stuhleck und Semmering die Skiberge der Wiener. Während die Schlangen vor den Liften im Winter mitunter länger sein können und sich hier auch viele Skitourengeher tummeln, ist das Stuhleck im Sommer noch ein ziemlicher Geheimtipp. Dabei braucht ihr mit dem Auto nur gut eine Stunde, schon befindet ihr euch am Fuße des höchsten Bergs der Fischbacher Alpen in der Steiermark. Öffentlich seid ihr schon in eineinhalb Stunden mit dem Zug vom Hauptbahnhof in Mürzzuschlag und nach 9 Minuten Busfahrt in der Talstation. Von dort könnt ihr in 3 Stunden zum Gipfel wandern. Wir haben eine andere und ganz spezielle Tour gemacht.
Geführt von Christoph Weitz, der beim Alpenverein Edelweiss für die Hütten und Wege verantwortlich ist, sind wir an einem herrlichen Herbsttag vom Pfaffensattel (1.372 Meter Seehöhe) gestartet. Hier, bei einem längst nicht mehr betriebenen alten Gasthofsgebäude, gibt es praktischerweise einen Parkplatz. Von dort schlängelt sich der Wanderweg zuerst durch den hübschen Wald und geht dann über der Baumgrenze ziemlich exponiert und gerade stetig ansteigend hinauf zum Stuhleck-Gipfel auf 1.782 Metern. Mit von der Partie sind bei diesen auch drei sympathische Journalistenkolleg:innen: Joe und Daniel vom Mogasi Magazin und Dagmar Postel vom Online Reiseführer ask Enrico.
Übrigens: Falls ihr eine schöne Wanderung mit gemütlicher Hütteneinkehr verbinden wollt, können wir euch auch das Gebiet um die Schneeberg Sesselbahn sehr empfehlen – alle Details dazu haben wir hier für dich.
Diese mittelsteile rund 4 Kilometer lange Strecke ist in eineinhalb Stunden gut zu bewältigen und auch bei Skitouren-Anfänger:innen beliebt. Oberhalb des Waldes weht oft ein strammes Lüftchen, was die vielen Windparks in der Gegend freut und vor allem im Hochsommer sehr angenehm ist. Kindergruppen solls da gelegentlich schon richtig umblasen. Beim Wandern empfiehlt sich hier ganz besonders das Zwiebelsystem, denn je nach Wind und Sonneneinstrahlung switcht unsere Gruppe beim Aufstieg mehrmals zwischen Leiberl und Pulli, langer und kurzer Hose und Jacke. Das Alois Günther Haus ist an diesem sonnigen Traumtag schon von weitem als kleiner Punkt zu erkennen.
Oben angekommen stärken wir uns bei einer zünftigen Brettljausen. Der neue Pächter Andreas und seine Simone haben die Hütte erst im Herbst 2021 übernommen: “Wir sind als Wanderer selbst vor verschlossenen Türen gesessen und haben uns gedacht, wie extrem schade es ist, wenn diese Hütte nicht offen hat.” Nun bewirten sie selbst die Gäste mit viel Herzblut und Einsatz. Das Alois Günther Haus ist eine von 9 Hütten des Alpenverein Edelweiss. Diese Wiener Sektion des Alpenvereins ist dank des enormen Mitgliederzuwachses inzwischen die größte Alpenverein-Sektion in Österreich (90.000 Mitglieder) und hat dabei sogar die Tiroler Sektion überholt. Dabei ist man mit seinen 76 Jahren noch vergleichsweise jung, hat der Alpenverein doch bereits 160 Jahre am Buckel. Doch gerade in den letzten 20 Jahren ist der Zulauf enorm.
Mit seinen hunderten Guides organisiert der Alpenverein Edelweiss über 1.300 Veranstaltungen im Jahr. Da ist vom Wandern über Tourengeher bis zu Klettern und Canyoning alles dabei. “Dabei verbinden wir Bergsport und Naturschutz”, sagt Präsident Georg Lenz über dieses nicht immer friktionsfreie Spannungsfeld. Dass aber das eine nicht ohne dem anderen geht, ist besonders in Zeiten der Klimakrise klar. Der Alpenverein arbeitet eng mit Nationalparks zusammen. Bei der Instandhaltung der Wege und Versorgung der Hütten ist viel Einsatz und Manpower gefragt. Da muss schon richtig angepackt werden. Wie uns Rainer Vogl bei einer Präsentation vor Augen führt. Seit 1986 helfen Jugendliche und junge Erwachsene unentgeltlich bei Umweltbaustellen und Bergwaldprojekten. Erst vor kurzem hat der Alpenverein das Umweltzeichen für seine Bildungseinrichtungen erhalten.
Nachhaltiges Denken ist auf einer Berghütte dem Naturschutz wegen wichtig, aufgrund der oft schwierigen Versorgung der Hütten aber auch schlicht und einfach notwendig. “Viele nehmen das Essen auf einer Hütte für selbstverständlich. Aber das ist es nicht”, erklärt uns Wolfgang Auer, Leiter der 75-Jahre-Alpenverein-Edelweiss-Projekte. Dahinter steckt je nach Lage der Hütte eine komplizierte Logistik. Das Alois Günther Haus ist mit einem Strom- und Kanalanschluss und einer Zufahrtsstraße da schon die “Luxusausführung”. Weil es hier so windig ist, wird am Gebäude gerade der Prototyp einer neuartigen kleinen Windkraftanlage getestet.
Zurück zu unserem Wanderausflug: Nur ein paar Meter oberhalb der Hütte befindet sich bereits das Gipfelkreuz. Dass darauf ein Edelweiss prangt, ist nur Zufall. Von hier aus sieht man an klaren Tagen ein Drittel von ganz Österreich! Noch dazu ist es einer der wenigen Berggipfel dieser Höhe, die dank Zufahrtsstraße barrierefrei erreichbar sind. Besonders familienfreundlich ist von hier aus die Wanderung zum Schwarzriegelmoos auf der Pretul (1.600m). Es geht vom Stuhleck einfach den breiten Weg leicht bergab gemütlich am Berggrat entlang. Die darüberstreichenden Wolken sorgen für eine einzigartige Stimmung. Nach einer Dreiviertelstunde im Schlendertempo erreichen wir das östlichste Hochmoor der Alpen. Hier im Schwarzriegelmoor führt ein 150 Meter langer Holzsteg über das Torfmoos. Da tummeln sich geschützte Arten wie der Bergmolch. Dahinter ragen aus dem Nebel die Windräder und erzeugen mit dem Umfeld und ihrem tiefen Surren eine fast mystische Stimmung.
Am Weg zurück bemerken wir, wie schnell hier das Wetter umschlagen kann. Die Hütte ist nur im Nebel noch dank des blinkenden gelben Lichts am Dach zu finden. Nach einer angenehmen Nacht (mit Blick auf den Vollmond, der auf die Wolkendecke strahlt, die uns wie Watte umgibt) und einem üppigen Frühstück aus der Pfanne gehen wir den Abstieg an. Helden-Tipp! Den Wecker zum Sonnenaufgang stellen, zahlt sich hier besonders aus, denn der ist vom Stuhleck spektakulär, mit einem einzigartigen Weitblick. Gestärkt und zufrieden freuen wir uns schon auf unser nächstes Helden-Abenteuer.
Tipp! Schaut euch hier das traumhafte Reel von unserer Stuhleck-Tour an.
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Hinweis: Dieser Artikel entstand im Zuge einer Einladung des Alpenvereins Edelweiss ins Alois Günther Haus.
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.