Die Zukunft von Camelot wäre nur ein durchschnittliches Worker-Placement-Spiel, das sich kaum von anderen unterscheidet. Wäre da nicht ein Poker- und Bluffelement, das dem Spiel einen überraschenden Spielspaß-Kick beschert. Welche Stärken und Schwächen es hat und für wen es am besten geeignet ist, erfahrst du in unserem Test.
von Christoph König
Name: Die Zukunft von Camelot
Autor: Emanuele Briano
Spieler/Alter: 2-5, ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 – 60 Minuten.
Verlag: Schmidt Spiele
Bei Die Zukunft von Camelot mussten wir sofort an das wunderbare Schatten über Camelot denken, das uns Anfang der Nullerjahre mit seinem liebevollen Design und dem damals noch seltenen kooperativen Spielkonzept verzaubert hat. Mit einem Verräter als Salz in der Suppe. Doch schon das Design der Schachtel ist beim Artus-Saga-Spiel aus dem Hause Schmidt Spiele komplett anders. Mit seiner comichaften Aufmachung richtet sich Die Zukunft von Camelot auf den ersten Blick an ein jüngeres Publikum. Tatsächlich sind auch die Regeln und das Spielkonzept einfacher als beim Namensvetter. Hier spielt man auch ganz klassisch Gegeneinander. Es handelt sich aber ebenfalls um ein einfaches Kennerspiel, vielleicht noch eine Spur familienfreundlicher.
Um was geht’s? Die Zukunft von Camelot ist ein klassisches Worker-Placement-Spiel für 2 bis 5 Spieler:innen. Jede:r verfügt über 13 Ritter, die er in 4 Räumen möglichst geschickt platziert, damit er am Ende die meisten Punkte hat und das Spiel gewinnt. Um 1 bis 3 Ritter einsetzen zu können, muss er sich zuerst für eine Missionkarte entscheiden, die mit Farben festlegt, in welchem Raum er die Ritter einsetzen kann. Dort bekommt er einerseits sofort Punkte, kann aber über spezielle langfristige Ziele zusätzlich Punkte ergattern. So weit klingt das alles sehr ähnlich, wie das zuletzt von uns getestete Mille Fiori (hier unser Review).
Doch der eigentliche Clou des Spiels passiert davor. Jeder muss heimlich festlegen, wieviele Ritter er einsetzt, nimmt diese in die Hand und hält seine Faust in die Tischmitte. Nun schätzen alle nach der Reihe wieviele Ritter insgesamt eingesetzt wurden und geben ihren Tipp mit ihrem Magier im Thronsaal ab. Wer am besten geschätzt hat, erhält ein Merlin-Plättchen und ergattert so Zusatzpunkte. Außerdem wird so die Reihenfolge bestimmt, in der die Spieler:innen eine der fünf Missionskarte wählen dürfen.
Weil es beispielsweise immer nur eine Missionskarte für den Einsatz von drei Rittern ausliegt, kann es passieren, dass Spieler:innen mehr Ritter in der Hand haben als sie tatsächlich einsetzen können. Diese überschüssigen Ritter wandern ins Hinterland. Dort müssen sie (indem man einmal keinen Ritter einsetzt oder durch das Besetzen bestimmter Felder in den Räumen) erst zurückgeholt werden, um sie wieder einsetzen zu können. Das ist wichtig, weil alle in den Räumen eingesetzten Ritter auf ihren Feldern stehen bleiben und einem daher die Ritter mit Fortdauer des Spiels langsam ausgehen. Außerdem dürfen sich aus dem Hinterland zurückgeholte Ritter ein Gralsplättchen mitnehmen. Wer aus den vier verschiedenen Teilen einen vollständigen Gral zusammensetzt, erhält besonders viele Punkte.
Die Zukunft von Camelot würde sich als solides Worker Placement Spiel kaum aus der Masse an Brettspielen herausheben. Und doch gibt es einige Gründe, warum wir es Freunden einfacher Kennerspiele besonders ans Herz legen. Einer ist das gelungene, kompakte Design. Spielbrett, Karten und Spielfiguren sind mit ihren Farben extrem übersichtlich gestaltet und nehmen nicht zu viel Platz am Tisch ein. Der Comic-Look hätte vielleicht eine Spur erwachsener ausfallen können, immerhin handelt es um kein Kinderspiel, hebt aber die Familienfreundlichkeit hervor. Die Regeln sind übersichtlich und schnell erklärt.
Vor allem aber bietet das Spiel mehrere Spielvarianten und somit ordentlich Abwechslung. Denn alle 4 Räume haben auf ihrer Rückseite noch eine zweite Variante (ähnlich wie bei Kingdom Builder). Somit gibt es 16 Optionen für das Zusammensetzen des Hauptspielfelds. Außerdem kann jede:r Spieler:in optional mit einer von zwei einzigartigen Zusatzfähigkeiten eines Helden spielen. Und: Für das Spiel zu zweit, zu dritt oder zu fünft gibt es Sonderregeln. Im Spiel zu Fünft kommt ein Geheimraum zum Einsatz, bei drei Spielern werden bestimmte Felder von einem imaginären vierten Spieler belegt. Und bei zwei Spielern schlüpft jede:r in die Rolle von zwei Teams. Am meisten Spaß macht Die Zukunft von Camelot aber mit 4 oder 5 Spielern.
Der heimliche Star des Spiels ist erstaunlicher Weise das, was eigentlich “nur” die Spielreihenfolge festlegt. Denn das Raten, wieviele Ritter insgesamt eingesetzt wurden, sorgt für Spaß und Interaktion. Es gilt die anderen zu belauern. Auf welche Missionskarten spitzen sie denn. Mit einem geschickten Bluff kann man hier auch die anderen völlig in die Irre führen. Während das Arthus-Saga-Thema bei den Rittern und ihren Aufgaben in den Räumen gut umgesetzt ist, ist es bei den Magiern, die nur die Spielreihenfolge bestimmen, weniger gut gelöst. Sie fungieren nur als Wahrsager – zaubern können sie nicht.
Die Zukunft von Camelot ist für eine schnelle Runde mit Freunden oder der Family super geeignet. Vielspieler und Strategen werden sich am hohen Glücksfaktor stoßen. Das Raten der Ritteranzahl ist das Salz in der Suppe und sorgt für mehr Spaß am Tisch als gewöhnliche Worker-Placement-Spiele. Die Funktion der Magier ist ein wenig verkümmert. Ansonsten ist das Thema hübsch transportiert, die Spielmechaniken sind sehr solide und die vielen Varianten sorgen für Abwechslung und Mehrspielwert. Von uns gibts daher eine Empfehlung für alle, die ein kompaktes familienfreundliches Kennerspiel suchen.
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.